Egoist: Teil 4

Du musst Prioritäten setzen. Deine Sachen, die getan werden müssen: sofort angehen. Das reicht vom Treppenhaus putzen über die elende Steuer bis zu deinen Zielen. Deine Sachen lösen sich leider nicht in Luft auf, wenn du was dazwischen schiebst. Du trägst sie im Hinterkopf spazieren. Die nisten sich mit einem pelzigen Bauchgefühl ein und verdrehten deinen Magen.

Da langweilst du dich schon wieder bei den Schwiegereltern, es wird wieder über deren Nachbarn gelästert. Probleme wie die Mülltonne, die zu spät rein geholt wird, oder Laub auf der Straße könnten dich nicht weniger interessieren. Du bist beschäftigt Empörung zu heucheln, statt die Steuer, die gemacht werden muss, zu erledigen. Die Steuer machst du dann in der Zeit, die eigentlich dir gehört. Deine Sachen stehen wieder ganz hinten an und werden gekappt, wenn es eng wird. Die Reihenfolge: elende Steuer, dein Plan und mit der Restzeit ein strammer Besuch bei den Schwiegerleuten ist besser. Vielleicht fallen dir ja ganz neue Beschimpfungen für die Ziege von nebenan ein, wenn du voller Euphorie und mit schnurrenden Magen die Herrschaften besuchst.

Bei Leuten, die man kennt, bringt die Eigennützigkeit meistens ersparte oder effektiver genutzte Zeit, die ansonsten verschwendet und wie Kaugummi in die Länge gezogen wurde. Es reicht, sich alle zwei Wochen zu sehen, wenn man sich beim wöchentlichen Treffen nach der Halbzeitpause nichts mehr zu sagen hat. Der Trick ist, Leerlaufzeiten zu vermeiden. Kürzere Besuche werden automatisch mit mehr Leben gefüllt. Dann vergeht die Zeit im besten Fall wie im Flug und auf das nächste Treffen freut man sich tatsächlich.