24. August, 20 Uhr 55

Ich lasse das Bier gerade fließen, sag ich dir. Der Pegel steigt und steigt! Sind doch vier Bier hier geworden. Ich bin so fies, ich könnte morden. Cooler Reim, oder Tagebuch?

Ich habe mich an die Nachrichten gewagt.

Es waren vier Antworten: Alex, meine Kumpels Lars und Mike und dann noch eine Brauerei.

Die Brauerei-Angestellte antwortete mir, dass sie das Lob gerne weitergibt. Ich hab denen also ein Kompliment für ihr Bier gemacht, das mich zum kompletten Absturz gebracht hat. Auch nicht schlecht. Wobei der Kräuterschnaps war schuld.

Lars: Junge, endlich meldest du dich! Haben uns schon alle Sorgen um dich gemacht. Die Sache mit Alex ist richtig mies. Wir stehen hinter dir, ruf mich an! Von Alex hab ich >>> weiterlesen

24. August, 23 Uhr 47

Und dann bin ich auch schon wieder zurück. Oh Mann, ist das frustrierend. Ich mach es kurz: Das war nichts, abgesehen von einer kleinen Erniedrigung. Die Türsteher haben mich nicht reingelassen.

Das war mal wieder klar wie das Meer am Traumstrand. Das hab ich davon, wenn ich mich auf Sachen freue… ein erniedrigendes Gefühl. Als ob ich so betrunken bin, es waren doch nur ein paar Bier. Ich bin bestimmt noch fahrtüchtig. Nun sitze ich also wieder hier, der ganze Aufwand wegen nichts und wieder nichts. Und obendrein stinke ich nach diesem elenden Parfüm. Ich komm mir vor als hätte ich darin gebadet. So müssen arabische Prinzen gerochen haben.

Das war richtig demütigend. Ich musste mit gesenktem Haupt zurücktrotten wie >>> weiterlesen

25. August, 0 Uhr 37

Dank der ersten paar Kurzen bin ich endlich betüdelt, also kann ich mir die volle Dröhnung geben. Die Mails sind dran.

Alex schreibt: Anders, es tut mir alles so leid. Bitte melde dich doch. Die Sache im Urlaub ist vorbei, es war die größte Dummheit, die ich je gemacht habe. Lass uns die Sache doch einfach abhaken und vergessen, ich werde auch nie wieder ohne dich verreisen! Wieso bist du denn einfach so gegangen? Du lässt mich einfach so zurück. In der Wohnung so ganz allein?! Hast du gar keine Gefühle mehr? Hör auf dein schlechtes Gewissen! Ich weiß nicht, wie ich das hier alles alleine schaffen soll. Die Wohnung ist so teuer, die war doch unser gemeinsames Ding. Anders, >>> weiterlesen

25. August, 1 Uhr 12

Es ist mitten in der Nacht, ich liege in meiner trockenen Badewanne. Nackt bis auf die Unterhose sehe aus ich wie ein Irrer, ein verrückter Parfümmischer. Das ist der große Trost des Abends. Die Klamotten liegen schon in der Waschmaschine, ach, was bin ich so toll und fleißig.

Ich bin einsam in dieser Stadt, allein in dieser Wohnung, verloren in diesem Badezimmer. Mit seinen grauen Fließen und schimmeligen Fugen. Über den Boden sind meine wenigen Halbseligkeiten verteilt. Duschgel, Rasierschaum, Rasierer, Haargel, Zahnbürste, Zahncreme und Bürste. Das soll mein Leben sein? Dieses Sortiment, das mich als ewigen Junggesellen entlarvt?

Die Flasche kann ich auch jetzt leertrinken, irgendwann trinke ich ihn ja eh.

Es gibt kein Licht am Horizont. Hier komm ich >>> weiterlesen

25. August, 4 Uhr 45

Es ist keine 5 Uhr und ich liege verschwitzt im Bett. Wunderbar: Aufgewacht, kann nicht mehr einschlafen. Wieso bin ich schon wach? Mein Wecker klingelt noch lange nicht.

Mein Unterbewusstsein hat mich sicher aus dem Schlaf geholt. Ich habe den krankesten Kram geträumt. Ich glaube, ich habe heute Nacht Wahnvorstellungen gehabt. Immerhin das Bett dreht sich nicht. Das ist ein Teilerfolg nach diesem Suff.

Ich habe den ekelhaftesten Metallgeschmack aller Zeiten im Mund. Erstmal Zähne putzen, sonst.

Ok, ruhig bleiben, nicht in Panik verfallen! Ich komme gerade aus dem Bad. Irgendwas stimmt hier nicht. Die Badewanne ist voller Blut, mein linker Unterarm hat eine lange Narbe.

Sag, dass das nicht wahr ist. Das kann nicht sein. Was ich gestern Nacht >>> weiterlesen

25. August, 10 Uhr 10

Ich habe es noch ein paar Stunden im Bett ausgehalten. Mich ständig von der einen Seite auf die andere gewälzt. Sicher bin ich auch mal eingenickt, aber nun kann ich nicht mehr liegen.

Es ist tatsächlich Sonntag, das Internet sagt bekanntlich immer die Wahrheit. Das bedeutet: Ich habe keine Tage verloren und wurde nicht von Aliens entführt. Ich bin also kein Fall für die Akte X.

Diese Narbe kann ich mir nicht erklären, es ist ein langer Schnitt vertikal an der Pulsader hoch. So geschnitten, wie man sich eben umbringen würde… wie ich mich umbringen würde. Fest steht: Gestern Nacht ist reichlich Alkohol geflossen. Dadurch ein Blackout und mein Rätsel.

Der Ablauf, bei dem ich mir sicher bin: Ich bin >>> weiterlesen

25. August, 15 Uhr 50

Der Trip hört einfach nicht auf. Da bin ich mit besten Vorsätzen in den Mittag gestartet. Hab fleißig getrunken, um meinen Flüssigkeitshaushalt wieder zu regulieren. Leitungswasser, ganz brav. War an der frischen Luft, und das nicht nur, um Bier zu kaufen. Ich habe sogar noch eine Runde durch den Stadtgarten gedreht. Naja, es war eine halbe Runde, da waren nämlich zu viele Familien unterwegs. Da redete ich mir bei dem Ausflug gut zu, dass ich einfach mal den freien Tag genießen soll. Kaufte noch mein Bier, wollte zuhause einfach nur runterkommen, nicht mehr rumspinnen. Und dann kam beim Einbiegen in meine Straße der Schock: Blaulicht.

Vor unseren Haus standen etliche Fahrzeuge: Polizei, Feuerwehr.

Krisenmodus. Ich wollte die Haustür reingehen, ein >>> weiterlesen

25. August, 16 Uhr 50

Jetzt kann ich durchatmen. Die Polizei hat nicht nur meine Wohnung verlassen. Die Streifenwagen und der Krankenwagen, die vor dem Haus standen, sind auch weg. Ich sehe sie vom Fenster aus jedenfalls nicht mehr. Aus den Augen, aus dem Sinn ist einfach die beste Medizin. Damit wird auch klar, dass die panische Putzaktion in der Badewanne zum Glück unnötig war.

Vorsicht ist aber besser als Nachsicht. Ich bin froh, dass ich es gemacht habe. Trotzdem werde ich das Badezimmer bei der nächsten Gelegenheit, also heute Abend oder vielleicht morgen oder auch etwas später, grundreinigen. Es ist immer noch Blut in der Badewanne. Blut in der Wanne… das klingt wie eine deutsche Black Metal Band. Mit ein bisschen Abstand, damit meine >>> weiterlesen

26. August, 9 Uhr 45

Es ist Montag, neue Woche, neues Glück. Gut geschlafen habe ich nicht. Ich bin ständig aufgewacht, als wäre Vollmond. Der Rest des gestrigen Abends war unauffällig. Ich habe gedöst und mich von der Glotzbox berieseln lassen.

Ein paar Gedanken habe ich mir heute morgen auch schon gemacht. Ich muss diese Geschichte irgendwie abhaken. Ich habe nichts verbrochen. Zumindest nichts, an das ich mich erinnern kann. Außerdem war ich betrunken. Das können sogar die Türsteher bezeugen. Damit war ich unzurechnungsfähig und somit schuldunfähig, also freizusprechen! Wenn ich was gemacht haben sollte, muss sich die Polizei schon selbst melden. Ich habe die Polizisten schon in meine Wohnung gelassen. Mehr Kooperation kann nun wirklich niemand erwarten, von Eigeninitiative ganz zu schweigen.

Das Leben >>> weiterlesen

27. August, 14 Uhr 48

Die Mission Der gute Anders ist in vollem Gange. Nicht nur, dass ich im Kiosk heute besonders freundlich war und netten Smalltalk gehalten habe. Ich bin bei meiner To-Do-Liste einen Schritt weiter. Ich habe mir vorgenommen Blut zu spenden. Und tu es gerade.

Ich sitze im Krankenhaus.

Es ist ein Blutspendezentrum, das im Augenblick extrem überfüllt ist. Ob die Leute genauso nett sind wie ich oder auf einfaches Geld aus sind, ist ein nettes Ratespiel. Die Anmeldung ging recht schnell. Ausweis, Adresse. Dann ein längerer Fragebogen. Irgendwelche Krankheiten habe ich meines Wissens nicht, Medikamente, Reisen und so was auch nicht. Der Alkoholkonsum ist ja subjektiv. Ich nannte ihn einfach normal. Nun sitze ich eben hier und warte, bis der Arzt >>> weiterlesen