28. August, 11 Uhr 13

Eben war Frau Mikenz da. Sie ist nicht die sympathischste Person, aber sie sorgt immer wieder für Unterhaltung. Sie ist ein Zeitvertreib. Während sie da ist, vergehen 20, 30 Minuten wie im Flug. Wenn sie weg ist, bin ich froh. Insgeheim sehne ich jedoch ihren nächsten Besuch herbei. Sie hat immer etwas fieses auf den Lippen. Und ich rede nicht von Herpes.

Sie sieht nicht gut aus, nicht schlecht aus, sondern einfach nur nicht richtig. Sie ist etwa 1 Meter 60. Frisiert sich schlecht gefärbte Haare zu einem unmöglichen Turm. Ein Rot, das mich an rostige Türen erinnert. Bei ihrer Fönfrisur mit Haarsprayüberdosis erhöht sich ihre Körpergröße um geschätzte 17 cm. Sie wirkt, als ob sie nur alle 2 Tage >>> weiterlesen

28. August, 18 Uhr 11

Ich bin nun wieder zuhause. Es bleibt abgefahren. Es kamen noch mehrere Kunden, die von dem Unfall gesprochen haben. Mord und Totschlag scheint ein beliebtes Thema zu sein, da sprudeln auch die stillsten Wässer. Sollte nicht Frau Mikenz die ganzen Leute eingeweiht haben, scheint ihre Variante die gängige zu sein. Ich bin mir nun auch ziemlich sicher, dass es mein Penner war. Ein Kunde hat ihn an dem Tag auch gesehen. Ich ärgere mich gerade, dass ich ihm geholfen habe. Keine gute Tat bleibt ungesühnt. Hoffentlich untersuchen sie die Münzen nicht auf Fingerabdrücke. Aber das wäre doch sehr übertrieben?! Ich werde langsam paranoid.

Wie auf Kommando: Ich höre leise Stimmen im Treppenhaus.

Hoffentlich werde ich jetzt nicht geholt.

Gerade aus >>> weiterlesen

28. August, 19 Uhr 58

Ich bin aufgesprungen und in der effektivsten Kombination von schnell und geräuschlos sein in meinen Gang geeilt. Mein Ohr war an die Tür gepresst. Ich konnte kaum etwas verstehen. Neugier > Vorsicht. Ich öffnete die Tür einen Spalt. Jetzt bloß nicht quietschen.

Ein Mann: „… Behrens, wir haben ein paar Fragen bezüglich eines Unfalls können wir reinkommen.“

Anna antwortet.

Sie sagte… unverständliches Gemurmel. Igendjemand hat just in dem Moment seinen Staubsauger angemacht. Die verschiedenen Geräusche vermischen sich zu einem lauten Einheitsbrei.

Ich bekam nur noch ein letztes Geräusch von diesem Gespräch mit: Annas Wohnungstür schloss sich.

Mein Herz schlug vom Herz über den Hals bis in die Schläfen. Ich lief von Tür zum Fenster. Das Auto stand noch. Was wollen >>> weiterlesen

28. August, 22 Uhr 41

Ich bin wieder zurück in meiner Wohnung, genau genommen schon das zweite mal. Der Reihe nach…

Ich bin also hoch zu Anna, ich war unglaublich nervös. Zwei Bier sind nicht so ein gutes Beruhigungsmittel, wie man vermuten würde. Die Wirkung verpufft, wenn man ständig trinkt und zudem von Adrenalin aufgeputscht ist. Ich habe an ihrer Tür geklopft. Nach schätzungsweise einer Sekunde wurde diese geöffnet.

Vor mir stand Anna, schön wie immer, aber mit verheulten Augen. Mir ist das Herz kurz runter in den Magen gerutscht. Diese dämlichen Polizisten haben meine Süße zum Weinen gebracht.

Mein Überraschungsbesuch war natürlich vollkommen unerwartet. Dementsprechend groß waren auch ihre aufgequollenen Augen. Nun musste ich mich erklären. Ich habe ihr also meine Geschichte aufgetischt. Dass >>> weiterlesen

31. August, 18 Uhr 09

Liebes Tagebuch, länger nicht gelesen. Ich hätte gerne etwas geschrieben, aber mir haben die passenden Worte gefehlt. Nur Leere. Die letzten Tage habe ich versucht, die verrückten Zufälle, die eigentlich keine sein können, zu erklären. Das war nicht einfach.

Erst mal das Positive der vergangenen Tage. Mit Anna hatte ich jeden Tag Kontakt, wir hatten sogar schon ein Date. Die Polizei hat sich bei ihr nicht mehr gemeldet.

Nun habe ich in den letzten Tagen recherchiert. Ich habe mich erst in die Geisteskrankheiten gestürzt. Der Verdacht: dass ich eine gespaltene Persönlichkeit habe. Es könnte demnach sein, aber die Symptome sprechen nicht wirklich dafür. Ich verliere keine Zeit in meinem Tag. Die Blackouts sind auf das Saufen und den Unfall zurückzuführen. >>> weiterlesen

2. September, 21 Uhr 32

Die letzten Tage war ich sehr unruhig. Wenn ich mit schweissnasser Kleidung aufwache, muss ich mich vergewissern, dass ich ich bin. Muss sehen, dass mich kein Dämon anschaut. Heute morgen flüsterte ich meinem Spiegelbild zu: „Du spinnst doch!“ Aber vorsichtig, unsicher. So leise, dass nur ich es hören konnte, erahnen konnte. Niemand sonst, kein böser Geist.

Ich würde gerne spinnen, denn ich will nicht schuldig sein. Doch ich spüre, dass es stimmt, fühle mich von dieser ungreifbaren Gewissheit eingeengt.

Ich will alleine sein, den ganzen Tag schlafen, aber ich möchte auch Anna treffen, und sie nicht mehr verlassen.

Mein Gemütszustand fährt zweigleisig. Ich bin abends entweder schlecht gelaunt und lasse mich von einer Depression auf Steroiden schlecht reden, oder denke >>> weiterlesen

2. September, 22 Uhr 37

Schreiben und Trinken ist eine spannende Kombination. Es geht zwar langsamer, aber die Gedanken sind anders. Siehe da, das Selbstbewusstsein steigt. Die Euphorie kommt raus wie Fledermäuse in der Nacht.

Jetzt ist der Zeitpunkt für einen Schlussstrich, für ein neues Kapitel. Ich muss mir und meinem Unterbewusstsein ein für alle mal glaubhaft einreden, mich dauerhaft überzeugen, dass ich am Tod der beiden Leute nichts mehr ändern kann. Es war ein Unfall. Ich bin nicht schuldig. Höchstens verantwortlich, aber auch das nicht. Ich habe mich ja nicht selbst totgefahren und mir einen Selbstmordversuch vorzuwerfen, wäre doch echt unfair. Wenn ein Zugfahrer jemanden überfährt, der sich auf die Gleise stürzt, darf der sich auch keine Vorwürfe machen.

Ich kann nichts dafür! Ich >>> weiterlesen

3. September, 7 Uhr 02

Gerade aufgewacht. Es ist so ekelhaft früh. Ich lag noch bis 2 Uhr wach im Bett, hab mir schön die Zeit vertrieben, lustige Serien und Clips geschaut. Eigentlich wollte ich heute morgen richtig fett ausschlafen und mir dann mittags ein fettiges Brunch auftischen. Doch bei dieser Helligkeit kann ein Vampir wie ich nicht mehr schlafen. Mein Spiegelbild ist so blass, ich könnte mir bei Vollmond einen Sonnenbrand holen.

Zum Ausrasten: Diese verdammte Sonne ist so hell. Sie strahlt so sehr, sie muss mich auslachen. Wieso konnte ich nicht wenigstens noch eine Stunde schlafen? Die hätte mir mein Körper gönnen können.

Es hilft nichts. Die angenehme Dunkelheit ist gewichen. Der Tag ist da, ich kann die Nacht nicht heraufbeschwören. Mein Rollo >>> weiterlesen

3. September, 20 Uhr 29

Nachtrag: So, schon wieder Abend. Meine To-Do-Liste habe ich abgearbeitet. Sie war zugegebenermaßen nicht sonderlich lang, aber ich werde mir mein Erfolgserlebnis nicht schlecht reden. Alles abgehakt und gut ist. Ein Schläfchen habe ich auch gemacht. Diese Kopfschmerzen, wenn man müde wird, aber keine Lust auf Kaffee hat, sind wirklich anstrengend.

Nun ist es, wie gesagt schon ein wenig später. Doch zum Schlafen ist es noch viel zu früh. Also muss ich wieder Zeit vertreiben. Das einfachste wäre ein bisschen zu glotzen, dazu ein bisschen was zischen. Aber jetzt schon wieder saufen?! Das ist immer wieder eine kurzfristige Lösung mit einem üblen Nachgeschmack. Davor und danach fühle ich mich wahrscheinlich schlecht, nur währenddessen bin ich auf Wolke 7. Der Himmel >>> weiterlesen

3. September, 22 Uhr 07

Das kann doch nicht wahr sein. In diesem dämlichen Karlsruhe passiert mir in der kurzen Zeit mehr als in Jahrzehnten in Bremen und Umgebung. Ich bin gerade so wütend, ich könnte einen Rollstuhl treten und damit Kinderwagen umkegeln. Das kann es doch nicht sein…

Ich bin gerade überfallen worden. So richtig hinterhältig war das. So ein Hund hat mich mit vorgehaltenem Messer abgezogen. Dabei hatte ich nicht mal viel Geld dabei. Unnötig, ey. Obwohl ich mir so oft eingeredet habe, dass ich ein Dämon oder sonst was bin, hatte ich Angst – panische. Ich bin heim gerannt. Wie ein kleiner Junge getürmt, der sich auf dem Schulhof gerauft und den Kürzeren gezogen hat.

So was feiges: Ich war schon ein … >>> weiterlesen