Enge im Gemenge.
Die Füchse hatten den Marktplatz hinter sich gelassen.
Unsere kleine Gruppe erreichte heftig schnaufend den gefürchteten Engpass, der zum Platz der Grundrechte führte und damit den Weg zum erlösenden Schloss öffnete. Die Luft war rein, niemand hielt sich in der Gasse auf. Dennoch blieb Gönnhardt stehen. Er vergewisserte sich, dass die Wölfe sie immer noch verfolgten. Bertram, der schon ein paar Meter weiter war, bemerkte dass sein Freund gestoppt hatte. Entgegen der Absprache, verwirrt und komplett durch den Wind tat er es Gönnhardt gleich, hielt an und sog Sauerstoff in die brennende Lunge. Diese Pause kam für ihn genau richtig. Die jahrelange Stubenhockerei forderte ihren Tribut. Der Rest der Gruppe verlangsamte, sie wollten nicht getrennt werden.
Florentine: Ist das so geplant?
Claudette: Ich … Ich bin nicht sicher.
Die Wölfe waren dicht auf. Viel näher als Gönnhardt erwartet hatte. Entsetzen!
Gönnhardt zu Bertram: Aufstehen!
Gönnhardt zum Rest: Raus! Raus aus der Gasse!
Bertram presste einen staubigen Schrei aus seiner trockenen Kehle, als er sich an den abgesprochenen Ablauf erinnerte: Mist!
Wichtige Sekunden verstrichen, während die Füchse wieder Fahrt aufnahmen. Die Wölfe erkannten ihre Chance: Die Gasse war so schmal, leichter konnte man kaum Beute machen. Die Füchse würden weder nach links noch nach rechts ausscheren und ausweichen können. Jetzt würden sie das pelzige Problem ein für alle Mal lösen.
Zmirka: SCHNELL!
Sie machten gewaltig Boden gut, schon bogen die Wölfe in die Gasse ein.
Nun waren beide Gruppen in dem Durchgang, nur wenige Meter trennten sie.
Gönnhardts überschlagende Stimme sollte neues Leben in die müden Fuchsbeine pumpen: RAHAAAUS HIER!
Gorra hob den Kopf, sah gaffende Glubschaugen hinter Fensterscheiben. Sie knurrte, als sie einen der Menschen erkannte. Sie wollte dem Menschen, der da oben stand, eine Show bieten, die er nie vergessen würde. Diese entscheidende Schlacht sollte für Material für Albträume bis zur ewigen Ruhe sorgen. Wobei das Lebensende dieses Menschen gar nicht früh genug kommen konnte. Aber eins nach dem anderen.
Die Wölfe waren den Füchsen auf den Fersen. Sie kamen immer näher.
Schorschi spürte den Hauch des Todes in seinem Nacken als Hammak keuchte. Hammak versuchte, Schorschis Hinterbein zu schnappen. Schorschi zog seinen Fuß in einer unnatürlichen Bewegung nach links. Schorschi strauchelte, er rang um sein Gleichgewicht. Er erreichte die Stelle, an der Olaf-Sven ihn vor gar nicht so langer Zeit abknutschte. Der Ekel brachte seinen Schädel zum Glühen, dann kam die Angst. Zum richtigen Zeitpunkt gab sein Hirn lebensrettende Hormone frei. Schorschis Panik versorgte seinen Körper mit neuem Elan. Schorschi überholte Bertram und Gönnhardt. Er eilte weiter, näherte sich strammen Schrittes dem Licht am Ende des unüberdachten Tunnels.
Da war er dem fetten Fuchs so nah gekommen! Die verpasste Chance nahm Hammak merklich Wind aus den Segeln. Er fiel zurück und bremste dabei Bugar, der an zweiter Stelle, sowie Drohl, der auf dem dritten Platz war, aus.
Die eine Wolke hatte sich verzogen, hinter dem Ausgang der Gasse strahlte es hell auf.
Nur noch ein paar Meter, dann könnten sich die Füchse verstecken, in verschiedene Himmelsrichtungen flüchten, zum Schloss rennen oder sich anderweitig in Sicherheit bringen. So weit war es aber noch nicht.
Jetzt war Gönnhardt das Schlusslicht.
Irgendetwas bekam ihn zu fassen. Eine klaffende Wunde, ein stechender Schmerz.
Adrenalin.