11. November, 23 Uhr 08

Vorhin gab es so etwas wie eine Erleuchtung. Der Abend hat wie üblich begonnen, wenn ich mit Johnny und Tim abhänge. Erstmal ein bisschen was trinken. Dabei gönnt man sich natürlich nur das beste: Billigbier. Da dröhnt genauso, man kann aber doppelt so viel kaufen. Der Pegel macht die Stimmung lockerer, da wird man großzügiger. Irgendwann rückt meistens einer von uns ein bisschen Stoff raus. Wenn wir drauf sind, kommen die üblichen Themen: Filme, Musik. Am Ende landen wir beim leidigen Thema Geld – so auch heute.

Es begann die alte Trauerrede von Johnny. Keine Kohle, aber Bock was zu machen. Ich konnte es mir heute nicht geben. Da ich ein wenig Bargeld in der Tasche hatte, habe ich vorgeschlagen, >>> weiterlesen

14. November, 19 Uhr 11

Ich bin einfach ein Multitalent, seit heute sogar Geldeintreiber. Ich war früh wach, mal wieder schlecht geschlagen. Aufgeregt habe ich bei Johnny angerufen. Gemeint, dass wir uns treffen müssten: „Ist wichtig, wir haben etwas Geschäftliches zu besprechen.“

Er war überrascht, aber ließ sich überreden. Was er von der Verabredung erwartete, kann ich nicht sagen. Aber: Er rechnete bestimmt nicht damit, dass ich bezahlt werden wollte. Wir haben uns seit dem Auftrag wegen Zlatan zwar öfters getroffen, doch mehrere Gründe hielten mich ab, seine Schulden einfordern. Erstens dürften die Handlanger von Zlatan mittlerweile mein Gesicht vergessen haben, zudem dürfte es ein paar Tage gedauert haben bis diese stille Post Tim oder Johnny erreichte.

Ich hatte lange genug abgewartet. Heute musste es >>> weiterlesen

16. November, 22 Uhr 31

Tim hat mir mittlerweile meinen Verdienst vorbeigebracht. Es sind zwei schöne Hunderter. Da man bei großen Scheinen doch immer einen guten Grund haben sollte, sie anzubrechen, habe ich die Versöhnung mit Anna als meinen auserkoren.

Es brauchte ein wenig Überredungskunst, ich ließ nicht locker. Sie war auch heute anfangs eher distanziert. Jedenfalls nicht so, wie es eine verliebte Freundin sein sollte. Nachdem ich vorgeschlagen habe, dass wir ihre Prüfungen feiern könnten, gab sie nach.

Wir sind gegen 18 Uhr los. Händchen haltend sind wir durch die Straßen geschlendert. So wie das Paare eben machen, die sich vertragen wollen. Leider brauchte es drei Anläufe, bis sie ihre Hand endlich nicht mehr wegzog. Sie gab beim vierten Anlauf endlich nach. Es war >>> weiterlesen

17. November, 18 Uhr 27

Meine Gedanken kreisten gestern Nacht wirr, wild, laut und aufdringlich wie Krähen über Häusern. Ich war zu aufgebracht, um einschlafen zu können. Es ist auch zum Verrücktwerden: Nicht nur dass Anna mir einiges vorgeworfen hat. Mir ging noch mehr durch den Kopf: Die Angst erwischt, für die Morde weggesperrt zu werden, beschäftigte mich. Als ich mir versichert habe, dass mich niemand entdecken kann, kamen wieder die Geldsorgen: Es ist immer zu wenig und so schnell weg.

Ich wüsste gern mal, wo meine Kohle immer landet. Wobei, da kommen schon einige Ausgaben zusammen: Schulden, Getränke, Einkäufe. Ich machte mich verrückt wegen der Miete. Mein Konto ist abgegrast, wie wenn eine Schafherde zu Besuch war. Dann fing ich an zu überlegen, wie >>> weiterlesen

20. November, 17 Uhr 19

Manchmal muss man den Tag wie eine fleißige Biene beginnen, um sich wie beflügelt zu fühlen. Heute habe ich es endlich mal wieder geschafft aufzustehen, bevor die Uhrzeit zweistellig wurde. Dann habe ich einen wichtigen Punkt abhaken können. Ich hab genug Geld auf der Bank eingezahlt, um für die nächsten Monate die Miete abbuchen zu lassen. Auch wenn man an solche Verbindlichkeiten im Augenblick nicht denkt, nisten sie im Hinterkopf. Jetzt sind sie zumindest für ein paar Monate flügge.

Abgehakt ist auch die Schuldentilgung bei Anna. Sie hat eine kleine Karte mit Bargeld bekommen, die ich unter der Tür durchgeschoben habe. Natürlich mit Herzchen und Glitter verziert, so wie es sich für gute Freunde gehört.

Während sich Hausfrauen dann gegen >>> weiterlesen

20. November, 22 Uhr 31

Der Abend war doch noch nicht vorbei. Ich bekam langsam Hunger. Das lag bestimmt an der frischen Luft. Ich war dabei eine Pizza mit doppelt Käse zu belegen. Den freien Rand auf dem Blech habe schön mit Pommes belegt, damit keine Energie verschwendet wird.

Da schrak ich zusammen. Hässliches Geräusch.

Ich stand vor dem Backofen wie bestellt und nicht abgeholt. Stille. Ich redete mir ein, dass es Paranoia sein muss. Das Speed klang langsam aus, da werde ich immer misstrauisch. Das habe ich mir nur eingebildet. Ich köpfte ein Bier, wollte den Backofen gerade anmachen. Nochmal: Ein Klopfen an der Tür.

Anders! Mach auf, ich habe dich gehört.“

Ich spielte wieder verschiedene Szenarien durch. Ich könnte mich tot stellen >>> weiterlesen

21. November, 0 Uhr 55

Je länger ich hier sitze, desto mehr ändert sich meine Einstellung. Der Spruch mit den Drogen hätte echt nicht sein müssen. Und die paar Euro hat er doch sowieso übrig. Ich kann das Geld besser als er gebrauchen. Jetzt will der mir ein schlechtes Gewissen machen? Der braucht seine Ersparnisse doch eh nicht. Wer hat denn auch so viel Bargeld zuhause, wenn er es nicht verschmerzen kann, abgezogen zu werden? Ich meine, er hatte so viel Geld zuhause und mir nur einen Bruchteil geliehen. Der ist doch selbst schuld, dass ich mich da bedient habe. Wahrscheinlich hat er nur Langeweile und wollte ein wenig Nervenkitzel, deswegen hat er mich mit seinen Reichtümern so provoziert. Er wusste ja dass ich Geld >>> weiterlesen

21. November, 10 Uhr 41

Ich will nicht glauben, dass ich das getan habe. Ich hoffe, dass es nur ein Trip war.

Ich habe über den Tag sicherlich ein ganzes Gramm geschnupft, dazu noch Schmerztabletten und reichlich Alkohol. Ich habe bestimmt nur einen Film geschoben.

Bitte, falls es dich da oben gibt, lass mich die Realität verzerrt gesehen haben wie beim Blick in ein Kaleidoskop.

Ich habe eben bei Ulli angerufen, aber niemand ist drangegangen.>>> weiterlesen

21. November, 11 Uhr 34

Die letzten paar Tage war ich viel zuhause, abgesehen von ein paar Ausflügen in den Supermarkt. Ich war nicht in der Stimmung Party zu machen oder mich länger mit jemandem zu unterhalten.

Es gibt eine gute Nachricht: Der Chef gibt mir noch eine Chance. Ich bekomme wieder Schichten. Ich denke, Maas hat einfach keine Lust mehr, selbst im Kiosk zu sitzen und keine gute Alternative gefunden. Gerade habe ich Bescheid bekommen. Ich bin extra hin, um mich persönlich zu bedanken. Maas war aber schon wieder abgedüst. Ich plauschte kurz mit Jürgen. Bevor ich ging, drückte mir Jürgen eine Zeitung in die Hand. Ich wusste, dass da etwas nicht stimmen konnte. Als ich mich verabschiedete, hielt er mich auf. Er wollte >>> weiterlesen

23. November, 19 Uhr 22

Gestern war ich wieder arbeiten. Das war willkommene Ablenkung. Es war zwar nur ein Probearbeiten, da ich mir aber keine gröberen Schnitzer erlaubt habe, bin ich guter Dinge. Die Bewährungsprobe habe ich wohl gemeistert. Dennoch habe ich den halben Tag mit einem Stein im Bauch verbracht. Ulli wäre vielleicht heute vorbeigeschlendert. Ohne den Unfall hätte er heute vielleicht Enten gefüttert.

Ich bin am Hauptfriedhof vorbeigegangen. Ich dachte, dass ich ihm das schuldig bin. Es war eine kleine Menschentraube. Vielleicht 15 Leute. Ulli war wohl einfach nicht wichtig genug für einen großen Rummel. Er hat sich zu sehr um seine Tiere statt um Menschen gekümmert.

Je näher ich der Menge gekommen bin, desto mulmiger wurde mir. Ich konnte einfach nicht dabei >>> weiterlesen