2. September, 21 Uhr 32

Die letzten Tage war ich sehr unruhig. Wenn ich mit schweissnasser Kleidung aufwache, muss ich mich vergewissern, dass ich ich bin. Muss sehen, dass mich kein Dämon anschaut. Heute morgen flüsterte ich meinem Spiegelbild zu: „Du spinnst doch!“ Aber vorsichtig, unsicher. So leise, dass nur ich es hören konnte, erahnen konnte. Niemand sonst, kein böser Geist.

Ich würde gerne spinnen, denn ich will nicht schuldig sein. Doch ich spüre, dass es stimmt, fühle mich von dieser ungreifbaren Gewissheit eingeengt.

Ich will alleine sein, den ganzen Tag schlafen, aber ich möchte auch Anna treffen, und sie nicht mehr verlassen.

Mein Gemütszustand fährt zweigleisig. Ich bin abends entweder schlecht gelaunt und lasse mich von einer Depression auf Steroiden schlecht reden, oder denke mir: Ich lass mir mein Leben nicht wegen so einem Unfall, oder eben zwei, vermiesen. Dann ich eben der Nachfahre von Kuningas Itsemurha.

So langsaam reicht es. Ich habe keine Lust mehr, groß zu Grübeln, heute schieße ich mich ab. Passt perfekt ins Programm wie ein Werbeblock: Morgen kann ich ausschlafen. Anna ist verabredet.

Es ist alles besser, als hier wegen fremder Menschen zu trauern, als hätte ich das mein Haustier verloren.