Gönnhardt: Kapitel 37

Was ne Verschwendung.

Schminkfit stand im Türrahmen.

Gönnhardt wurde gebieterisch herbeigerufen. Nach einem kurzen Wortwechsel wurde der Fuchs damit beauftragt, Drohl zu suchen. Schminkfit hatte in der letzten Woche viel über die Wölfe gehört. Darunter war viel Schlechtes, er wollte daher kein Risiko eingehen.

Es gab Neuigkeiten. Nur wenige Tage nach seiner großzügigen, gönnerhaften Zusage an Guido und den darauffolgenden Einstellungen musste Schminkfit Abstriche machen. Geld wuchs auch in Karlsruhe höchstens an Weihnachtstannen. Wobei das Heu im Normalfall in Umschlägen unterm Baum lag.

Die Unterredung fand in einem der Bürozimmer im Nordflügel statt. Wir können die Lokalität in diesem Fall nicht Tagungsraum nennen, schließlich wollten alle Beteiligten die Sache innerhalb weniger Minuten hinter sich bringen. Schminkfit war vorbereitet, er hatte Verstärkung dabei. In dem hellen Raum saßen sich Schminkfit, die beiden Rudelsführer und zwei Gäste gegenüber beziehungsweise kreuz und quer. Letztere, die Gäste, waren nicht weiter wichtig. Wir nennen sie Zwillingsbruder und Klonschwester. Gekleidet in schwarzem Kostüm/Anzug mit Bluse/Hemd in Weiß, braunen Stiefeletten/Stiefel sowie straßenköterblonden Haaren im Mittelscheitel/Seitenscheitel sahen sie/er aus wie die Sprösslinge eines Mutterkonzerns. Jedes Gebäude im Karlsruher Gewerbegebiet konnte mehrere Exemplare dieser Gattung vorweisen.

Schminkfit stellte vor: Zwillingsbruder war von der Finanzverwaltung der Stadt Karlsruhe, Klonschwester von der Öffentlichkeitsarbeit. Hätten die Tiere schon mal einen Behördengang hinter sich gehabt, ihnen wäre die Bürgerbüro-Atmosphäre bekannt vorgekommen. So war es allerdings befremdlich für Gönnhardt und Drohl, wie von flüchtigen Floskeln zu anspruchsvollen Aussagen gewechselt wurde. Gereicht wurde übrigens der gute Kuchen aus der Folie. Dazu servierte man Kaffee, der sich als trübes Wässerchen entpuppte. Der krümelige Kuchen war kein gutes Vorzeichen, da war sich Gönnhardt sicher. Recht sollte er haben, denn während er die Krümel, in die sich sein Stück aufgelöst hatte, aufschleckte, prasselten Worte auf ihn ein. Es wurde eher Vortragsreihe denn Gespräch.

Der Klonbruder erklärte, dass es an der Zeit war, zu sparen. Dass es mit den Ausgaben nicht so einfach war, wie Schminkfit es sich ausmalte, war irgendwo voraussehbar und intern auch schon durchgekaut. Jetzt wurde es Drohl und Gönnhardt verklickert.

Die neuen Angestellten wurde die Verwaltung so einfach nicht wieder los. Der Rotstift musste an anderer Stelle angesetzt werden. Zwillingsbruder erklärte den Tieren, dass niemand mehr bereit war, Unsummen für sie auszugeben. Neben den Personalkosten waren die Kosten für Reparaturen exorbitant.

Schminkfit hakte sich mit Beispielen von irrsinnigen Kosten ein: Sekundenkleber, Nadel und Faden, Farbe zum Überstreichen der Pfotenabdrücke an den Wänden und Decken. Schminkfit nach einem ausgedehten Kopfschütteln weiter: Und dann die Lampenschirme! Am Dienstag wurden drei neue gekauft. Am Mittwoch zwei. Was macht ihr denn damit?

Drohl: Beißer putzen.

Alle anwesenden Menschen schüttelten beim Gedanken an diese Luxus-Zahnstocher im Gleichschwung den Kopf. Das Fazit von Zwillingsbruder war: Wenn ihr Sachen kaputt macht, gibt es keinen Ersatz mehr. Das Budget ist aufgebraucht.

Die Finanzen waren abgehakt. Jetzt war die Klonschwester dran. Sie hatte den strengen Ton einer Deutschlehrerin, wenn die Schüler Großschreibung mit Kleinschreibung verwechseln. Sie philosophierte von Tourismus, von sinkenden Einnahmen, gebundenen Ressourcen, Entschädigungen, weniger Übernachtenden und schlechten Rezensionen. Klonschwester trommelte dabei mit einem Kugelschreiber auf einem Diagramm herum.

Drohl sah Gönnhardt grimmig an. Bei jedem Wort, das er nicht verstand, wurde sein Blick finsterer. Klonschwester: Imageverlust. No-Go-Area in und um dem Schloss. Unappetitliche Stürme auf sozialen Medien. Städteranking. Immerhin konnte Drohl seine Gesichtszüge von da an nicht weiter verdunkeln. Das war zu viel des Verwirrenden, Drohl verstand nur noch Bahnhof.

Bei jeder Station trat er Gönnhardt nun unterm Tisch vor das Schienbein. Wohlfühlfaktoren! Parallelgesellschaften! Gesellschaftliche Akzeptanz!

Gönnhardt: Au!

Gönnhardt: Uff!

Gönnhardt: Autsch!

Gönnhardt biss auf die Zähne, versuchte, sich an den Schmerz zu gewöhnen. Die Dame ließ sich von dem Fuchs, der zuckte wie ein Fisch an Wasser, nicht beirren. Schminkfit starrte an die Decke, seine Lippen bewegten sich lautlos. Zwillingsbruder saß am Tisch und machte sich Notizen. Die Dame fand einfach kein Ende. Sie hypnotisierte Fuchs und Wolf mit ihrem Fachchinesisch so sehr, dass sie aus ihrem Bann erst aufwachten, als Schminkfit mit der flachen Hand auf den Tisch schlug.

Es folgte betretenes Schweigen. Ein Gluck durchbrach die Ruhe. Das war der Schluck, als Zwillingsbruder seinen trockenen Kuchen mit dem hellbraunen Kaffee herunterspülte. Schminkfit schaute hilfesuchend zu Schwester, dann zu Bruder. Er sträubte sich, sein Machtwort zu wiederholen. Doch er musste, schließlich hatten die beiden Tiere nicht zugehört: Wichtig ist, dass es jetzt reicht. Schluss und aus. Ihr und eure Bagage müsst weniger Essen, weniger nerven, weniger kaputt machen und netter sein!

Gönnhardt nickte. Drohl war … verwirrt im Zug. Er hatte auch den letzten Halt dieses Gesprächs, das damit beendet war, nicht wahrgenommen und folglich verpasst. Die Verabschiedung fiel wortkarg aus. Gönnhardt und Drohl zogen sich zu ihren jeweiligen Freunden zurück. Schminkfit suchte das Weite. Klonschwester drückte sich im Schlossmuseum herum, um heute nicht mehr ihren Schreibtisch hüten zu müssen. Zwillingsbruder war ohne weitere Worte verschwunden. Zwillingsbruder legte sein Schweigen erst ab, als keiner der Konferenzteilnehmer mehr in Hörweite war.

Auf dem Heimweg erzählte er seiner Schwester die Geschehnisse brühwarm. Diesmal war es die leibliche Schwester, ihrerseits Reporterin für Lokales beim Karlsruher Morgen.

***

Dieses Kapitel ist ein Teil des Buches Gönnhardt: Füchse, Kriege, Flüchtlingskrise. Ich hoffe, dass dir die Kostprobe gefallen hat. Ich denke allerdings, dass es mehr Spaß macht, wenn man das Buch als Komplettpaket liest. Was dich trennt? Die Bestellung. Keine Sorge: Falls du das Buch kaufen möchtest, musst du nicht viel Geld ausgeben.

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