Egoist: Teil 2

Du bist ein netter Mensch, das hast du all die Jahre bewiesen. Dass dem so ist, steht mittlerweile außer Frage. Damit erreicht hast du leider wenig. So viel vorgenommen, kaum was umgesetzt. Kein Problem. Versuchen wir es mal auf eine andere Weise. Ab sofort darfst du zuallererst an dich denken. Und los. Dann geht vielleicht sogar die Weltverbesserung einfacher von der Hand, die wolltest du bestimmt auch mal in Angriff nehmen. Ich bin einfach zu nett für diese Welt: dieser Gedanke geht mit der Entscheidung, egoistischer zu sein, Hand in Hand wie frisch Verliebte.

Egoist sein ist klein denken: Wichtig ist, was dir wichtig ist. Es lebt sich leichter, wenn man eigensinnig ist.

Du kannst dich nicht auf andere konzentrieren und dadurch vom Ziel ablenken lassen. Nur weil dich jemand einlädt, hast du nicht die Verpflichtung, die Einladung anzunehmen. Es ist eine Einladung, kein Urteil. Hast du überhaupt Zeit und Lust? Nur bei zwei Ja, lohnt es sich anzunehmen. Nur Mitläufer lassen sich ständig beeinflussen, alle anderen gehen ihren eigenen Weg.

Manchmal ist weniger mehr. Mach dich mal rar. Hast du wirklich was von dem komischen Kurs, zu dem dich deine Freundin überredet hat? Gehst du ihretwegen mit, sie macht so was aber nie für dich? Wenn sie nach sechs Wochen mit einem neuen, noch dämlicheren Kurs ankommt und dir wieder ein schlechtes Gewissen machen will, denk ganz egoistisch zu erst an dich. Ist das wirklich nötig? Was bringt mir das Töpfern denn? Ich hab ne Pollenallergie, ich brauch keine Vasen. Du darfst ruhig ehrlich zu dir sein. Es gibt Sachen, die einfach nicht zu dir passen. Die Menschen sind unterschiedlich. Was hast du denn davon? Ja, du da. Deine Freundin würde niemals dir zuliebe einen Malkurs mitmachen, oder? Wieso gilt in dem Fall nicht gleiches Recht, also gleiche Pflicht, für alle. Wenn du weder Lust noch Zeit hast: nein.