24. November, 18 Uhr 01

Ich hab wieder meine alten Schichten. Das ist ganz gut. Darin bin ich gewohnt, keine Veränderung heißt keine Überforderung. Dachte ich.

Heute hatte ich Besuch von den Kollegen in Blau und einer Anwältin.

Natürlich drehte es sich um Ulli. Die Polizei interessierte sich für unser Verhältnis. Ich antwortete ehrlich, bis mich die Anwältin fragte, wieso ich sein Erbe sei? Ich fiel aus allen Wolken wie ein Regenschauer. War ich das etwa? Ich konnte mich nicht erinnern, ob ich vor Ullis Unfall ein Testament geschrieben habe oder nicht. Aber ich war so high, dass es sein könnte. Wenn er es in der Güte seines Herzens war…

Die Frau mit Dutt im grünen Blazer nahm keine Rücksicht auf meine Befindlichkeiten. Harsch wollte >>> weiterlesen

29. November, 16 Uhr 23

Von der Polizei habe ich nichts mehr gehört. Von niemandem etwas. Ich war an den Abenden wachsam, hab gelauscht und das Guckloch benutzt. Es gab nichts Auffälliges.

Ich sitze gerade auf einer Parkbank im Schlossgarten. Wieso es mich hierher gezogen hat, kann ich nicht sagen. Die Enten sehen aus wie immer. Sie wirken nicht so aus, als würden sie Ulli vermissen. Er ist eben weg. Es macht keinen Sinn, wenn ich mich nun verrückt mache oder verrückt machen lassen. Die negativen Gedanken sind wie Insekten auf der Windschutzscheibe – unschön und für nichts gut. Ich werde sie einfach wegwischen. Die sollen mir mal etwas nachweisen. Viel Erfolg! Falls sie es schaffen, fallen sie einer nach dem anderen.

Ich sehe gar >>> weiterlesen

5. Dezember 16 Uhr 41

Die Reihen der Halunken müssten sich so langsam lichten. Der Suizidkönig hat in den letzten Tagen gewütet. Drei von denen haben eine fristlose Kündigung erhalten. Beim letzten Kauf war die Stimmung auch nicht so entspannt wie vorher.

Es ist echt verrückt, ich muss Autist sein oder ADHS haben. Ich kann mich tagelang nur auf eine Sache konzentrieren. Und diese im Anschluss komplett ausblenden. Ob das Nebenwirkungen der Tabletten sind?

Ich habe inzwischen einen coolen Rhythmus. Mein Leben läuft vielleicht nicht in normalen, aber zumindest in geordneten Bahnen. Arbeit-Freundin-Kumpels-Drogen. Nach meinem Tiefpunkt fühle ich mich wieder oben, da oben, wo ich throne. Andere Menschen interessieren mich nicht die Bohne.

Anna und ich haben der Beziehung noch eine Chance gegeben, wir versuchen >>> weiterlesen

6. November, 18 Uhr 12

Mein Plan ging auf wie eine Knospe. Anna hat ihr kleines, aber feines, Nikolausgeschenk glücklicherweise erst heute Morgen entdeckt. Da habe ich mit dem Schuhschrank als Versteck richtig gepokert. Ich bin kein Fußfetischist und fand es etwas eklig, die Lebensmittel in einem ihrer Stiefel zu versenken, aber das ist nun mal Brauch. Die Schokolade war noch verpackt und Mandarinen haben ja auch eine Schale. Auf der Arbeit, bekam ich die erhoffte Mail: Du bist so süß. Danke!

Ich spiele jetzt mal Dichter und reime mir den Ablauf zusammen. Ich vermute, dass sie das Geschenk erst kurz vor dem Verlassen des Hauses entdeckt hat. Ich meine, wann ziehst du sonst deine Schuhe an?! Jedenfalls war sie dabei in ihrer gewohnten Eile, >>> weiterlesen

9. Dezember, 10 Uhr 28

Feierbiest! Die letzten Tage war ich abends vielleicht auf Tour. Meine armen Organe sind die Leidtragenden meiner Trauerbewältigung. Die sind bestimmt am Leistungslimit. Wobei ich nicht wirklich traurig bin, ich bin umgeben von netter Gesellschaft. Meinen Wettgewinn habe ich gestern eingelöst. Bei Isy zu schlafen hat viele Vorteile, das könnte ich öfters machen. Wahrscheinlich werde ich jetzt zum Zocker, damit ich oft genug gegen sie gewinne. Sie wohnt zentraler als ich, dadurch torkelt es sich leichter von unseren Stammkneipen heim. Wir kamen so spät heim, dass sich Schlafen kaum gelohnt hat. Zwinker, Zwinker. Ich war somit pünktlich beim Kiosk. Bisschen aufgeputscht habe ich mich zugegebenermaßen, sonst hätte ich nicht arbeiten können.

Von Anna habe ich gar nichts mehr gehört, weder >>> weiterlesen

11. Dezember, 19 Uhr 17

Johnny und Tim brauchen dringend Geld. Weihnachten kündigt sich immer penetranter an. Sie werden nervös, weil die Moneten für Geschenke fehlen. Das Resultat ist, dass krumme Dinger bei jedem Treffen mehr und mehr zum Gesprächsthema werden. Ich habe mich ohnehin gefragt, woher die beiden so viel Geld zum Verjuxen haben, wo doch keiner arbeiten geht. Also doch mit verschiedensten Gaunereien von denen sie mir nicht alles erzählten.

Jetzt wollen sie ein größeres Ding wegen der Feiertage drehen. Ich habe auch nichts gegen Geld, musste also gar nicht überredet werden. Ich frage mich nur, warum die beiden so versessen auf teure Geschenke sind. Die wollen ernsthaft Geld beschaffen, nur um es über einen Zwischenschritt zu verschenken. Da heißt es wohl Schein >>> weiterlesen

11. Dezember, 17 Uhr 12

Ich hatte bereits drei Lines intus, als Johnny mich abgeholt hat.

Da ich immer mit dem Schlimmsten rechne, war ich richtig froh, dass er meine Anweisungen befolgt hatte. Nüchtern und entsprechend nervös saß er alleine im Auto. Auf dem Beifahrersitz lag das, was er besorgen sollte.

Sobald wir in deren Hoheitsgebiet waren, klebte der Sicherheitsdienst wieder an unserer Stoßstange. In dem Moment, in dem wir aussteigen wollten, hat uns das schwarze Auto überholt. Als wären die vom Secret Service und einer von uns der Präsident der Vereinigten Staaten. Der Beifahrer ist aus dem rollenden Fahrzeug gesprungen, gesprintet und hat meine Tür aufgerissen.

Er wollte wissen, wer wir sind. Ich antwortete nicht. Stattdessen griff ich langsam auf die Rückbank, versuchte mich >>> weiterlesen

12. Dezember, 11 Uhr 32

Kopfschmerzen, diese verfluchten Kopfschmerzen. Ich kann nur hoffen, dass meine Quittung dafür ein Batzen Geld, und kein Besuch auf dem nächsten Polizeirevier ist.

Johnny hat schon vier mal angerufen, gestern hat er es sechs mal versucht. Das ist Telefonterror. Er glaubt nicht ernsthaft, dass ich heute noch ein zweites mal mit ihm reden werde. Ich habe ihm die nächsten Schritte erklärt. Damit muss er sich zufrieden geben. Wir können jetzt nichts mehr tun. Schweinsteiner wird die Lage sondieren. Hoffentlich wird er ängstlich, weil der Typ vom Sicherheitsdienst nicht mehr auftaucht. Erst dann wird er reagieren. Danach braucht er Zeit, um das Schutzgeld zu besorgen. Das klappt nicht von jetzt auf gleich. Wobei Mittwoch schon eine lange Zeit ist. So ein >>> weiterlesen

13. Dezember, 13 Uhr 15

Noch drei Tage bis Mittwoch. Ich komme mir vor wie ein Kind, das die Tage bis zum Geburtstag zählt. Blüht mir ein Geldsegen oder bekomme ich Mordsprobleme? Ich habe keine Lust deswegen zu grübeln. Sobald ich an die Geschichte denke, schüttele ich den Kopf und versuche die Gedanken rauszuwerfen. Das funktioniert erstaunlich gut.>>> weiterlesen