Gönnhardt: Kapitel 16

Silvester.

Als Anne morgens die Wohnung verließ, um Tim abzuholen, stellte sich Gönnhardt schlafend. Anne hatte ihn zwar von der Küche auf die Couch huschen sehen, ist aber trotzdem ohne Gruß gegangen. Sie war eingeschnappt und hatte es sowieso eilig, denn der bevorstehende Jahreswechsel war mit einem straffen Programm verbunden.

Während Tim und Anne nach ihrer Ankunft beziehungsweise Rückkehr gemeinsam frühstückten, machte sich auch bei Gönnhardt, der beim Schlüsselrasseln wieder auf seine Couch flüchtete, Hunger bemerkbar. Die Milchreste, die er heimlich schlürfen konnte, bevor Anne aufgewacht war, konnte man höchstens unbefriedigend nennen. Tim und Anne frühstückten lautstark in der Küche, Gönnhardts Sturheit hielt ihn im Wohnzimmer. Er starrte auf den Geschenkkorb, der noch auf dem Couchtisch stand. Leer. Er schaute sich um. Nein, es war im Wohnzimmer einfach nichts Essbares zu finden. Könnte ich die Tierfiguren doch nur zum Leben erwecken, dachte Gönnhardt in seiner Verzweiflung. Gönnhardt grübelte. Er brauchte einen Vorwand, um in die Küche gehen zu können, ohne sich zu blamieren.

Was lag denn da? Gönnhardt entdeckte unter der Couch ein weißes Etwas. Er kombinierte wie Sherlock: Das war seine Eintrittskarte zum Buffet.

Mit erhobenem Haupt trug Gönnhardt den Müll in die Küche. Er streckte sein Fundstück stolz in die Luft, wie es Männer mit ihren VIP-Ausweisen bei Konzerten tun. Als Gönnhardt auf den Öffner trat und die Papierserviette in den Mülleimer beförderte, war das Kriegsbeil begraben. Tim applaudierte wie ein Seelöwe, dann nahm sich Anne ein Herz und entschuldigte sich für den Streit. Es wurde vergeben und vergessen, Gönnhardt konnte essen.

Anne schob die Zeitung zu Gönnhardt.

Anne: Schau mal, die Tante von gestern hat ihren Artikel schon fertig.

Der Karlsruher Morgen widmete Gönnhardt ein Plätzchen auf der ersten Seite. Auf dem Foto, das auf Verlangen ohne Blitz geschossen wurde, wirkte Gönnhardt auf Otto und Ottina Normal nachdenklich und weise. Gönnhardt fand sich alt und gebrechlich. Anne setzte gerade mit dem Vorlesen an: Die Überschrift lautet Ein Fuchs wie du und ich: Gönnhardt hat Appetit auf das neue Jahr.

Doch der Text war für Gönnhardt uninteressant. Anne würde ja nur seine Zitate zitieren.

Gönnhardt zu Tim: Tim, du bist jung. Sei mal ehrlich, der Hut macht mich alt, oder?

Tim zeigte auf den Kopf von Gönnhardt und hielt fest: Gönnhardt sein Hut.

Gönnhardt zu Anne: Anne, du bist … erfahren. Sei mal ehrlich, der Hut macht mich alt, oder?

Anne: Ist doch egal! Das ist dein Markenzeichen. Wie willst du dich denn sonst von den anderen Füchsen unterscheiden?

Gönnhardt war gekränkt, er kam sich austauschbar vor. Das Zeitungsfoto war ein Wirkungstreffer. Der Niederschlag sollte folgen. Im Fernseher wurden nämlich den lieben langen Mittag Interviews mit Gönnhardt ausgestrahlt. Es gibt kaum einen Schauspieler, der nicht behauptet, dass diese Kameras 10 Kilo addieren, auch Gönnhardt kam sich dick und fett vor. Bei ihm war sogar etwas dran. Seine Käsepizzadiät hatte für Kurven gesorgt. Gönnhardt traute sich gar nicht mehr, von dem Sportsender umzuschalten. Nur dort schien er vor sich sicher. Gönnhardt befand in diesen Schreckminuten, dass er genug von sich preisgegeben hatte. Genug gefilmt, genug fotografiert! Das musste reichen, sonst würde er noch älter und noch fetter werden. Er sagte Anne, dass er keine Interviews mehr geben wollte. Als er hörte, wie Anne den Anrufbeantworter mit einer entsprechenden Ansage besprach, schnurrte er zufrieden wie ein Kätzchen auf dem Schoß einer Oma.

Der Aufwand wäre gar nicht notwendig gewesen. Das Telefon stand still. Es rief niemand mehr an. Der Karlsruher Morgen war ein Käseblatt, dessen Inhalt zum größten Teil aus Horoskop, Pauschalreisen, Kreuzworträtseln und deren Lösungen bestand. Wenn etwas darin erwähnt wurde, war es schlicht und ergreifend ein alter Hut. Selbst wenn der Hut von einem sprechenden Fuchs getragen wurde. Nachdem in den letzten Tagen des Jahres das mediale Interesse an Gönnhardt aufgeflammt war wie ein Molotowcocktail an einer Hauswand in einem gentrifizierten Stadtviertel bei einer ultralinken Demo, erlosch es vor Beendigung des selben Jahres wieder, wie wenn dem Feuer an der Hauswand der Sauerstoff ausgeht.

Selbstredend spiegeln die landesweiten Medien nicht alle Bürger wieder. Klar, die Karlsruher waren noch Feuer und Flamme. Ich meine, ein Fuchs, der sprechen kann und in der Nachbarschaft wohnt!

***

Dieses Kapitel ist ein Teil des Buches Gönnhardt: Füchse, Kriege, Flüchtlingskrise. Ich hoffe, dass dir die Kostprobe gefallen hat. Ich denke allerdings, dass es mehr Spaß macht, wenn man das Buch als Komplettpaket liest. Was dich trennt? Die Bestellung. Keine Sorge: Falls du das Buch kaufen möchtest, musst du nicht viel Geld ausgeben.

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