Gönnhardt: Kapitel 11

So geht das nicht.

Im Laufe des Tages stellte sich heraus: Gönnhardt war ein schlechter Einfluss.

Am dazugehörigen Morgen war es nämlich so: Der kleine Tim kam frühmorgens aus seiner Koje gekrochen. Wie üblich wurde Tim von seiner Mutter erst geknuddelt, dann genötigt, etwas zu trinken. Nach einem letzten großen Schluck erklärte Anne ihrem Sohn: Heute machen wir uns einen Gemütlichen zuhause.

Anne freute sich auf die Harmonie ihrer Männer. Die beiden sollten schmusen und spielen. Sie selbst wollte in aller Ruhe putzen und in den Pausen ganz, ganz niedliche Fotos von ihnen knipsen. Es fing auch gut an, Tim zeigte dem Fuchs stolz seine Geschenke. Er legte die Schätze fein säuberlich in die Mitte des Wohnzimmers und beantwortete brav, … >>> weiterlesen

Gönnhardt: Kapitel 12

Sternzeichen Waage.

Ein Fuchs, der sprechen konnte, war einfach zu interessant. Er konnte das goldene Ticket zum Pulitzer-Preis sein. So kam, was kommen musste: Journalisten machten Anne ausfindig. Das einzig Überraschende war, dass sie verhältnismäßig lange brauchten, bis sie die Telefonnummer von Anne herausgefunden hatten. Der Prozess dauerte ein paar Tage. Es wurden dabei Komplimente ausgesprochen und Scheine zugesteckt. Außerdem benötigte das Rechercheteam ein paar Verstöße gegen verschiedene Datenschutzgesetze.

Annes Mutter war eine eingefleischte Gewinnspielerin. Es gab kaum ein Formular, das sie nicht ausfüllte, kaum eine Postkarte, die sie nicht einwarf. Ein Mitarbeiter der Sektkellerei Lases verriet nach einer nicht unbeträchtlichen Geldtransaktion, dass eine der Frauen, die das Fernsehstudio mit dem Fuchs verlassen hatte, ihr Glück bei der Verlosung, die … >>> weiterlesen

Gönnhardt: Kapitel 13

Wahlkampfmodus.

Das Meeting fand in der Küche statt. Auf der einen Seite standen ein Politiker der Marke Gerade-im-Wahlkampf-daher-braucht-er-gute-Publicity, nennen wir ihn aus rechtlichen Gründen Herr Schleimbolzen, und seine eifrige Assistentin, nennen wir sie weiterhin Assistentin. Demgegenüber standen eine Frau in selbstgestricktem Pullover und ein Fuchs, der jetzt lieber Fernseher schauen würde. Naja, Frau und Fuchs saßen, um genau zu sein. Rauchend auf dem Balkon lehnte ein junger Mann am Geländer an, der zwar unparteiisch war, aber nicht Schiedsrichter spielen wollte.

Die Assistentin erklärte mit Nachdruck, dass die Beleuchtung notwendig war. Der Schleimbolzen nickte mit gewissenhaftem Gesichtsausdruck.

Gönnhardt schüttelte daraufhin den Kopf: Nö.

Die Assistentin war es nicht gewohnt, von Männern Widerworte zu bekommen. Normalerweise reichte ihre Kombination aus gutem … >>> weiterlesen

Gönnhardt: Kapitel 14

Weiter im Programm.

Das Interview mit dem Politiker wurde ausgestrahlt, als Gönnhardt bereits das nächste gab.

Die Klingel trällerte ihr monotones Lied. Nun waren die beiden Detektive an der Reihe. Herein kamen also die zwei Reporter, die Anne ausfindig gemacht hatten. Der Lohn ihrer sittenwidrigen Mühen war das zweite Gespräch mit dem Fuchs.

Die investigativen Journalisten stellten sich vor. Sie nannten lediglich ihre Vornamen, weil sie voll cool, voll locker und voll entspannt drauf waren: Paul und Anne. Ach, war das ein Zufall. Paul hatte den Namen von Anne Zwei am Telefon gar nicht erwähnt. Taktisch nicht unklug, das Eis war gebrochen.

Paul und Anne Zwei erläuterten ihren Plan in knappen Sätzen. Das Duo war ehrgeizig. Sie wollten als Freiberufler … >>> weiterlesen

Gönnhardt: Kapitel 15

Ehekrach.

Gönnhardt ließ die letzten Tage Revue passieren. Wenn er keine Reporter und Journalisten vor der Schnauze hatte, saß ein kleiner Mensch mit laufender Nase neben ihm, der bei jeder zweiten Szene etwas wissen wollte. Das neue Leben hatte er sich anders vorgestellt.

Gönnhardt fühlte sich meistens unwohl bei dem Gedanken, den kleinen König aus seinem Reich vertrieben zu haben. In diesem Moment fand Gönnhardt, dass es Tim gerecht geschah, dass er woanders schlafen musste. So aufdringlich wie der kleine Mann heute wieder war.

Es kam Gönnhardt so vor, als würde Anne Tim bei jeder Gelegenheit anschleppen.

Das stimmte. Anne hatte ein schlechtes Gewissen gegenüber ihrem Erstgeborenen. Zurecht, oder nicht? Sie holte ihn zwar so oft es ging nach Hause, … >>> weiterlesen

Gönnhardt: Kapitel 16

Silvester.

Als Anne morgens die Wohnung verließ, um Tim abzuholen, stellte sich Gönnhardt schlafend. Anne hatte ihn zwar von der Küche auf die Couch huschen sehen, ist aber trotzdem ohne Gruß gegangen. Sie war eingeschnappt und hatte es sowieso eilig, denn der bevorstehende Jahreswechsel war mit einem straffen Programm verbunden.

Während Tim und Anne nach ihrer Ankunft beziehungsweise Rückkehr gemeinsam frühstückten, machte sich auch bei Gönnhardt, der beim Schlüsselrasseln wieder auf seine Couch flüchtete, Hunger bemerkbar. Die Milchreste, die er heimlich schlürfen konnte, bevor Anne aufgewacht war, konnte man höchstens unbefriedigend nennen. Tim und Anne frühstückten lautstark in der Küche, Gönnhardts Sturheit hielt ihn im Wohnzimmer. Er starrte auf den Geschenkkorb, der noch auf dem Couchtisch stand. Leer. Er schaute … >>> weiterlesen

Gönnhardt: Kapitel 17

Meine Einstellung.

Tim war mittlerweile wieder zu den Großeltern verfrachtet worden. Das wäre er übrigens auch ohne Gönnhardts Vorliebe für offene Fenster in der Nacht. Anne plante schon seit Monaten, zum Jahreswechsel die Korken knallen zu lassen.

Sie wuselte durch die Bude. Wenn ihre Mitstreiter aus der Tierschutzgruppe angekündigt waren, wechselte sie Teile ihrer Einrichtung aus. Poster, Schlüsselanhänger, Figuren, Flaggen: Sie hatte eine ganze Schublade mit politisch-korrekter Dekoration. Anne wollte sich keine Sprüche mehr anhören müssen. Die, die sie bei der ersten Versammlung in ihrer Wohnung einstecken musste, reichten für ein ganzes Leben. Kleinbürgerliches Klein-Klein mit Dorfbürgermeisterbüro-Ambiente hatte gesessen. Zum Glück war mittlerweile ein Hauptquartier eingerichtet worden, so musste sie nur ab und an umgestalten. Beispielsweise wenn Anlässe wie Silvesterfeiern … >>> weiterlesen

Gönnhardt: Kapitel 18

Neujahr.

Die Weltmeisterschaft der fliegenden Pfeile erlebte bereits am Vormittag ihr Finale in einer furiosen Schlacht. Der Wettfavorit scheiterte sensationell am Altmeister. Gönnhardts Liebling Paul Teimler besiegte Sebastian van Geert ganz knapp. Gönnhardt war außer sich. Er brüllte in die Richtung, in der er Anne vermutete: Ich hab es doch gewusst! Ich hab es dir doch gesagt! Der Teimler! Der Teimler hat es immer noch drauf!

Anne nickte in den leeren Raum. Sie war mit sich selbst beschäftigt. Mit Kaffee, Tabletten und Salbe bekämpfte sie ihre Kopfschmerzen und schwor sich, dass sie nie wieder auch nur einen Tropfen Alkohol trinken würde.

Es war der Höhepunkt vor dem Fall. Kaum war der Pokal übergeben, fiel Gönnhardt in ein moralisches Loch. Gönnhardt … >>> weiterlesen

Gönnhardt: Kapitel 19

Herzlich Willkommen.

Anne: Du hast deinen Hut vergessen.

Gönnhardt drehte sich nochmal um. Nach einem langen Blickkontakt ließ er sich den Hut aufsetzen.

Das Herz pumpte in Technotempo Blut in seinen Kopf, Gönnhardt wäre am liebsten in seinem Hut versunken. Das Unwohlsein breitete sich aus dem Gehirn über den Blutkreislauf in Gönnhardts gesamtem Körper aus.

Er atmete tief ein und ging los.

Bedenken und innere Widerstände.

Gönnhardt hatte keine Lust auf Grübeln, er schüttelte schnell mit dem Kopf, um die negativen Gedanken zu vertreiben. Er ging weiter.

Nur noch wenige Meter, er war fast angekommen. Gönnhardt überlegte, ob er nicht doch besser mit nach Landau gefahren wäre. Das Rauschen in seinen Ohren hatte nicht aufgehört, dennoch konnte er die lauten … >>> weiterlesen

Gönnhardt: Kapitel 20

Wir müssen reden.

Gönnhardt lebte sich wieder ein. Schon bald war es so, als wäre er nie weg gewesen. Und das machte ihn nachdenklich.

Es war der dritte Tag seit Gönnhardts Rückkehr. Gönnhardt bat um eine Vollversammlung. Diese Treffen wurden einberufen, wenn die Wohngemeinschaft oder mindestens ein Mitglied etwas zu besprechen hatte. Die Begeisterung hielt sich auch heute in Grenzen. Erpicht auf diese Gesprächsrunde? Niemand. Erst nach ein wenig Gezeter bildeten die Füchse einen Sitzkreis. Der, der die Vollversammlung einberufen hatte, trug sein Anliegen vor. Gönnhardts Mitbewohner saßen stumm da, ließen die Worte auf sich niederprasseln.

Schlagfertig waren sie wahrlich nicht. Es dauerte, bis die Zeit der Stille beendet wurde.

Florentine hatte sich als erste gefangen. Florentine: Du gehst schon >>> weiterlesen