Gönnhardt: Kapitel 21

Ohne mich.

Man musste es ihnen lassen, die Füchse waren genügsame Gesellen. Dieser Transport war ein Traum für jeden Umzugshelfer. Florentine war nur mit ihrer Schmusedecke bepackt. Sie sollte erst später herausfinden, dass es eigentlich ein altes Handtuch war. Der hungrige Schorschi nahm lediglich etwas Proviant mit. Claudette fand sich mit ihrem Tennisball abenteuerlustig und extravagant.

Es war der Tag, an dem die Tiere den Wald verließen. Naja, an dem zumindest ein paar Füchse den Bau verließen. Was Gönnhardt schon von Anfang an Magenschmerzen bereitet hatte, bewahrheitete sich: Bertram und Reinholdt wollen nicht mit. Reinholdt hatte sich morgens feierlich von seiner Schwester verabschiedet und ihr einen Tennisball zur Erinnerung geschenkt. Claudette bekam den Tennisball allerdings nur, weil Florentine zuvor die Annahme verweigert hatte. Bertrams Abschied war noch liebloser, er schüttelte nur den Kopf. Er schwieg, während seine Mitbewohner dabei waren, zu ehemaligen Mitbewohnern zu werden. Schorschi versuchte den Abgang mit einer positiven Note zu versehen und Bertram aufzuheitern: Immerhin hast du jetzt viel Platz.

Kopfschüttelndes Schweigen.

Die vier abreisenden Füchse sahen sich nochmal in ihrem Fuchsbau um und nahmen Abschied von ihrem Zuhause. Jetzt sollte ein neues Leben beginnen, meinte Gönnhardt, der stolz auf seine dezimierte Truppe war. Schorschi und Florentine strotzten vor Vorfreude. Claudette war betrübt, wirkte aber gefasst.

Claudette wollte gerade ansetzen, ihrem Bruder ihr Herz auszuschütten, da erklang eine freche, laute Stimme: Keine Angst, ich komm doch mit. Wer soll denn sonst auf dich aufpassen. Claudette sprang vor Freude. Sie schleuderte den Tennisball an den Schädel von Reinholdt und grinste beim Aufprall: Den habe ich sowieso nicht gewollt.

Schorschi ließ sich von der guten Laune anstecken. Er hüpfte als erster aus dem Fuchsbau. Er machte sich leichtfüßig auf den Weg, den Gönnhardt beschrieben hatte. Zumindest die ersten paar Meter. Den Rest der Strecke zum Parkplatz legte er wie immer zurück. Nämlich im Rückwind des vorletzten Fuchses.

Anne machte große Augen als ihr fünf Füchse entgegenkamen. Ob ihr Blick beeindruckt oder ängstlich war, ist Interpretationssache. Fest steht, dass Anne überwältigt war: Boah, ihr seid aber viele. Du bist immer für ne Überraschung gut, Gönnhardt. Mit so vielen von euch haben wir nicht gerechnet. Aber gut.

Sie drehte sich um, vergewisserte sich, dass ihr Dreitürer tatsächlich so klein war, wie befürchtet. Japp, das würde gemütlich werden. Gönnhardt machte die Füchse mit Anne bekannt. Anschließend umgekehrt. Die Füchse wechselten eingeschüchterte Blicke. Erst untereinander, dann zu dem Auto. Einer der riesigen Todesmaschinen waren sie noch nie so nahe gekommen, geschweige denn darin eingesperrt gewesen.

Anne: Immerhin reist ihr leicht. Dann versuchen wir mal, euch reinzuquetschen.

Claudette quiekte: Gönnhardt! Was hat die vor?

Anne entschuldigte sich für ihre Ausdrucksweise. Sie versicherte den Füchsen, dass sie ihnen kein Haar krümmen werde. Claudette verkniff sich einen schnippischen Kommentar, als Anne ihr beim Kopftätscheln mehr als nur ein Haar zerzauste.

Lageristin hätte Anne sicher nicht werden können. Sie spielte früher zwar gerne Tetris, aber wie sie fünf Füchse verkehrssicher in ihrem Auto verstauen sollte, war ihr ein Rätsel. Gönnhardt musste nachhelfen. Er entschied: Zwei Füchse durften nach vorne, in diesem Fall war damit die Rückbank gemeint, drei mussten sich in den Kofferraum zurückziehen. Es war vorhersehbar. Die beiden Füchse, die die vorderen Plätze zuerst beansprucht hatten, stritten prompt um den linken Platz. Weil das der voll viel bessere war.

Anne: Bitte anschnallen. Äh, festhalten. Ich meine, sitzen bleiben. Oder so.

Anne nahm sich vor, nicht nur vorausschauend und nachblickend zu fahren. Sie wollte so oft wie möglich auf ihre Bremse verzichten, damit den armen Füchsen nicht schlecht wird. Eine Grundreinigung konnte sie sich schlicht und ergreifend nicht leisten.

Der Motor stotterte erst, dann brummte er. Steinchen knatterten unter den Reifen. Die Reise sollte beginnen.

Gönnhardt schrie auf: HAAALT!

Anne zuckte zusammen, Schorschi zuckte zusammen, Florentine zuckte zusammen. Claudette und Reinholdt bekamen nichts mit. Sie zankten immer noch um den voll viel besseren Platz. Reinholdt gab nämlich mit ihm an, weshalb Claudette eifersüchtig war.

Ein brauner Blitz kam angeschossen. Gönnhardt war sich sicher, so schnell hat sich Bertram noch nie fortbewegt. Dementsprechend außer Puste war er, als Anne ihm seinen Platz im Auto zuwies. Damit war der Streit um den linken Platz auch beendet, Bertram fungierte als Mauer zwischen den beiden Streithähnen. Es herrschte Stille, weil Bruder und Schwester lieber aus dem Fenster schauten, als Bertram beim Schnaufen zu beobachten.

Es dauerte einige Kilometer, bis der sich wieder beruhigt hatte. Auch dann hatte Bertram keinen flotten Spruch auf den Lippen. Ehrlich währt am längsten, dachte er sich: Ich wollte einfach nicht alleine zurückbleiben. Das habe ich mich nicht getraut

Die anderen Füchse munterten Bertram mit Gemeinheiten auf, auch Anne redete ihm gut zu. Und danach ließ sie sich über Tierrechte, Fellpflege und Umweltverschmutzung aus. An Gönnhardt gerichtet brüllte sie ins Heck: TIM BLEIBT JETZT BEI MIR! EIN PAAR DINGE WERDEN SICH ÄNDERN! ICH HABE DA EIN PAAR SACHEN ARRANGIERT! ES SEI NUR SO VIEL GESAGT: ICH BIN AUCH IMMER FÜR EINE ÜBERRASCHUNG GUT!

Reinholdt flüsterte zu seiner Schwester: Der hat uns am Ende doch in eine Falle gelockt, der Saukerl, der blöde.

Wenn Reinholdt flüsterte war das so laut wie sein Geschrei. Natürlich hatten die anderen Füchse die Botschaft ebenfalls vernommen. Die Aussage nährte Zweifel und Bedenken. Den anderen wurde so mulmig, wie es Bertram schon die ganze Zeit war. Selbst Gönnhardt wurde unbehaglich. Er hatte seinen Freunden genau erklärt, wie alles ablaufen würde. Jetzt faselte Anne von einer Veränderung. Er spürte Blicke auf sich, schluckte den Kloß im Hals herunter und hoffte.

Die restliche Fahrt hatte etwas von einer Stadtrundfahrt im Touristenbus. Die Insassen versanken in den eigenen Gedanken. Sie hörten nicht zu, doch der Fahrer plapperte munter vor sich hin. Grüne Welle: Der Express zog ohne Halt weiter – abgesehen von Stoppschildern – in die Innenstadt von Karlsruhe.

***

Dieses Kapitel ist ein Teil des Buches Gönnhardt: Füchse, Kriege, Flüchtlingskrise. Ich hoffe, dass dir die Kostprobe gefallen hat. Ich denke allerdings, dass es mehr Spaß macht, wenn man das Buch als Komplettpaket liest. Was dich trennt? Die Bestellung. Keine Sorge: Falls du das Buch kaufen möchtest, musst du nicht viel Geld ausgeben.

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