2. September, 22 Uhr 37

Schreiben und Trinken ist eine spannende Kombination. Es geht zwar langsamer, aber die Gedanken sind anders. Siehe da, das Selbstbewusstsein steigt. Die Euphorie kommt raus wie Fledermäuse in der Nacht.

Jetzt ist der Zeitpunkt für einen Schlussstrich, für ein neues Kapitel. Ich muss mir und meinem Unterbewusstsein ein für alle mal glaubhaft einreden, mich dauerhaft überzeugen, dass ich am Tod der beiden Leute nichts mehr ändern kann. Es war ein Unfall. Ich bin nicht schuldig. Höchstens verantwortlich, aber auch das nicht. Ich habe mich ja nicht selbst totgefahren und mir einen Selbstmordversuch vorzuwerfen, wäre doch echt unfair. Wenn ein Zugfahrer jemanden überfährt, der sich auf die Gleise stürzt, darf der sich auch keine Vorwürfe machen.

Ich kann nichts dafür! Ich bin das wahre Opfer. Ein betrunkener Geist sagt die nüchterne Wahrheit, also habe ich recht.

Es ist so passiert, ich muss nach vorne blicken. Wenn ich wegen meiner schlechten Laune auch noch das Licht am Horizont, Anna, verliere, sehe ich schwarz.

Hiermit befreie ich mich von jedweder Schuld!