Gönnhardt: Kapitel 54

Nach dem Ende.

Guido: Das Ende.

Schorschi: Fehlt da nicht noch was?

Guido: Das war es aber. Mehr weiß ich jetzt noch nicht.

Schorschi und Claudette tauschten Blicke aus. Zufrieden schienen sie nicht zu sein.

Claudette: Aber das war für die Frühschicht. Und wir helfen doch gleich nochmal. Und außerdem sind wir zu zweit. Zwei Füchse, zwei Schichten, also zwei Belohnungen.

Da war was dran.

Einfallsreichtum? Bankrotterklärung. Guido faltete grummelnd die Donnerstagsausgabe des Karlsruher Morgens auf. Dann würde er den beiden jetzt vorlesen. Als Schorschi und Claudette die Köpfe über die Zeitung streckten, wurde ihm klar, dass er einen Fehler gemacht hat.

Claudette verlangte wie üblich, dass er die Überschriften vorlas. Durch seine vorangegangene Märchenstunde war er seiner kreativen Säfte beraubt. Ihm fiel einfach nichts ein, also musste die Wahrheit herhalten. Die ganze Seite war voll mit Artikeln über den Fall, der ganz Karlsruhe in Atem hielt.

Guido: Neue Entwicklung im Fall Kinderstube!

Zeuge: Monster mit leuchtenden Augen könnte auch großes Wildtier sein!

Traurige Gewissheit, tierische Täter?

Exklusiv: Interview mit der bekannten Tierschützerin Anne M. auf Seite 17!

Soweit konnten sogar die Füchse rechnen. Eins und eins zusammenzählen dauerte zwar ein paar Momente, doch irgendwann war der eine Gedanke beim eindeutigen Ergebnis. Claudette und Schorschi verlangten von Guido auf den Stand der Dinge gebracht zu werden. Guido konnte sich diesmal kurz fassen. Ohne Ausschmückungen rekonstruierte er die letzten Tage in Stichpunkten: Kind gefunden, Täter flüchtig, Karlsruhe unsicher, Beobachter besoffen und unglaubwürdig, Verdächtiger mit Fell überzogen und gelenkig, Karlsruhe wütend.

Der Schock stand Claudette und Schorschi ins Gesicht geschrieben.

Schorschi schluckte, dann: Tim …

Claudette schmiegte sich an Schorschi.

Guido erklärte, dass er die heutige Zeitung noch nicht gelesen hatte. Guido stellte eine Theorie auf, an die er nicht mal selbst glaubte: Bestimmt war das alles ein Unfall und ein großes Missverständnis. Das löst sich bald auf.

Alle drei waren neugierig, was der Karlsruher Morgen recherchiert hatte. Es schien neue Entwicklungen und Erkenntnisse zu geben. Mühsam kämpfte sich Guido in den folgenden Minuten durch die Lokalzeitung. Die beiden Füchse hingen an seinen Lippen, und dann wieder über den Fotos und Phantomzeichnungen.

Wie Guido berichtete, gab es übereinstimmende Zeugenaussagen von Anwohnern, die ungewöhnliche Geräusche in der Nacht des Verschwindens vernommen hatten. So gab es neben dem mittlerweile ausgenüchterten Augenzeugen auch Ohrenzeugen, die ein Tier als Täter vermuteten. Es gab auch erste Indizien: An der Wand vor dem Fenster waren Tierspuren gefunden worden. Allerdings wusste niemand, von wann die Abdrücke waren. Auch die Quelle der Abdrücke war ungewiss. Nachbarhund oder streunende Katze? Möglich. Die Anfrage der Zeitung, die in den letzten Monaten zu Hochform auflief, um welche Verletzungen und Wunden es sich bei dem Opfer handelte, wollten Polizei und Staatsanwaltschaft aus Jugendschutzgründen nicht beantworten.

Guido ahmte einen Polizeisprecher nach: Wir geben keine Informationen zu laufenden Ermittlungen.

Guido schlug gerade die sechzehnte Seite auf, als Gönnhardt und Bertram um die Ecke trotteten. Eigentlich hatten die beiden einen Anpfiff für ihr Fehlen verdient, doch Claudette und Schorschi waren zu kaputt, um den beiden den Marsch zu blasen. Guido verfügte über mehr Kraftreserven. Möglicherweise wollte er auch nur vermeiden, das Interview mit Anne vorzulesen. Wer weiß, was die da erzählte.

Guido stand auf. Er bedankte sich bei seinen beiden Helfern: Bleibt ihr liegen und ruht euch noch ein bisschen aus. Ich muss mal mit den beiden da ein Wörtchen schwätzen.

Dann ging er hölzern auf Bertram und Gönnhardt zu. Es stand das zweite ernste Gespräch des Tages mit den beiden Füchsen an.