Gönnhardt: Kapitel 32

Regentraufe.

Es trippelte in den Straßen von Karlsruhe.

Zwischen gespitzten Ohren leuchteten aufmerksame Augen in der Nacht auf. Ein Blitz ermöglichte den Blick auf struppige Gestalten in einer verlassenen Stadt. Zu kurz, um zu erkennen, zu lang, um zu vergessen. Dann war es wieder schwarz.

Das nächtliche Gewitter war weitergezogen. Es hinterließ Felle, die noch zerzauster als sonst waren.

Sie kamen in der Dunkelheit, nun standen sie vor dem Schloss.

Sie machten sich bemerkbar. Ein lautes Heulen erklang. Mit dem Beginn der Morgendämmerung verlangte eine Handvoll schmutziger Gäste Einlass.

AHHH-UHHH!

Der Lärm fuhr durch Mark und Bein, die Gastherren wachten auf. Die Füchse standen am Fenster, sie sahen einander entgeistert an. Gönnhardt: Kann mal jemand den Schlossgraben ausrollen, damit die ertrinken.

Drohl entdeckte von draußen die halben Fuchsköpfe. Er kniff die Augen zusammen. Er knurrte.

Schwupps duckten sich die Füchse unter das Fensterbrett und schlichen hinter die Couch. Dort blieben sie, bis sie zum Frühstück robbten. Guido wusste auch keinen Rat. Das überstieg nicht nur seine Entscheidungsgewalt, sondern auch seinen Horizont. Er hatte in den letzten Monaten viel erlebt, aber jetzt wurde es aberwitzig.

Guido: Das glaube ich jetzt einfach nicht! Das ist doch absurd. So was gibt es doch nicht.

Oh doch.

Die Wölfe warteten geduldig vor dem Schlosstor.

Obwohl Gönnhardt es sich so sehr gewünscht hatte, blieben die Wölfe nicht unbemerkt, verschwanden nicht einfach. Es dauerte eine Weile bis Schminkfit Wind bekam, dann noch ein bisschen, bis er seinen Schock verarbeitet hatte. Und obendrein eine gefühlte Ewigkeit, bis er den Wölfen Tür und Tor öffnete.

Vorsichtig streckte er vormittags erst den Kopf, danach den dazugehörigen Körper raus. Er stand mit Pfefferspray hinterm Rücken einem kleinen Rudel Wölfe gegenüber. Ein Wolf löste sich von den anderen. Mit heiserer, ungeübter Stimme, die jeden Satz zu einer Bedrohung werden ließ, flüsterte er: Ich … bin Drohl.

Drohl war der Anführer der Wölfe. Er war buckelig, krummbeinig und auch sonst unförmig. Der Kerl war so hässlich, Medusa wäre bei seinem Anblick peinlich berührt errötet. Dafür, dass er der Anführer war, mutete er erstaunlich schmächtig, fast zerbrechlich, an. Was ihn noch gefährlicher wirken ließ.

Schminkfit hatte sich seit der Entdeckung der Wölfe einige Beruhigungsschnäpse einverleibt. Er reagierte deshalb verhältnismäßig unbeeindruckt. Drohl und Schminkfit hielten etwas, das aussah wie ein Plausch.

Schminkfit: Ja, was gibt es?

Drohl: Wir einziehen im Schloss.

Schminkfit: Puh, noch mehr …

Drohl: Nein, nur ich und Wölfe da.

Noch so ein sprechendes Tier, das schwer von Begriff war. Schminkfit war genervt, wollte die Sache schnell hinter sich bringen. Eigentlich hatte er ja schon im Wochenende. Freitag war für ihn technisch gesehen sein freier Tag, da ging er nämlich direkt nachdem er gekommen war wieder heim – wegen Termine. Schminkfit atmete lange aus. Er verzichtete auf überschwängliche Gesten. Der Anblick des Pfeffersprays würde nur für unnötigen Gesprächsstoff sorgen. Er deutete hastig mit dem Kopf Richtung Eingang. Schminkfit machte es kurz: Kommt halt rein. Das Schloss war ohnehin zu einem Stall der Luxusklasse verkommen. Ob da jetzt sechs Tiere, elf oder sechzehn wohnten, war ihm egal. Er wusste, dass er das Viehzeug so schnell sowieso nicht raus bekam.

Obwohl die Füchse ihm nur ein paar Minuten zuvor ihre Ängste und Befürchtungen mitteilten, führte der Schlossherr die Wölfe schnurstracks in den Ballsaal. Er nahm den Füchsen übel, dass sie ihm die Weltherrschaft oder zumindest ein gutbezahltes politisches Amt mit dickem Pensionsanspruch versaut hatten. Schminkfit kam sogar schon eine List in den Sinn. Die Sache mit den Wölfen konnte er zu seinem Vorteil nutzen. Jetzt wollte er an seinen Mietern wenigstens verdienen. Sein Gedankengang war leicht verständlich: Da es doppelt so viele Tiere waren, konnte er nach seiner Rechnung dreifache Kosten veranschlagen. Da er dreifach abrechnen, aber keine doppelte, sondern einfache Leistung erbringen wollte, würde er wenigstens Gewinn machen.

Und so standen die Wölfe mitten im Ballsaal und sahen sich genauso verwundert um, wie die Füchse in einer unweit entfernten Vergangenheit.

Panisch rannte Gönnhardt zu seinem Vermieter. Gönnhardt musste es nochmal versuchen. Mit bebender Stimme sagte er: Bitte Herr Schminkfit, tun sie uns das nicht an. Die Wölfe können doch woanders wohnen.

Schminkfit: Lieber Herr Gönnhardt, wir können keine Extrawürste für euch braten. Es gilt gleiches Recht für alle Tiere.

Flink versenkte Schminkfit das Pfefferspray in seiner Sakkotasche, sah auf seine Armbanduhr und fuchtelte wild mit den Fingern herum. Während er dorthin deutete und hierhin zeigte: Füchse, ihr zeigt den Wölfen, wie es hier läuft. Ihr räumt den südlichen Bereich frei und macht den Wölfen Platz. Und ihr Wölfe, ihr müsst der Stadt sagen, dass ihr teuer seid.

Bevor er das Zimmer verließ, wandte sich Schminkfit noch an die beiden Rudel, die sich mittlerweile gegenüberstanden und einander beschnupperten: Aber dass ihr mir nicht händelt, damit das klar ist. Gebt mir euer Wort drauf. Ich will am Wochenende nicht nochmal kommen müssen, weil ihr was kaputt gemacht habt. Das ist entgangene Lebensqualität, das bezahlt mir niemand!

Gönnhardt schaute in die verunsicherten Gesichter seines Rudels. Drohl, der begriff, dass Gönnhardt der Anführer war, heftete seinen Blick an den Fuchs. Gönnhardt senkte die Augen, schaute auf den Boden und nickte fast unmerklich. Als Drohl das sah, breitete sich ein Grinsen auf seiner Schnauze aus. Er drehte den Kopf zu Schminkfit. Drohl krächzte, doch jedes Wort war verständlich: Klar doch.

Unverhofft hatten die Füchse Nachbarn. Es waren Mitbewohner so ungewollt wie Post vom Inkassobüro.

***

Dieses Kapitel ist ein Teil des Buches Gönnhardt: Füchse, Kriege, Flüchtlingskrise. Ich hoffe, dass dir die Kostprobe gefallen hat. Ich denke allerdings, dass es mehr Spaß macht, wenn man das Buch als Komplettpaket liest. Was dich trennt? Die Bestellung. Keine Sorge: Falls du das Buch kaufen möchtest, musst du nicht viel Geld ausgeben.

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