Gönnhardt: Kapitel 19

Herzlich Willkommen.

Anne: Du hast deinen Hut vergessen.

Gönnhardt drehte sich nochmal um. Nach einem langen Blickkontakt ließ er sich den Hut aufsetzen.

Das Herz pumpte in Technotempo Blut in seinen Kopf, Gönnhardt wäre am liebsten in seinem Hut versunken. Das Unwohlsein breitete sich aus dem Gehirn über den Blutkreislauf in Gönnhardts gesamtem Körper aus.

Er atmete tief ein und ging los.

Bedenken und innere Widerstände.

Gönnhardt hatte keine Lust auf Grübeln, er schüttelte schnell mit dem Kopf, um die negativen Gedanken zu vertreiben. Er ging weiter.

Nur noch wenige Meter, er war fast angekommen. Gönnhardt überlegte, ob er nicht doch besser mit nach Landau gefahren wäre. Das Rauschen in seinen Ohren hatte nicht aufgehört, dennoch konnte er die lauten Stimmen hören.

Gönnhardt versuchte den angesammelten Druck auszuatmen: Puuuh!

Und dann stieg Gönnhardt zurück in den Fuchsbau.

Gönnhardt: Hallo?!

Alle Augenpaare waren auf ihn gerichtet, so als würde man nach Rufen nach einer Zugabe alleine auf der Bühne stehen. Als erstes sprang Bertram auf. Wortlos drückte er sich an Gönnhardt. Er seufzte: Endlich. Ich habe schon gedacht, dich hätte ein Raser totgefahren, weil er zu laut diese Popmusik hört.

Gönnhardt war genauso froh, seinen Freund wiederzusehen. Nach den Sekunden der Innigkeit entfernten sich die beiden Füchse voneinander. Gönnhardt musterte seinen Freund. Es war noch alles dran. Hager wie eh und je war er, der gute Bertram. Wäre Bertram statt Fuchs ein Mensch, er würde wahrscheinlich eine Brille, einen Pullunder und eine Tasse lauwarmen Kamillentee tragen. So schlaksig, groß und schlank, Florentine meinte oft, dass er ganz in Ordnung aussehen könnte, wenn er nur Sport treiben würde und nicht so hässlich wäre. Gönnhardt löste den Blick von Bertram, schaute sich im Fuchsbau um. Alles wie immer, Waldfee sei Dank. Claudette war tüchtig gewesen. Nichts erinnerte mehr an Weihnachten. Nicht mal die ominöse Silvesterfeier, die wohl Stunden zuvor stattfand, hatte Spuren hinterlassen. Kein Vergleich zu dem Chaos in Annes Wohnung.

Die ganze Bande war anwesend, also lernen wir einfach mal den Rest der Füchse offiziell kennen. Das Rudel bestand aus zwei Fähen und vier Rüden. Den zurückhaltenden Bertram und die beiden zankenden Geschwister Claudette und Reinholdt haben wir schon kennengelernt, fehlen noch Schorschi und Florentine.

Schorschi war ein gutmütiger, kleiner Tollpatsch, nichts Böses im Sinn. Er war der kleinste der Männer und vielleicht deshalb besonders harmoniebedürftig. Ihm war es am liebsten, wenn alle sich liebhatten. Wenn er zwischen die Fronten von Claudette und Reinholdt geriet, flüchtete er sich in seine Lieblingsbeschäftigung: Schmausen. Wobei: Für ihn spielte es keine Rolle, ob aus Frust, Langeweile oder zur Feier des Tages. Essen war sein Ding. Und dieses Hobby konnte man ihm ansehen. Und das bekam er auch zu hören. Besonders, wenn er zwischen gewissen zankenden Geschwistern vermitteln wollte.

Florentine könnte man als eine flotte Biene bezeichnen: schlank, wohlproportioniert, große Augen. Sie pflegte ihr Fell wie ihren Augapfel. Aufgrund ihres guten Aussehens bekam sie ihren Willen öfter, als es in einer fairen, gleichberechtigten Welt sein sollte. Claudette bewunderte Florentine, und Reinholdt war in sie verschossen. Die Geschwister konnte sie daher oft für ihre Zwecke missbrauchen.

Jetzt aber zurück in die Gegenwart wie Marty McFly auf dem Rückflug.

Gönnhardt war zwar schon oft lange weg gewesen, aber diesmal war es eben am längsten. Die anderen Füchse hatten sich Sorgen gemacht, wollten sich dies aber nicht anmerken lassen. Gönnhardt wurde begrüßt, indem er veräppelt wurde.

Florentine: Bist du schon wieder zurück? Es war so angenehm ohne dich, so richtig schön. Warst du bei deinen Määänschäään?

Reinholdt, der auf Gönnhardts Hut deutete: Für wen hast du dich so schick gemacht? Hast du dich im Fuchsbau geirrt?

Claudette: Oh nee, Gönnhardt. Wenn ich dich morgens wieder beim Aufwachen sehen muss, möchte ich aufhören aufzuwachen.

Schorschi: Endlich bist du wieder da, ich habe dich so vermisst! Schorschi merkte offensichtlich nicht, dass Gönnhardt gerade aufgezogen werden sollte.

Reinholdt hatte noch einen auf Lager: Du hast es dir aber gutgehen lassen. Du bist ja fast so dick wie Schorschi geworden.

Gönnhardt musste laut lachen. Das waren gute Sprüche, Respekt. Für Heiterkeit sorgte aber auch, dass alles war wie immer. Er konterte mit ein paar flotten Sprüchen seinerseits. Er meinte, dass Florentine vielleicht alt geworden war. Dass Reinholdts guter Vorsatz noch dümmer auszusehen, gut umgesetzt wurde. Zu guter Letzt dass Claudette da hinten einen ganzen Staubhügel übersehen hatte.

Nachdem die Nettigkeiten ausgetauscht waren, schwärmten die Füchse von ihren Feiertagen. Bertram befürchtete dabei, Gönnhardt würde gleich wieder abdampfen. Die vier Partyfüchse übertrieben maßlos. Gönnhardt schwieg während der Ausführungen von Claudette und Florentine, die gar nicht aus dem Schwärmen beziehungsweise Angeben kamen. Spannend wurde die Märchenstunde erst, als Gönnhardt erzählen konnte, was er erlebt hatte.

Gönnhardt zuhause bei den Menschen – WOW! Gönnhardt musste mehrmals versichern und noch öfter schwören, dass er die Wahrheit sagte.

Claudette: Jetzt aber in echt und ohne gelogen?

Die Füchse diskutierten bis in die frühen Abendstunden, ob es dumm oder saudumm war, was Gönnhardt gemacht hatte. Saudumm war das endgültige Urteil. Einspruch abgewiesen, da das Rudel jetzt Jagen und Sammeln gehen musste.

***

Dieses Kapitel ist ein Teil des Buches Gönnhardt: Füchse, Kriege, Flüchtlingskrise. Ich hoffe, dass dir die Kostprobe gefallen hat. Ich denke allerdings, dass es mehr Spaß macht, wenn man das Buch als Komplettpaket liest. Was dich trennt? Die Bestellung. Keine Sorge: Falls du das Buch kaufen möchtest, musst du nicht viel Geld ausgeben.

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