26. August, 9 Uhr 45

Es ist Montag, neue Woche, neues Glück. Gut geschlafen habe ich nicht. Ich bin ständig aufgewacht, als wäre Vollmond. Der Rest des gestrigen Abends war unauffällig. Ich habe gedöst und mich von der Glotzbox berieseln lassen.

Ein paar Gedanken habe ich mir heute morgen auch schon gemacht. Ich muss diese Geschichte irgendwie abhaken. Ich habe nichts verbrochen. Zumindest nichts, an das ich mich erinnern kann. Außerdem war ich betrunken. Das können sogar die Türsteher bezeugen. Damit war ich unzurechnungsfähig und somit schuldunfähig, also freizusprechen! Wenn ich was gemacht haben sollte, muss sich die Polizei schon selbst melden. Ich habe die Polizisten schon in meine Wohnung gelassen. Mehr Kooperation kann nun wirklich niemand erwarten, von Eigeninitiative ganz zu schweigen.

Das Leben geht weiter… zumindest meines. Oh je, das war jetzt nicht nett. Ich wollte doch ein besserer Mensch werden.

Immerhin: Ich habe den Schock mit dem Selbstmord halbwegs verdaut, also meinem. Drüber schlafen ist immer wieder hilfreich. Ob man solche Sachen im Unterbewusstsein verarbeitet?! Der Tod der Frau war ein guter Weckruf, so gemein das auch klingen mag. Umbringen wegen Alex werde ich mich nicht. Das Leben ist zu wertvoll, um es wegen so einer zu verschwenden. Zum Glück war es bei mir nur ein Fehlschuss – Fehlschnitt.

In der heutigen Lokalzeitung, dem Karlsruher Morgen, hab ich eine kleine Erwähnung von Frau Maier gefunden. Naja, ich habe danach gesucht. Es ist manchmal schon praktisch, dass ich hier umgeben von Zeitungen und Zeitschriften bin. Namentlich wurde sie nicht erwähnt, aber Alter passt. Und die Gegend auch. Die Polizei nennt es Suizid, ein Liebesdrama. Ich kann mir zwar nicht erklären, wie mein Zettel da oben hingekommen ist, aber ich weiß (oder gehe davon aus), dass ich nicht in ihrer Wohnung war. Damit muss ich mich einfach zufrieden geben.

Das mit Frau Maier war also Selbstmord. Jetzt finde ich es schon tragisch, dass sich so eine junge Frau einfach das Leben nimmt. Die armen Hinterbliebenen, die jetzt mit dem Verlust zurechtkommen müssen. Ihre Situation hätte man doch sicher bessern können.

Ich bin einfach nur froh, dass die letzte Woche vorbei ist. Ich würde sie im Kalender nicht abhaken, aber ihr mit einem fetten X Respekt zollen. Tschüss und auf Nimmerwiedersehen! Ich nehme den Start in die neue Woche als Neufang.