Gönnhardt: Kapitel 29

Regenwetter.

Aufstehen fiel heute schwer. Gönnhardt vermutete, das musste die bequemste Couch sein, die jemals hergestellt wurde. Der Fuchs kannte seine inneren Widerstände genauso gut wie sich selbst. Er wusste: Wenn er es einmal schleifen ließ, dann würde er die Sache mit der Bewegung wahrscheinlich komplett aufgeben. Diäten waren auch bei Füchsen ein fragiles Gut, quasi das FabergéEi unter den guten Vorsätzen. Gönnhardt quälte sich aus dem Bett, um Frühsport zu machen.

An diesem Tag lag Niederschlag und damit Niedergeschlagenheit in der Luft. Die Wolken waren blau-grau gefärbt. Während seiner verspäteten Runde durch den Park sah Gönnhardt nur Menschen, die sich vorsichtshalber die Kapuzen tief ins Gesicht gezogen hatten. Er wurde weder gegrüßt noch beäugt. Sogar die Enten und Schwäne suchten lieber unter Bäumen Schutz vor dem drohenden Regen, statt sich von Gönnhardt ins Bockshorn jagen zu lassen. Es konnte jeden Moment anfangen zu schütten, Gönnhardt legte seine Strecke daher in Rekordzeit zurück.

Gönnhardt war im Ziel wider Erwarten heiter: Der Zeiger der Uhr hat sich nur ein kleines Stückchen bewegt. Das war viel weniger, als er normalerweise für sein Programm brauchte. Mangelnde Ablenkung und Angst vor einem Schauer waren ein guter Trainer.

Im Schloss traf er auf übelgelaunte Füchse, die es schafften, selbst beim Kauen heruntergezogene Mundwinkel zu haben. Es war Donnerstag. Da war die Stimmung auf dem Tiefpunkt der Woche. Obwohl sich das Schauspiel nie änderte, konnten sich die Tiere damit nicht abfinden, geschweige denn anfreunden. Die Füchse wussten, dass die Beleidigungen von der Vorderseite gnadenlos durch das Schloss bis nach hinten in den Park hallen würden. Aus diesem Grund mieden Besucher donnerstags das Areal. Wobei sie das bei diesem miesen Wetter ohnehin getan hätten. Am Frühstückstisch wurde schweigend gegessen. Lustlos vertilgte die Bande das Essen, das Guido ihnen servierte. Nichtmal Schorschi hatte dabei Freude, die Lage war also ernst. Gönnhardt fragte die Runde, was heute so anstand: Na, was habt ihr für Pläne?

Das Schmatzen wurde nicht unterbrochen, die Blicke hoben sich nicht von den Schüsseln. Jeder der Gefragten, spekulierte darauf, dass ein Anderer antworten würde.

Gönnhardt beerdigte den Versuch, seine Meute aufzuheitern gerade im Geiste, da erhob sich ein Stimmchen. Claudette mühte sich eine Antwort ab. Einigermaßen neutral erzählte sie, dass sie mit Guido putzen würde. Das war keine Überraschung. Außer Oh, schön fiel Gönnhardt leider nichts ein. Gespräch beendet.

Nach dem Frühstück versammelte sich das Rudel vor dem Fernseher. Es kam eine stumpfsinnige Reportage. Die flimmernden Bilder und der gefilterte Sprecher sorgten wenigstens für Ablenkung. Bertram war überzeugt, als Herrscher des Fernsehers anerkannt zu sein, doch zur Sicherheit versteckte er die Fernbedienung in der Ritze der Couch. Erwartungsgemäß war nicht jeder Fuchs von der Reportage über Wärmedämmung in Fachwerkhäusern begeistert.

Florentine: Ich will eine Einkaufssendung sehen. Bertram, du schaust doch sowieso den ganzen Tag fern. Richte dich nach mir!

Reinholdt war vor Langeweile fast eingeschlafen. Er konnte Florentine nur im Halbschlaf zustimmen: Ja, du solltest dich nach mir richten.

Gönnhardt wollte Reinholdt verbessern: Nach Florentine soll er sich richten.

Florentine: Siehst du Bertram, Gönnhardt stimmt mir auch zu. Drei gegen einen! Überstimmt!

Nach etwa einer halben Stunde lebendigen Diskutierens sah Bertram ein, dass seine Taktik des Aussitzens nicht funktionieren würde. Er wurde von Reinholdt mittlerweile auch mit mehr Wucht geschubst und konnte sich kaum auf seinem Platz halten. Bertram fischte die Ferne aus der Lehne. Nachdem er sich mit ein paar Kratzern im Polster verewigt hatte, schaltete er auf einen der unzähligen Shoppingkanäle. Präsentiert wurde ein Wischmop, der sich selbst auswringt. Das wäre etwas für Claudette gewesen.

Die Gute war allerdings nicht nur beschäftigt, sie war sogar fleißig. Guido und sie hatten eben die Mülleimer geleert und waren dabei, sich der nächsten Aufgabe zu widmen. Vorher, also in eben jenem Moment, legten sie eine Verschnaufpause ein. Wohlverdient, damit das klar ist! So richtig durchatmen konnte Guido nicht. Claudette verlangte, dass er jeden Atemzug zum Reden nutzte.

Claudette: Guido, weißt du eigentlich, dass du mein bester Freund auf meiner Welt bist?

Claudette: Ist es schwer eine Ausbilderung zu deinem Beruf zu machen?
Claudette: Meinst du, ich würde das schaffen tun?
Claudette: Dann wären wir Kollegen und Freunde, oder?
Claudette: Darfst du den Reiniger mit nach Hause nehmen?
Claudette: Schmeckt der eigentlich gut?

Guidos Antworten waren in dieser Reihenfolge: Oh, Nein, Ja, Ja, Nein, Hmm.

Und nach dem abschließenden Hmm war das Päuschen schon wieder vorbei. Naja, fast. Eigentlich wären heute die Fenster dran gewesen, aber Guido hielt nichts von unnötiger Arbeit. Wieso sollte er an einem Tag mit 90-prozentiger Regenwahrscheinlichkeit denn bitteschön die Fenster putzen? Claudette war nicht so begeistert. Beim Fensterputzen konnte sie zwar nicht behilflich sein. Aber dieser Reiniger. Mhmmm.

Claudette ließ einfach nicht locker: Aber Guido, gestern hast du gesagt, dass wir heute fenstern.

Guido bekam Panik, als er sich vorstellte, diese haushohen Fenster heute und morgen putzen zu müssen. Ein Ablenkungsmanöver musste her. Damit Claudette endlich aufhörte, so eine Fresse zu ziehen, bot Guido an, ihr vorzulesen.

Der Karlsruher Morgen berichtete auf seiner ersten Seite über eine anstehende Messe rund um Touristik, über die Abstiegsangst des lokalen Fußballvereins und den Diebstahl eines Tresors.

Claudette: Boah, Karlsruhe ist so aufregend!

Die beiden überflogen auch die nächsten Seiten. Guido fand, dass es genügte, die Überschriften zu lesen. Claudette hatte zu Guidos Glück keine Ahnung, dass da eigentlich noch mehr Text stand. Claudette blieb nichts übrig, als zufrieden zu sein, die Artikelfotos zu sehen und die Überschriften zu hören.

Auf Seite 7 angelangt stupste Guido Claudette an: Ach, schau mal an. Da geht es über den Herrn Schminkfit. Ist sogar mit Bild.

Es handelte sich obendrein um eines der Fotos von dem Shooting mit den Füchsen. Schminkfit stand auf dem Schlossturm, links neben ihm war Gönnhardt zu sehen. Also zumindest der Hinterkopf von Gönnhardt. Guido und Claudette waren gleichermaßen interessiert. In seinem stockenden Lesefluss las Guido nicht nur die Überschrift, sondern auch den Artikel vor.

***

Dieses Kapitel ist ein Teil des Buches Gönnhardt: Füchse, Kriege, Flüchtlingskrise. Ich hoffe, dass dir die Kostprobe gefallen hat. Ich denke allerdings, dass es mehr Spaß macht, wenn man das Buch als Komplettpaket liest. Was dich trennt? Die Bestellung. Keine Sorge: Falls du das Buch kaufen möchtest, musst du nicht viel Geld ausgeben.

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