Ich hab wieder meine alten Schichten. Das ist ganz gut. Darin bin ich gewohnt, keine Veränderung heißt keine Überforderung. Dachte ich.
Heute hatte ich Besuch von den Kollegen in Blau und einer Anwältin.
Natürlich drehte es sich um Ulli. Die Polizei interessierte sich für unser Verhältnis. Ich antwortete ehrlich, bis mich die Anwältin fragte, wieso ich sein Erbe sei? Ich fiel aus allen Wolken wie ein Regenschauer. War ich das etwa? Ich konnte mich nicht erinnern, ob ich vor Ullis Unfall ein Testament geschrieben habe oder nicht. Aber ich war so high, dass es sein könnte. Wenn er es in der Güte seines Herzens war…
Die Frau mit Dutt im grünen Blazer nahm keine Rücksicht auf meine Befindlichkeiten. Harsch wollte sie wissen, warum ausrechnet ich die Sachen erben sollte. Was blieb mir übrig? Ich log. Mit zittriger Stimme habe ich von einer Freundschaft geredet. Dass ich mit dem Geld Gutes tun soll. Dass er in mir wohl einen verlorenen Sohn gesehen hat. Ich fühlte mich wie Mulder, der Scully eine abstruse Theorie verkauft. Ich spürte, dass die Polizei mir mein Ammenmärchen nicht abnahm. Die Anwältin, die unter Umständen einen anderen Erben vertritt, hat geschwiegen.
Dann ging es weiter im Programm. Wann ich Ulli das letzte mal gesehen hab. Ich meinte, dass ich mir nicht sicher bin. Aber dass es schon etwas her war. Mit überlegenem Ton erwähnte ein Polizist, dass ein Nachbar Ulli bei mir gesehen hat. Am Tag vor seinem Tod. Dann hagelt es richtige Brocken, der Ton wurde eisig. Obduktion. Überdosis. Motiv. Erberschleichung. Staatsanwalt. Ob ich noch irgendwas zu sagen hätte. Ich mit brüchiger Stimme: „Nein.“
Ich bin mir sicher, dass die Nachbarn lauschen. Vorsichtshalber verhalte ich mich mucksmäuschenstill, mach keinen Piepton. Ich hatte schon öfter im Gefühl, dass ich überwacht werden! Ich glaube, ich bin im falschen Film wie eine Fehlbesetzung. Jetzt bin ich wieder so durch den Wind, dass ich mich am liebsten zudröhnen würde. Und wieso auch nicht. Mittlerweile hat sich das Zittern von der Stimme auf die Hände verlagert. Es kann doch nicht sein, dass ich wegen solch einem Unfall auffliege. Das Erbe kann doch gar nicht so hoch sein, dass es sich für den Staatsanwalt lohnt.
Ich würde am liebsten meine Nachbarn platt machen. Die spionieren doch schon wieder. Ich höre jedenfalls Stimmen von oben. Es ist ein Gemurmel, das nicht zu verstehen ist. Kein Schimmer, was sie genau über mich reden. Oder ob überhaupt. Es ergibt doch gar nichts mehr einen Sinn. Da denkst du es geht wieder aufwärts, da schwörst du dir: nie wieder Drogen, Alkohol nur am Wochenende. Boom! Niederschlag.
Ich schieße mich ab…