23. August, 1 Uhr 41

Das Bier ist schon leer, er Jägermeister ist halbleer, es ist fast zwei Uhr. Ich sollte so langsam ins Bett gehen. Zumindest einschlafen, im Bett liege ich ja bereits. Alle coolen Lieder hab ich jetzt gehört. Mir fällt nichts mehr ein, nachdem ich suchen könnte. Das weite Web ist gar nicht so weit, wenn man breit ist und nicht mehr so gut denken kann. Nachts Ablenkung zu finden ist eine Schatzsuche. Wenn ich weiter Fernsehen schaue, explodiert mein Kopf, so dämlich ist das Nachtprogramm. Wenn der beste Kanal ein Shoppingsender ist, weiß man, dass es Zeit für den Aus-Knopf ist.

Mir ist schlecht und mein Kopf fährt Karussell.

Es blitzt auf, zu guten Ideen bin ich immer noch fähig: Ich >>> weiterlesen

24. August, 10 Uhr 30

Alter! Ich hab so einen brummenden Schädel, das ist nicht mehr heilig. Jetzt ist es offiziell: Ich bin wirklich nicht mehr so jung, wie ich es gerne wäre. Früher habe ich Schnaps plus Bier locker weggesteckt – lockerer jedenfalls. Jetzt hab ich einen brüllenden Kater, der die Zähne zeigt, obwohl ich mir nachts wohl noch ne zweite Pizza reingepfiffen hab. So viel zu Fett bindet Alkohol.

Das, woran ich mich erinnere… wäre besser ein Alptraum gewesen. Ich befürchte, ich hab Alex gestern noch geschrieben. Ich glaube, ich hab auch meinen Freundeskreis durchgetextet. Wenn ich schreibe, dass ich es glaube, ist das wohl eher Wunschdenken. Ich weiß, dass ich es getan hab. Der Filmriss ist eher in dem Bereich, nachdem ich >>> weiterlesen

24. August, 13 Uhr 22

Ulli war für seine Verhältnisse kurz angebunden, aber es gab kurz vor Feierabend dann noch ein Highlight. Ein kleines Mädchen hat zwei Tüten Gummibärchen und zwei Getränke gekauft. Rote Backen, große Augen, offener Mund: Ihr Geld hat nicht gereicht. Es waren nur 30 Cent, die fehlten. Großzügig, wie ich bin, hab ich den Betrag dann aus meiner Tasche bezahlt und der kleinen Dame einen schönen Tag gewünscht. Die hat sich richtig gefreut. Diese gute Tat hat Gott sofort belohnt. Keine 4 Minuten späterkam ihre Tante vorbei, um das fehlende Geld zu bezahlen. Jetzt kommt es: Es war die Süße! Das Schicksal liebt mich.

Sie heißt Anna, das Mädchen war ihre Nichte. Sie meinte, dass das richtig nett war, aber nicht >>> weiterlesen

24. August, 18 Uhr 14

Das ist doch mal ein aussichtsreicher Tag. Ich habe den Grundstein für meine Comeback-Lovestory gelegt. Der Einkauf ist erledigt, ich hab mich fett mit Gemüse eingedeckt. Dazu bin auf einer Party eingeladen. Um keinen Rückzieher zu machen, natürlich auch Alkohol zum Vorglühen besorgt. Die Party kann steigen. Der Routenplaner war gnädig. Ich kann sogar zur Location gehen. Das spart Geld und Nerven. Laut Wegbeschreibung sind es nur 1,5 Kilometer.

Ich bin schon aufgeregt wegen heute Abend. Es ist diese angespannte Vorfreude, wenn man nicht ganz weiß, was einen erwartet. Das Internet hat nicht sonderlich viele Informationen zu der Disco ausgespuckt. Sieht absolut in Ordnung aus, nicht zu stylisch, nicht zu ghetto. Generell bin ich nicht so der Partytyp, aber ich >>> weiterlesen

24. August, 19 Uhr 49

Es wird langsam, aber sicher dunkel, daher kann ich das erste Bier zischen. Der Geschmack erinnert mich an die Nachrichten, die ich im Suff geschrieben habe: nicht gut. Ich hätte wohl nicht das Billigste vom Billigen nehmen sollen. Hoffentlich hat niemand geantwortet. Vielleicht sie sind in irgendeinem Filter verloren gegangen. Es sollte an Computern solche Alkoholtester zum Reinblasen geben wie in amerikanischen Autos. Anders, sie sind zu betrunken, um Nachrichten abzuschicken!

Ich schäme mich immer noch. Diese dumme Sauferei führt zu nichts. Trotzdem geht es nicht ohne, wenn ich entspannen will, oder eben wie jetzt ein bisschen lockerer werden möchte. Vielleicht sollte ich meditieren oder Yoga machen. Kann ich auch mal auf meine nicht enden wollende To-Do-Liste packen. Die Nachrichten >>> weiterlesen

24. August, 20 Uhr 55

Ich lasse das Bier gerade fließen, sag ich dir. Der Pegel steigt und steigt! Sind doch vier Bier hier geworden. Ich bin so fies, ich könnte morden. Cooler Reim, oder Tagebuch?

Ich habe mich an die Nachrichten gewagt.

Es waren vier Antworten: Alex, meine Kumpels Lars und Mike und dann noch eine Brauerei.

Die Brauerei-Angestellte antwortete mir, dass sie das Lob gerne weitergibt. Ich hab denen also ein Kompliment für ihr Bier gemacht, das mich zum kompletten Absturz gebracht hat. Auch nicht schlecht. Wobei der Kräuterschnaps war schuld.

Lars: Junge, endlich meldest du dich! Haben uns schon alle Sorgen um dich gemacht. Die Sache mit Alex ist richtig mies. Wir stehen hinter dir, ruf mich an! Von Alex hab ich >>> weiterlesen

24. August, 23 Uhr 47

Und dann bin ich auch schon wieder zurück. Oh Mann, ist das frustrierend. Ich mach es kurz: Das war nichts, abgesehen von einer kleinen Erniedrigung. Die Türsteher haben mich nicht reingelassen.

Das war mal wieder klar wie das Meer am Traumstrand. Das hab ich davon, wenn ich mich auf Sachen freue… ein erniedrigendes Gefühl. Als ob ich so betrunken bin, es waren doch nur ein paar Bier. Ich bin bestimmt noch fahrtüchtig. Nun sitze ich also wieder hier, der ganze Aufwand wegen nichts und wieder nichts. Und obendrein stinke ich nach diesem elenden Parfüm. Ich komm mir vor als hätte ich darin gebadet. So müssen arabische Prinzen gerochen haben.

Das war richtig demütigend. Ich musste mit gesenktem Haupt zurücktrotten wie >>> weiterlesen

25. August, 0 Uhr 37

Dank der ersten paar Kurzen bin ich endlich betüdelt, also kann ich mir die volle Dröhnung geben. Die Mails sind dran.

Alex schreibt: Anders, es tut mir alles so leid. Bitte melde dich doch. Die Sache im Urlaub ist vorbei, es war die größte Dummheit, die ich je gemacht habe. Lass uns die Sache doch einfach abhaken und vergessen, ich werde auch nie wieder ohne dich verreisen! Wieso bist du denn einfach so gegangen? Du lässt mich einfach so zurück. In der Wohnung so ganz allein?! Hast du gar keine Gefühle mehr? Hör auf dein schlechtes Gewissen! Ich weiß nicht, wie ich das hier alles alleine schaffen soll. Die Wohnung ist so teuer, die war doch unser gemeinsames Ding. Anders, >>> weiterlesen

25. August, 1 Uhr 12

Es ist mitten in der Nacht, ich liege in meiner trockenen Badewanne. Nackt bis auf die Unterhose sehe aus ich wie ein Irrer, ein verrückter Parfümmischer. Das ist der große Trost des Abends. Die Klamotten liegen schon in der Waschmaschine, ach, was bin ich so toll und fleißig.

Ich bin einsam in dieser Stadt, allein in dieser Wohnung, verloren in diesem Badezimmer. Mit seinen grauen Fließen und schimmeligen Fugen. Über den Boden sind meine wenigen Halbseligkeiten verteilt. Duschgel, Rasierschaum, Rasierer, Haargel, Zahnbürste, Zahncreme und Bürste. Das soll mein Leben sein? Dieses Sortiment, das mich als ewigen Junggesellen entlarvt?

Die Flasche kann ich auch jetzt leertrinken, irgendwann trinke ich ihn ja eh.

Es gibt kein Licht am Horizont. Hier komm ich >>> weiterlesen

25. August, 4 Uhr 45

Es ist keine 5 Uhr und ich liege verschwitzt im Bett. Wunderbar: Aufgewacht, kann nicht mehr einschlafen. Wieso bin ich schon wach? Mein Wecker klingelt noch lange nicht.

Mein Unterbewusstsein hat mich sicher aus dem Schlaf geholt. Ich habe den krankesten Kram geträumt. Ich glaube, ich habe heute Nacht Wahnvorstellungen gehabt. Immerhin das Bett dreht sich nicht. Das ist ein Teilerfolg nach diesem Suff.

Ich habe den ekelhaftesten Metallgeschmack aller Zeiten im Mund. Erstmal Zähne putzen, sonst.

Ok, ruhig bleiben, nicht in Panik verfallen! Ich komme gerade aus dem Bad. Irgendwas stimmt hier nicht. Die Badewanne ist voller Blut, mein linker Unterarm hat eine lange Narbe.

Sag, dass das nicht wahr ist. Das kann nicht sein. Was ich gestern Nacht >>> weiterlesen