11. Oktober, 17 Uhr 01

Ich habe mir das Schauspiel rund um den Drogenverkauf am Kronenplatz gestern Abend angeschaut. Dort fühle ich mich sicherer als bei dem anderen Treffpunkt. Es verkehren auch normale Menschen. Auch die anderen Typen wirken weniger aggressiv. Wahrscheinlich, weil die Kronenplatz-Gang in der Öffentlichkeit arbeitet. Soll mir recht sein, so verschwimme ich in der Flut an Menschen, die hier ein- und auskehrt. Ich habe mich auf eine Parkbank unweit davon platziert. Kaffee to go und Semmel, dazu was für Notizen. Schein wahren. So stelle ich mir zumindest eine typische Verschnaufpause vor, studentisch eben.

Bei meiner Beobachtung ist mir wieder bewusst geworden, dass ein Leben wie früher zum jetzigen Zeitpunkt keine Option für mich ist. Aussicht auf eine fette Beute und der >>> weiterlesen

12. Oktober, 22 Uhr 21

Ich war heute von Anfang bis Ende in guter Stimmung. Allerdings bin ich dafür jetzt auch ein wenig verkatert. Nicht nur dass mir die Arbeit leicht von der Hand ging, Maas schleimte sich bei mir ein: Er bot mir an, die Schichten flexibler zu legen. Ich vermute, das ist die erste Stufe der Karriereleiter. Wenn er wüsste, dass ich seine Kunden beklaue. Er überträgt mir langsam, aber sicher auch eine neue Aufgabe: die Bestellung beziehungsweise deren Aufstellung. Könnte nützlich werden.

Für den Nachmittag habe ich mich erweichen lassen, einer Verabredung von Anna und ihren Freundinnen beizuwohnen. Ich kann nicht sagen, ob es wahr war, dass die anderen Mädels nach mir gefragt haben, aber es hat gezogen. Ich kam mir geschmeichelt >>> weiterlesen

13. Oktober, 15 Uhr 29

Spurenbeseitigung.

Ich kann mich nicht entsinnen, wann ich das letzte mal genäht habe. Die letzten Socken, die ich flicken musste, dürften schon seit Jahren in irgendeinem Weltmeer verrotten. Aber scheinbar verlernt man Nähen genauso wenig wie Fahrradfahren.

Das Speed ist zum Wegwerfen zu schade, aber ich kann es auch nicht offen herumliegen lassen und bis zum Sankt-Nimmerleinstag lagern. Es wäre ärgerlich, wenn ich das Zeug bei einem Panikanfall den Abfluss runterspülen würde. Man weiß nie, wer zu Besuch kommt und irgendeinen Gegenstand unter der Spüle suchen könnte.Da mir derzeit keine Verwendung für die restlichen Drogen einfällt, brauche ich einen Aufbewahrungsort.

Was ist da besser als die Wohnung einer kleinen, unschuldigen Studentin? Und welcher Ort in dieser kleinen, unschuldigen Wohnung ist >>> weiterlesen

13. Oktober, 15 Uhr 55

Und das war es auch schon. Tat doch gar nicht weh, oder Teddy?

Ich bin zufrieden mit meiner Arbeit. Der Kleine sieht aus, als wäre nichts gewesen. Die Drogen sind sauber verschnürt im Inneren. Der Rücken ist zugenäht, sogar wenn man das Plüschtier drückt, ihn beim Schmusen quetscht, bemerkt man nichts. Den Bären schmuggel ich beim nächsten Besuch wieder hoch. Dann darf er zurück ins letzte Eck. Anna wird gar nichts mitbekommen.

Diese Art von Mittäterschaft ist ein vertretbares Übel, finde ich. Wenn sie schon den Großteil des Drogengeldes indirekt verprasst hat, kann sie nun auch ein wenig Verantwortung übernehmen.

Ich bin das Speed los. Alles drin… bis auf ein kleines Päckchen. Das wird mein Ansichtsexemplar, mein Vorführgerät, wenn ich >>> weiterlesen

14. Oktober, 23 Uhr 52

Heute habe ich mir den Ablauf nochmal angeschaut. Es ist schon erstaunlich, wie diese kleine Schattenwelt im Tumult der Geschäftigkeit untergeht. Wenn man sich die Sache nicht genau anschaut, könnte man meinen, dass die Typen da einfach nur rumgammeln. Ein bisschen auf dem Platz lungern, sich die vorbeilaufenden Damen (oder bei entsprechendem Geschmack halt die Herren) anschauen. Klar: Nicht alle haben eine Aufgabe, die mit dem Verkauf von Drogen zu tun hat. Aber zumindest eine Handvoll von ihnen ist verwickelt. Bei dem Rest wird es sich wohl um die üblichen Taugenichtse handeln.

Diesmal begann ich meine Erkundungstour später. Und wie ich vermutete: Je dunkler der Abend, desto mehr wird verkauft. Das kommt mir sehr gelegen, ich bin hellauf begeistert. Am >>> weiterlesen

16. Oktober, 17 Uhr 21

Wo fangen wir an…

Am besten vorne, oder?

Gestern morgen war ich richtig durch den Wind. Ich konnte nicht einschlafen. Die letzte Uhrzeit, an die ich mich erinnern kann, ist kurz nach 3 Uhr. Ein paar Stunden später klingelte auch schon der Wecker.

Die Kopfschmerzen bekam ich selbst mit dem zweiten Kaffee nicht in den Griff. So wurde der dritte mit Schuss getrunken. Die Migräne war daraufhin weg, aber trotzdem konnte ich mich einfach nicht richtig konzentrieren. Alles, was am Vormittag passierte, lief verschommen ab. Das Erlebte war eine langgezogene Nebensache wie die Dinge, die auf Bildern nicht im Fokus liegen.

Nach der Arbeit legte ich mich nochmal schlafen. Die Ruhe war mehr schlecht als recht. Immerhin verging etwas Zeit. >>> weiterlesen

16. Oktober, 19 Uhr 25

Zurück in der Gegenwart.

Als ich aufgewacht bin, hat mein Schädel tierisch gebrummt. Meine Augen haben nicht richtig funktioniert. Alles verschwommen zu sehen, war ein beklemmendes Gefühl. Wie man es so macht, wenn man morgens aufsteht und nicht alle Sinne beisammen sind: Ich rieb meine Augen. Versuchte es. Denn ein stechender Schmerz setzte meinen Körper in Alarmbereitschaft. Sei vorsichtig!

Durch den Schock war ich plötzlich hellwach, die Sicht war allerdings immer noch eingeschränkt. Ich befühlte meine Lippen: Geschwollen. Mit meiner Zunge tastete ich die Zähne ab. Sie wurde zum Scheibenwischer. Zum Glück klaffte nirgendwo ein Loch.

Nachdem ich vorsichtig sichergestellt habe, dass auch ansonsten noch alles da war, wo es hingehört, wurde mein Blick schärfer. Nicht klar, kein Durchblick, wenigstens >>> weiterlesen

17. Oktober, 12 Uhr 21

Das Krankenhaus ist nervig. Ich verbringe zwar so wenig Zeit in meinem Krankenbett wie möglich, aber auch außerhalb von meiner Zelle ist es nicht besser. All diese Opfer, die sich durch die Gänge und Flure ziehen, sorgen nicht gerade für gute Laune.

Ich fühle mich schon wieder gut, das macht die Situation noch schlimmer. Der Arzt meinte, dass meine Heilung sehr zügig vorangeht und ich wohl bald entlassen werden kann. So soll das sein. Ich habe heute morgen schon versucht, mich selbst zu entlassen. Nicht mal auf eigene Verantwortungen ließen sie mich frei.

Die wollen bestimmt nur noch an mir und meiner Haft verdienen medizinisch notwendig ist das nicht mehr. Mir ist diese Krankenhaus-Atmosphäre zu wider. Die hübschen Schwestern, die >>> weiterlesen

17. Oktober, 19 Uhr 43

Schweinsteiner kann die Klappe einfach nicht halten. Ständig gibt er an. Mal mit den schlauen Kindern, dann mit dem großen Haus und dem Rassehund. Toll, dann habt ihr für den Köter halt 5.000 Euro bezahlt. Nur weil du dazu Fünferle sagst, heißt das nicht, dass es niedlich ist. Ich misch dem gleich mal meine Schmerzabletten in seinen Kamillentee, wenn er nicht Ruhe gibt. Ich kann kaum einen Gedanken fassen bei seiner Prahlerei.

Mittlerweile hab ich ein wenig recherchiert. Das X hat die Polizei wild gemacht. Computer sagt: Diese Ritzerei auf der Stirn ist sowohl Abschreckung als auch Erkennungsmerkmal. Rivalisierende Banden aus Nordafrika brandmarken so ihre Feinde. Jede Organisation hat da wohl so ihr Zeichen. Bei der Gang mit der ich >>> weiterlesen

18. Oktober, 9 Uhr 43

Meinen Eltern habe ich den Besuch ausgeredet. Zum Glück konnte ich sie telefonisch abfangen, bevor sie irgendwas buchen konnten. Ich hätte ihnen nicht sagen sollen, warum ich im Krankenhaus bin. Das hat man, wenn man ehrlich ist: Ärger. Dass alles schlimmer ausgesehen hat, als es tatsächlich war, ist doch immer wieder eine einwandfreie Ausrede.

Es gibt noch bessere Nachrichten. Der Doktor ist mit meinem Verlauf sehr zufrieden. Aus dem Krankenhaus kann ich bald auschecken. Vielen Dank, liebe übernatürliche Wundheilung.

Auf seine Frage hin meinte ich zwar, dass ich noch übel Schmerzen habe, mich jedoch lieber zuhause auskurieren möchte. Das Pokern hat sich gelohnt. Die Übertreibung hat mir eine große Ladung Schmerztabletten eingebracht. Auf diese Dröhnung freue ich mich schon. >>> weiterlesen