12. Dezember, 11 Uhr 32

Kopfschmerzen, diese verfluchten Kopfschmerzen. Ich kann nur hoffen, dass meine Quittung dafür ein Batzen Geld, und kein Besuch auf dem nächsten Polizeirevier ist.

Johnny hat schon vier mal angerufen, gestern hat er es sechs mal versucht. Das ist Telefonterror. Er glaubt nicht ernsthaft, dass ich heute noch ein zweites mal mit ihm reden werde. Ich habe ihm die nächsten Schritte erklärt. Damit muss er sich zufrieden geben. Wir können jetzt nichts mehr tun. Schweinsteiner wird die Lage sondieren. Hoffentlich wird er ängstlich, weil der Typ vom Sicherheitsdienst nicht mehr auftaucht. Erst dann wird er reagieren. Danach braucht er Zeit, um das Schutzgeld zu besorgen. Das klappt nicht von jetzt auf gleich. Wobei Mittwoch schon eine lange Zeit ist. So ein reicher Sack hätte die Summe sicher auch bis Dienstag besorgen können. Das wäre ein Tag weniger Ungewissheit.

Und nun klingelt Tim an. Unfassbar. Die beiden Typen ertrage ich jetzt nicht. Ich mach sowieso die ganze Arbeit, da will ich nicht noch den Alleinunterhalter spielen.

Ansonsten habe ich keine Lust auf meinen Alltag, aber es muss halt sein. Arbeiten, um die Illusion des normalen Bürgers aufrecht zu halten. Freunde und Familie kontaktieren, um die Illusion des alten Anders aufrecht zu halten.

Anna reagiert immer noch nicht. Es wäre eine Lüge, würde ich sagen, dass sie mir nicht manchmal fehlt. Ich vermisse ihre Art. Das war es wohl endgültig. Vielleicht braucht sie einfach noch mehr Zeit. Immer wenn ich in diese Denkspiele drifte, muss ich mich wachrütteln. Ich kann mich davon nicht runterkriegen lassen! Ich muss bei dieser Trennung meinen Mann stehen! Sollte ich nochmal in so ein Loch wie nach Alex fallen, habe ich nichts gelernt. Ablenkung ist die beste Medizin gegen Herzschmerz und Unsicherheit. Isy und Betäubungsmittel sind das einfachste Rezept.