13. Oktober, 15 Uhr 29

Spurenbeseitigung.

Ich kann mich nicht entsinnen, wann ich das letzte mal genäht habe. Die letzten Socken, die ich flicken musste, dürften schon seit Jahren in irgendeinem Weltmeer verrotten. Aber scheinbar verlernt man Nähen genauso wenig wie Fahrradfahren.

Das Speed ist zum Wegwerfen zu schade, aber ich kann es auch nicht offen herumliegen lassen und bis zum Sankt-Nimmerleinstag lagern. Es wäre ärgerlich, wenn ich das Zeug bei einem Panikanfall den Abfluss runterspülen würde. Man weiß nie, wer zu Besuch kommt und irgendeinen Gegenstand unter der Spüle suchen könnte.Da mir derzeit keine Verwendung für die restlichen Drogen einfällt, brauche ich einen Aufbewahrungsort.

Was ist da besser als die Wohnung einer kleinen, unschuldigen Studentin? Und welcher Ort in dieser kleinen, unschuldigen Wohnung ist >>> weiterlesen

13. Oktober, 15 Uhr 55

Und das war es auch schon. Tat doch gar nicht weh, oder Teddy?

Ich bin zufrieden mit meiner Arbeit. Der Kleine sieht aus, als wäre nichts gewesen. Die Drogen sind sauber verschnürt im Inneren. Der Rücken ist zugenäht, sogar wenn man das Plüschtier drückt, ihn beim Schmusen quetscht, bemerkt man nichts. Den Bären schmuggel ich beim nächsten Besuch wieder hoch. Dann darf er zurück ins letzte Eck. Anna wird gar nichts mitbekommen.

Diese Art von Mittäterschaft ist ein vertretbares Übel, finde ich. Wenn sie schon den Großteil des Drogengeldes indirekt verprasst hat, kann sie nun auch ein wenig Verantwortung übernehmen.

Ich bin das Speed los. Alles drin… bis auf ein kleines Päckchen. Das wird mein Ansichtsexemplar, mein Vorführgerät, wenn ich >>> weiterlesen

14. Oktober, 23 Uhr 52

Heute habe ich mir den Ablauf nochmal angeschaut. Es ist schon erstaunlich, wie diese kleine Schattenwelt im Tumult der Geschäftigkeit untergeht. Wenn man sich die Sache nicht genau anschaut, könnte man meinen, dass die Typen da einfach nur rumgammeln. Ein bisschen auf dem Platz lungern, sich die vorbeilaufenden Damen (oder bei entsprechendem Geschmack halt die Herren) anschauen. Klar: Nicht alle haben eine Aufgabe, die mit dem Verkauf von Drogen zu tun hat. Aber zumindest eine Handvoll von ihnen ist verwickelt. Bei dem Rest wird es sich wohl um die üblichen Taugenichtse handeln.

Diesmal begann ich meine Erkundungstour später. Und wie ich vermutete: Je dunkler der Abend, desto mehr wird verkauft. Das kommt mir sehr gelegen, ich bin hellauf begeistert. Am >>> weiterlesen

16. Oktober, 17 Uhr 21

Wo fangen wir an…

Am besten vorne, oder?

Gestern morgen war ich richtig durch den Wind. Ich konnte nicht einschlafen. Die letzte Uhrzeit, an die ich mich erinnern kann, ist kurz nach 3 Uhr. Ein paar Stunden später klingelte auch schon der Wecker.

Die Kopfschmerzen bekam ich selbst mit dem zweiten Kaffee nicht in den Griff. So wurde der dritte mit Schuss getrunken. Die Migräne war daraufhin weg, aber trotzdem konnte ich mich einfach nicht richtig konzentrieren. Alles, was am Vormittag passierte, lief verschommen ab. Das Erlebte war eine langgezogene Nebensache wie die Dinge, die auf Bildern nicht im Fokus liegen.

Nach der Arbeit legte ich mich nochmal schlafen. Die Ruhe war mehr schlecht als recht. Immerhin verging etwas Zeit. >>> weiterlesen

16. Oktober, 19 Uhr 25

Zurück in der Gegenwart.

Als ich aufgewacht bin, hat mein Schädel tierisch gebrummt. Meine Augen haben nicht richtig funktioniert. Alles verschwommen zu sehen, war ein beklemmendes Gefühl. Wie man es so macht, wenn man morgens aufsteht und nicht alle Sinne beisammen sind: Ich rieb meine Augen. Versuchte es. Denn ein stechender Schmerz setzte meinen Körper in Alarmbereitschaft. Sei vorsichtig!

Durch den Schock war ich plötzlich hellwach, die Sicht war allerdings immer noch eingeschränkt. Ich befühlte meine Lippen: Geschwollen. Mit meiner Zunge tastete ich die Zähne ab. Sie wurde zum Scheibenwischer. Zum Glück klaffte nirgendwo ein Loch.

Nachdem ich vorsichtig sichergestellt habe, dass auch ansonsten noch alles da war, wo es hingehört, wurde mein Blick schärfer. Nicht klar, kein Durchblick, wenigstens >>> weiterlesen

17. Oktober, 12 Uhr 21

Das Krankenhaus ist nervig. Ich verbringe zwar so wenig Zeit in meinem Krankenbett wie möglich, aber auch außerhalb von meiner Zelle ist es nicht besser. All diese Opfer, die sich durch die Gänge und Flure ziehen, sorgen nicht gerade für gute Laune.

Ich fühle mich schon wieder gut, das macht die Situation noch schlimmer. Der Arzt meinte, dass meine Heilung sehr zügig vorangeht und ich wohl bald entlassen werden kann. So soll das sein. Ich habe heute morgen schon versucht, mich selbst zu entlassen. Nicht mal auf eigene Verantwortungen ließen sie mich frei.

Die wollen bestimmt nur noch an mir und meiner Haft verdienen medizinisch notwendig ist das nicht mehr. Mir ist diese Krankenhaus-Atmosphäre zu wider. Die hübschen Schwestern, die >>> weiterlesen

17. Oktober, 19 Uhr 43

Schweinsteiner kann die Klappe einfach nicht halten. Ständig gibt er an. Mal mit den schlauen Kindern, dann mit dem großen Haus und dem Rassehund. Toll, dann habt ihr für den Köter halt 5.000 Euro bezahlt. Nur weil du dazu Fünferle sagst, heißt das nicht, dass es niedlich ist. Ich misch dem gleich mal meine Schmerzabletten in seinen Kamillentee, wenn er nicht Ruhe gibt. Ich kann kaum einen Gedanken fassen bei seiner Prahlerei.

Mittlerweile hab ich ein wenig recherchiert. Das X hat die Polizei wild gemacht. Computer sagt: Diese Ritzerei auf der Stirn ist sowohl Abschreckung als auch Erkennungsmerkmal. Rivalisierende Banden aus Nordafrika brandmarken so ihre Feinde. Jede Organisation hat da wohl so ihr Zeichen. Bei der Gang mit der ich >>> weiterlesen

18. Oktober, 9 Uhr 43

Meinen Eltern habe ich den Besuch ausgeredet. Zum Glück konnte ich sie telefonisch abfangen, bevor sie irgendwas buchen konnten. Ich hätte ihnen nicht sagen sollen, warum ich im Krankenhaus bin. Das hat man, wenn man ehrlich ist: Ärger. Dass alles schlimmer ausgesehen hat, als es tatsächlich war, ist doch immer wieder eine einwandfreie Ausrede.

Es gibt noch bessere Nachrichten. Der Doktor ist mit meinem Verlauf sehr zufrieden. Aus dem Krankenhaus kann ich bald auschecken. Vielen Dank, liebe übernatürliche Wundheilung.

Auf seine Frage hin meinte ich zwar, dass ich noch übel Schmerzen habe, mich jedoch lieber zuhause auskurieren möchte. Das Pokern hat sich gelohnt. Die Übertreibung hat mir eine große Ladung Schmerztabletten eingebracht. Auf diese Dröhnung freue ich mich schon. >>> weiterlesen

18. Oktober, 20 Uhr 16

Ich wurde endlich entlassen. Ärzte und Krankenschwestern waren begeistert von meiner Heilung. Blaue Flecken sind kaum noch da. Sollte das X genauso gut verheilen wie meine anderen Wunden, dürfte binnen weniger Tage nur noch zu erahnen sein, dass da mal etwas war. Dann kann ich wieder im Trubel der Stadt untertauchen. Auf die Frage, ob ich denn Superkräfte habe, konnte ich nur antworten, dass ich es hoffe.

Viel länger hätte ich es in diesem Zimmer auch nicht ausgehalten, der Zimmernachbar war zu hart. Wenn jemand so viel hat, wird einem wieder bewusst, wie armselig man doch selbst ist. Die Kohle von dem Überfall wäre nicht schlecht gewesen, dann hätte ich es dem alten Sack zeigen können.

Vermeintlich in Freiheit stand >>> weiterlesen

18. Oktober, 21 Uhr 01

Da Anna mit ihrer Versorgung zufrieden war, verabschiedete sie sich wieder.

Diesmal habe ich hoffentlich länger meine Ruhe. Ich bin mit den Einkäufen zu mir geflüchtet. Zweimal abgeschlossen, Schlüssel stecken lassen.

Ich habe Anna eine Nachricht hinterlassen, die sie hoffentlich beruhigt: Hey Süße, möchte mich ein wenig ausruhen. Schlaf in meinem Bett einfach am besten. Vielen Dank für den Service, ich melde mich, wenn ich ausgeschlafen habe.

Mir tat der kleine Teddy leid, als ich ihn wieder entführen musste. Das hat er von seiner Rabenmutter. Hoffen wir mal, dass seine Wunden genauso schnell heilen wie meine. Der Einkauf war nämlich Enttäuschung pur: Anna hat nur vier Bier gekauft. Das ist nicht viel. Für einen richtigen Rausch und um zu testen, >>> weiterlesen