Gönnhardt: Kapitel 51

Krieg.

Die Bordsteine waren bereits hochgeklappt, die Fußmatten eingerollt. In diesem Viertel konnte man seinen eigenen Herzschlag hören. Karlsruhe war in manchen Belangen einfach ein verschlafenes Nest.

Es war eine schwüle Nacht. Aufgeheizte Luft verweilte auf den Straßen, sie drückte auf den Asphalt. In den umliegenden Häusern war es derart warm, Fenster, die sonst verschlossen waren, mussten geöffnet werden. Die halb heruntergelassenen Rollläden sollten vor unerwünschten Blicken schützen, allerdings keinem Windstoß Gegenwehr leisten. Die Beamten und Sachbearbeiter, die in diesen Wohnungen mit ihrem Anhang hausten, schlummerten friedlich. In Gedanken waren sie bestimmt bei den zehn Tagen Freiheit, die der All-Inclusive-Urlaub im Ferienressort symbolisierte. Träumen war einfach etwas Schönes.

Draußen spielten die Ampeln tapfer ihr Farbspiel, obwohl sie in Stunden wie … >>> weiterlesen

Gönnhardt: Kapitel 52

Plan A-.

Es war früh am Morgen. So früh, dass lediglich zwei der Füchse bereit gewesen waren, sich aus dem Bett zu quälen. Es waren die beiden, die eingeteilt waren. Blöd nur, dass die zwei sich ihrer Einteilung widersetzten. Jedenfalls für die anderen Füchse, die nun doof aus der Wäsche schauten.

Guido stand im Keller. Er versuchte so sanft zu sprechen, dass dieser unchristlichen Zeit die nötige Ehre zuteil wurde. Allerdings musste er auch so bestimmt auftreten, dass er ernst genommen wurde. Es war ihm sichtlich unangenehm, die Füchse zu wecken. Doch er brauchte die Hilfe.

Guido sagte mit zittriger Stimme und gerötetem Gesicht: Der Gönnhardt und der Bertram, die beiden sind be… äh … verhindert. Die können gerade nicht. >>> weiterlesen

Gönnhardt: Kapitel 53

Die Geschichte.

Die Geschichte handelte von dem Schicksal eines Kindes. Der kleine Junge wohnte in einem kleinen Haus in einer großen Stadt. Eines Abends, es war ein heißer, anstrengender Tag gewesen, war es wieder Bettzeit. Die Mama brachte den Jungen in das Bett in seinem warmen Zimmer. Sie war froh, die kleine Nervensäge bald los zu sein. Das Zimmerfenster wurde geöffnet, damit das arme Kind wenigstens einen Hauch kühlender Brise abbekam. Ein bisschen Gesang und einen Gute-Nacht-Kuss später konnte sich die Mutter endlich aus dem Zimmer schleichen.

Jetzt hatte sich Mama aber Wein verdient! Die Hitze an diesem anstrengenden Tag hatte nämlich auch an ihren Kräften gezehrt.

Sie hatte es sich noch nicht richtig gemütlich gemacht, da ging das Theater … >>> weiterlesen

Gönnhardt: Kapitel 54

Nach dem Ende.

Guido: Das Ende.

Schorschi: Fehlt da nicht noch was?

Guido: Das war es aber. Mehr weiß ich jetzt noch nicht.

Schorschi und Claudette tauschten Blicke aus. Zufrieden schienen sie nicht zu sein.

Claudette: Aber das war für die Frühschicht. Und wir helfen doch gleich nochmal. Und außerdem sind wir zu zweit. Zwei Füchse, zwei Schichten, also zwei Belohnungen.

Da war was dran.

Einfallsreichtum? Bankrotterklärung. Guido faltete grummelnd die Donnerstagsausgabe des Karlsruher Morgens auf. Dann würde er den beiden jetzt vorlesen. Als Schorschi und Claudette die Köpfe über die Zeitung streckten, wurde ihm klar, dass er einen Fehler gemacht hat.

Claudette verlangte wie üblich, dass er die Überschriften vorlas. Durch seine vorangegangene Märchenstunde war er seiner kreativen Säfte … >>> weiterlesen

Gönnhardt: Kapitel 55

Sinne sammeln.

Bertram nahm das Getöse als Erster wahr. Ohne seinen Fernseher als Ablenkung konnte er der Realität ja nicht mehr entfliehen. Die Geräusche erinnerten ihn an die eine Dokumentation über den gescheiterten Putsch in Humbugistan. So oder so ähnlich hieß der Nomadenstaat, Bertram war sich nicht ganz sicher. Die vielen Reportagen verschwammen miteinander. So ungefähr, wie sich auch dieses Dickicht von Schritten, Rufen und Gemauschel zu einem undeutlichen Lärm vermischte.

Die Sicht aus dem Kellerfenster war eingeschränkt, dennoch konnte Bertram erkennen, was drohte. Er lukte durch das Kellerfenster und sah eine Armee von Klonkriegern aufmarschieren. Zuerst war nur eine Wand aus blauen Hosen zu sehen. Die Menschen gingen zwar nicht im Gleichschritt, aber dennoch bedrohlich und unermüdlich Richtung Schloss. … >>> weiterlesen

Gönnhardt: Kapitel 56

Kalte Dusche.

Ein frischer Wind wirbelte Karlsruhe an jenem Morgen auf. Er fegte vom Marktplatz durch die schmale Gasse zum Platz der Grundrechte. Dort nahm er Fahrt auf, sauste über den Schlossvorplatz und prallte ans Gemäuer der Residenz. Hier suchte er einen Schlupfwinkel an der Fassade des Schlosses, um ins Innere zu gelangen.

Der Wind fand ihn, und wehte pfeifend durch die zertrümmerten Scheiben.

Innen wurde der Windstoß von kauenden Füchsen begrüßt. Es war kein angenehmer Besuch. Bertram wurde das Fell zerzaust, Florentine wurde gegen Schorschi gedrückt und Gönnhardt wurde die Stulle vom Teller gefegt. Wie könnte es auch anders sein: Selbstredend lag die Frischkäseseite unten, als das Brötchen auf dem Boden landete. Kraftlos bückte sich Gönnhardt, er senkte den … >>> weiterlesen

Gönnhardt: Kapitel 57

Kreise ziehen.

Der Vormittag war ereignisreich gewesen, Gönnhardt hatte Gespräche geführt und Entscheidungen getroffen.

Nachmittags drehte Gönnhardt Runden wie Dagobert Duck in seinem Geldspeicher, während er versuchte die Geschehnisse einzuordnen. Grübeln war schon immer eines seiner Laster gewesen, deshalb konnte er still seine Kreise ziehen, ohne von seinen Freunden gestört zu werden. Sie kannten ihren Gönnhardt. Einzig Bertram reckte immer wieder besorgt den Kopf zu seinem Freund. Aber er wusste, dass es Einiges zu verarbeiten gab.

Wer viel nachdenkt kennt es: Entschlüsse werden hinterfragt. Und so geisterten zermürbende Gedanken durch Gönnhardts Kopf: Hatte er einen Fehler gemacht? Konnte er auf die Abmachungen vertrauen? Wieso nicht einfach alles abblasen?

Die Ausgangslage war eigentlich klar: Es musste reagiert werden. Die Emotionen der … >>> weiterlesen

Gönnhardt: Kapitel 58

Marktplatz.

Hammak führte die Hetzjagd an.

Blind vor Blutdurst und ohne Rücksicht auf Verluste folgten die wilden Wölfe ihrer Nummer Zwei. Auf den ersten Metern: Steine wirbelten, Gegenstände wackelten.

Dann trafen die Wölfe auf viele Touristen, die knipsten. Es wurde es unübersichtlich auf dem Schlossvorplatz, wodurch Erwachsene gestreift und Kinder umgeworfen wurden. Statt Slalom zu laufen, ging es für die Wölfe mit dem Kopf durch die Mitte. Den gewaltigen Vorsprung der Füchse hatten die Wölfe dadurch schnell wettgemacht.

Und das bekamen die Füchse zu spüren. Die Wölfe gingen rigoros zu Sache. Brutal wurde es immer wieder für kurze Augenblicke: Die Wölfe schnappten, bissen und kratzten, wenn sie einen der Füchse zu fassen kriegten. Sie sorgten damit dafür, dass die Füchse … >>> weiterlesen

Gönnhardt: Kapitel 59

Enge im Gemenge.

Die Füchse hatten den Marktplatz hinter sich gelassen.

Unsere kleine Gruppe erreichte heftig schnaufend den gefürchteten Engpass, der zum Platz der Grundrechte führte und damit den Weg zum erlösenden Schloss öffnete. Die Luft war rein, niemand hielt sich in der Gasse auf. Dennoch blieb Gönnhardt stehen. Er vergewisserte sich, dass die Wölfe sie immer noch verfolgten. Bertram, der schon ein paar Meter weiter war, bemerkte dass sein Freund gestoppt hatte. Entgegen der Absprache, verwirrt und komplett durch den Wind tat er es Gönnhardt gleich, hielt an und sog Sauerstoff in die brennende Lunge. Diese Pause kam für ihn genau richtig. Die jahrelange Stubenhockerei forderte ihren Tribut. Der Rest der Gruppe verlangsamte, sie wollten nicht getrennt werden.

Florentine: … >>> weiterlesen

Gönnhardt: Kapitel 60

Fenster zum Hof.

Eine Frau beugte sich auf das Lenkrad eines kleinen Lieferwagens. Die Sonne knallte gerade wieder durch die Windschutzscheibe. Sie schaute sich um. Gott sei Dank: Der Himmel hinter ihr zog sich zu. Regen kündigte sich an. Ihr Gesicht war gerötet, sie freute sich auf die bevorstehende Abkühlung. Sie drehte die Klimaanlage dennoch auf.

Puh!

Die Schweißperlen auf ihrer Stirn verschwanden, ihre Poren saugten die Flüssigkeit auf. Dann rieb sie sich die Oberarme. Der Frau war heiß-kalt, sie war nervös. Ein weiteres Mal tastete sie mit den Augen die Fassade ab. Und wieder fluchte sie über den Kerl, den sie einfach nicht fand.

Sie wollte bis zehn zählen, bevor sie die nächste Suchaktion starten würde. Bei drei glitt … >>> weiterlesen