18. Oktober, 9 Uhr 43

Meinen Eltern habe ich den Besuch ausgeredet. Zum Glück konnte ich sie telefonisch abfangen, bevor sie irgendwas buchen konnten. Ich hätte ihnen nicht sagen sollen, warum ich im Krankenhaus bin. Das hat man, wenn man ehrlich ist: Ärger. Dass alles schlimmer ausgesehen hat, als es tatsächlich war, ist doch immer wieder eine einwandfreie Ausrede.

Es gibt noch bessere Nachrichten. Der Doktor ist mit meinem Verlauf sehr zufrieden. Aus dem Krankenhaus kann ich bald auschecken. Vielen Dank, liebe übernatürliche Wundheilung.

Auf seine Frage hin meinte ich zwar, dass ich noch übel Schmerzen habe, mich jedoch lieber zuhause auskurieren möchte. Das Pokern hat sich gelohnt. Die Übertreibung hat mir eine große Ladung Schmerztabletten eingebracht. Auf diese Dröhnung freue ich mich schon. Da müsste das Bier doppelt und dreifach knallen.

Trotz dieser Ereignisse war heute immer noch zu viel Zeit zum Grübeln. Ich habe den ganzen Film noch ein paar mal durchgespielt. Ich bin zum Schluss gekommen, dass es nicht mein Fehler war, sondern vom Speed. Ich habe die Sache gut geplant, auch gut umgesetzt. Aber der Rausch hat mich stärker abgelenkt, als ich realisierte. Wäre ich ruhiger gewesen, hätte ich auch die Beobachter ausgeschaltet.

Zwischenzeitlich hatte ich sogar einen kleinen Panikanfall. Die mögliche Rache der Gang hat mich ohne Grund eingeschüchtert. Da kamen unsinnige Pläne: Umziehen oder Aussehen drastisch verändern. Ich war kurz davor, mir im Internet eine Brille mit falscher Nase zu bestellen und die Frisur eines jungen Justin Bieber zu wählen.

Lass mal. So leicht lasse ich mich nicht einschüchtern.