24. September, 17 Uhr 10

Willkommen im Keller. Zeitreise in eine Vergangenheit, die längst von einer glorreichen Gegenwart hätte verdrängt werden sollen. Kinderbilder von mir hängen an der Wand. In den Schränken lagen Andenken an meine jungen Jahre.

Direkt nach dem Aufstehen habe ich mir gesagt: kein Peter Pan Modus mehr, Schalter auf Erwachsen legen. Dann ging der Familienausflug los.

Bei dem Geburtstag hab ich mich gut verkauft, mit einem erfolgreichen Leben in Karlsruhe geprahlt. Starker Mann gespielt. Onkel Tanten, mein Bruder mit Familie – alle gutgläubig uns einfach zu beeindrucken. Dann tauchte Oma auf ich war wieder der Enkel.

Das Wiedersehen mit ihr war richtig nett. Wir haben uns etwas abseits ein Plätzchen gesucht. Sie hat sich über ihr Mitbringsel noch ein bisschen mehr >>> weiterlesen

24. September, 21 Uhr 12

Ich habe keine Ahnung, wie Lars die Geschichte verkauft hat. Jedenfalls wurde das ganze zu einer Ansammlung von Ur-Alt-Freunden statt einem engeren Kreis von Bekannten, die man mal wieder trifft. Es hatte etwas von einem Klassentreffen. Und im Laufe des Abends wurde ich ins Rampenlicht gerückt, als wäre ich das Kind einer Hollywood-Mutter bei einer Talentshow.

Ich kann nicht sagen, dass ich Leute, die ich 10 Jahre nicht gesehen habe, vermisst hätte. Meine Freunde gut, aber alte Kameraden, das hätte nun wirklich nicht sein müssen. Lars ist zu gesellig. Das war schon hart an der Grenze. Derartige Treffen sind nur zufällig und auf dem Sprung erträglich. Die Erkenntnis dass hier ein paar Haare weniger und dort ein paar Falten mehr >>> weiterlesen

25. September, 9 Uhr 26

Ich kann gar nicht sagen, wann ich gestern zurück gekommen bin. Ich bin ja froh, dass ich nicht versuchte, das Hotel nicht zu Fuß zu suchen. Die Kombi Club + Döner + Taxifahrt, hat in den frühen Morgenstunden geendet haben. Müsste ich nicht gerade die letzte Chance auf das Frühstücksbuffet und den dazugehörigen Kaffee nutzen, würde ich mich wohl von der Glotzbox in den Schlaf wiegen lassen.

Der Abend. Nun ja, fangen wir vorne an. Beim grünen Minister getroffen, noch ein Bier getrunken. Das Ziel war laut Immo einen Steinwurf entfernt. Daraus wurden zwei Ecke und drei Straßen.

Der Club war so gar nicht mein Ding. Es hat damit angefangen, dass wir den Türsteher bestechen mussten. Ich dachte, so etwas >>> weiterlesen

26. September, 10 Uhr 37

Den letzten Tag habe ich trotz aller Rückschläge überstanden. Ich war nicht mal so verkatert, wie ich befürchtete. Bin aber trotzdem froh, dass gestern in den Geschichtsbüchern steht.

So ein Döner muss doch recht fettig sein, jedenfalls spürte ich den übertriebenen Alkoholkonsum kaum. Was natürlich nicht heißt, dass der Abend nicht nachgewirkt hat.

Mir ist über Nacht klar geworden, dass das alles doch ein starkes Stück war. Der alte Anders würde den gestrigen Abend und dessen Erkenntnisse relativieren. Bla, zu viel getrunken, bla, ist deren Sache, bla, geht dich nichts an, bla, bla, bla.

Ich bin es leid, die Fehler von anderen schön zu reden. Es ist nicht nur deren Sache, auch meine. Und in diesem Fall habe ich keinerlei >>> weiterlesen

26. September, 20 Uhr 01

Im Laufe des Mittags ist mir klar geworden, dass ich die Menschen nun in zwei Kategorien einteilen werde: gut und böse. Die erste Gruppe bekommt den guten Anders, der Rest muss sich mit dem Dämon arrangieren. Des Weiteren habe ich gemerkt, dass ich meine Familie vermisst habe und vermissen werden, wenn ich wieder weg bin. Mama meinte morgens, dass sie so guten Käse und so gutes Baguette entdeckt hat, dass sie nicht widerstehen konnte. Da muss man sich natürlich zu einem späten Frühstück treffen. Ich glaube, ich werde hier 10 Kilo zunehmen, so oft wie meine Mutter zum Essen bittet.

Meine kleinen Nichten Isabelle und Laura sind einfach zu süß. Beide sind blond, beide kamen in Sommerkleidchen. Isabelle ist etwas >>> weiterlesen

27. September, 9 Uhr 28

Ich habe die Karten in der Hand. Das Schwierigste wird sein, bei Alex und Lars das Pokerface zu behalten. Entschieden habe ich mich: Lars wird das Zeitliche segnen wie Pfarrer zur Mittagsmesse. Warum? Im Grunde möchte ich, dass Alex noch ein bisschen leidet. Ihr geht es zu gut, nachdem sie mich verloren hat. Ein wenig Trauer schadet ihr sicher nicht. Das wird ihrem verdorbenen Charakter gut tun. Dann kann sie reflektieren, was für ein grausamer Mensch sie ist. Außerdem kann ich sie vielleicht noch gebrauchen, schlecht sieht sie nicht aus. Bei Lars überwiegt das Negative. Wozu er mir hilfreich seien könnte, wollte mir einfach nicht einfallen. Er ist ein Verräter.

Alex hätte die Strafe mehr verdient, aber das Leben ist >>> weiterlesen

27. September, 19 Uhr 41

Ich wünschte, ich hätte mir beim Frühstück eine To-Do-Liste gemacht. Es wäre richtig befriedigend gewesen, einen Haken nach dem anderen zu machen. Das war ein Nachmittag…

Ich habe ein cooles Geschenk für Anna entdeckt: Einen sprechenden Bären, der bei Knopfdruck Motivationsphrasen aufsagt. Da kann sie sich immer aufheitern, wenn sie im Lernstress ist und der Kopf zu platzen droht. Sie hat in ihrer Wohnung schon einige Teddybären, aber bestimmt noch keinen wie diesen. Es hat richtig Spaß gemacht, in der Stadt herumzulotteln. Langsam verstehe ich die Leute, die sich weigern zu arbeiten.

Um bei meinem Auftritt nicht schon wieder das selbe Outfit tragen zu müssen, bin ich durch die Geschäfte getingelt. Ich habe mich mit ein paar neuen Klamotten eingedeckt. >>> weiterlesen

27. September, 21 Uhr 12

Hmm, nachdem ich die ganze Sache hab Revue passieren lassen, habe ich einen ganz schönen Kloß im Hals. Nun ja… Der lässt sich runterspülen.

Lars war also im Speicher. Der anschließende Heimweg war anstrengend. Meine Herausforderung: Bloß niemanden berühren! Ich habe mir schnell den effektivsten Weg überlegt: Wo tummeln sich um diese Uhrzeit die wenigsten Passanten? Wie komme ich zügig ins Hotel?

Es sollte der Weg über den Osten werden – ein Hürdenlauf! Ich bin den Leuten aus dem Weg gegangen, als würden wir Fangen spielen. Mit den Händen in den Hosentaschen und aufmerksamen Augen ist es mir gelungen, um die einzelnen Menschen Slalom zu laufen.

Ich war richtig froh, als ich endlich mein Hotel ohne Zwischenfälle erreicht hatte. Aufgrund >>> weiterlesen

27. September, 22 Uhr 44

Ich bin so ein Trottel. Das ist der Dämpfer schlechthin. Mir fällt erst jetzt auf, wie unklug es wäre, Lars auf die bewährten Weisen zu eliminieren. Für einen Schock fehlt die Wanne, das geht nicht mal. Und Blutspuren in der Dusche zu hinterlassen ist zu waghalsig. Die Flecken müsste ich morgen schrubben, sollte mir das misslingen, öffnet sich mir im besten Fall nur eine Welt von Fragen. Ich wünschte, ich hätte mir Schlaftabletten besorgt.

Ich bin wirklich ein Idiot. Es muss ein Dahinscheiden sein, das keine Spuren hinterlässt. Jetzt muss ich mich an der Türklinke erhängen wie die Freundin von Mick Jagger. Das ist wahrlich kein angenehmer Abgang. Da war ich so fixiert auf den Händedruck und den guten Eindruck. >>> weiterlesen

28. September, 11 Uhr 09

Ich riss die Augen auf. Fragte mich, wo zur Hölle ich gerade bin. Wach? Ja, aber es war noch niemand zuhause. Es war eine Wiederholung, jetzt hörte ich nochmal, was mich geweckt hat: drei dumpfe Schläge.

Das Geräusch hat mich nicht nur erschreckt, es hat einen Schutzinstinkt angesprochen, wie ihn schon Höhlenmenschen kannten mussten. Dieses Gefühl, das vom Kopf runter zu den Füßen zuckt. Statt einem lauten Brüllen vor der Höhle war es ein aggressives Klopfen. Statt von einem Sabelzähntiger gefressen zu werden, musste ich befürchten, dass mich die Leute hinter der Tür entdecken.

Ich war angekommen. Ich befand mich nicht zuhause, ich war im Hotel. Es erfolgte ein blitzschnelles Umschalten von Hää-wo-bin-ich zu Hoffentlich-werde-ich-jetzt-nicht-erwischt. Ich sprang auf, stellte mich >>> weiterlesen