Ruhe: Teil 5

Unruhe hat zudem, wer man sich weigert, zufrieden zu sein. Klar, wir wollen viel und immer mehr. Manchmal ist es vollkommen in Ordnung, wenn man das Glas halbvoll sieht. Was die anderen besitzen und tun, musst du nicht nachahmen wie ein Pantomime. Wenn du dich entspannen willst, sei dankbar für das, was du hast. Schau dich mal in deinem Zimmer um. Schau dir deine Lieblingsdekostücke, deine ganzen coolen Sachen an. Das ist alles andere als schäbig. Dafür hast du hart gearbeitet, darauf kannst du echt stolz sein. Leg dich in dein Bett und breite die Arme aus. Das ist richtig bequem, oder? Hier und jetzt kannst du dir ebenfalls einen schönen Abend machen, lass den Tag in Frieden dunkel werden. Ich bezweifle, dass es sich in einer Millionenvilla gemütlicher als bei dir kuscheln lässt.

Selig sind, die da geistlich arm sind. Keine Sorge, wir beten jetzt nicht, um an innere Ruhe zu gelangen.

Hohlköpfe machen es richtig: Kopf runter und Spaß haben. Grübeln ist unproduktiv, es bringt nur Stress und schlechte Laune. Ich würde sogar behaupten: Sorgen, Unruhe und Anspannung hat man nur, wenn man über darüber nachdenkt.

Grübeln ist das interne Verrücktmachen. Ich steigere mich gerne in Grübelei. Und du? Da kriegt man ein Schicksal mit, dann liest man sich in das Thema ein. Dann denkt man darüber nach, wo man es selbst gesehen hat, wer in seiner Familie betroffen sein könnte. Dann nimmt man sich in die Mangel, ob man es irgendwie verschuldet oder gebilligt hat. Dann steigert man sich richtig rein, und schaut zur Krönung traurige Internetvideos. So verbringen wir einen ganzen Abend und eine halbe Nacht mit schlechter Laune. Schließlich geht man aufgewühlt ins Bett, statt sich einen schönen Abend mit Duftkerze gemacht zu haben. Da hätte man gleich Nachrichten schauen können…

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