21. November, 0 Uhr 55

Je länger ich hier sitze, desto mehr ändert sich meine Einstellung. Der Spruch mit den Drogen hätte echt nicht sein müssen. Und die paar Euro hat er doch sowieso übrig. Ich kann das Geld besser als er gebrauchen. Jetzt will der mir ein schlechtes Gewissen machen? Der braucht seine Ersparnisse doch eh nicht. Wer hat denn auch so viel Bargeld zuhause, wenn er es nicht verschmerzen kann, abgezogen zu werden? Ich meine, er hatte so viel Geld zuhause und mir nur einen Bruchteil geliehen. Der ist doch selbst schuld, dass ich mich da bedient habe. Wahrscheinlich hat er nur Langeweile und wollte ein wenig Nervenkitzel, deswegen hat er mich mit seinen Reichtümern so provoziert. Er wusste ja dass ich Geld brauche, und hat dann mit seiner Kohle so angegeben. Was fällt ihm eigentlich ein, da im Hausgang etwas von meinen Drogen herum zu posaunen. Bestimmt haben meine Nachbarn gelauscht. Das kann doch nicht wahr sein. So blöd und unachtsam kann doch niemand sein. Das hat der Idiot doch mit Absicht gemacht, um mich unter Druck zu setzen. Ich hätte alles abstreiten sollen. Welche Beweise hat der schon? Wer sagt denn, dass es sein Geld war und nicht meines? Da steht es Aussage gegen Aussage.

Ich sollte alles behalten. Das würde ihm recht geschehen. Dann hätte ich aber Ärger mit der Polizei und wäre aktenkundig. Nicht gut. Ulli ist ein Verräter, da er mich der Justiz zum Fraß vorwirft. Er ruiniert mein Leben wegen seinen Ersparnissen. Wenn meine Familie das mitbekommt, bin ich für immer unten durch.

Ich zeig dem, wer mich geritten hat. Kein Teufel – ein Dämon!

Je mehr ich konsumiere, desto klarer wird der Weg. Wenn ich mir heute Abend eine kleine Überdosis gönne, habe ich das Geld. Mit dem Bargeld hätten sich meine Geldsorgen für die nächsten Monate erledigt. Ulli hat doch außer dem einem kranken Verlierer eh keine Familie. Was will der denn mit Geld? Die Enten sind nur solange seine Freunde, wie er Brot in der Hand hält.

Die Tabletten liegen vor mir. Einen Letzten trinke ich auf dich, Ulli.