Egoist: Teil 1

An dich denken, auf dich Rücksicht nehmen, dich nicht von anderen stören lassen.

Deine Mutter hat dir bestimmt eingetrichtert, dass es sich nicht schickt, egoistisch zu sein. Immer schön teilen und stets an die Mitmenschen denken. Das mag stimmen, wenn es darum geht, wer den Esstisch abräumt. Es sich dreht in der Familie um eine Wir-Situation. Da können alle zusammenarbeiten ohne dass jemand ausgenutzt wird. Da hatte Mama recht. Dreht es sich jedoch um Die, nämlich die Allgemeinheit, darf man seinen eigenen Willen ganz nach oben stellen wie bei einer Siegerehrung auf dem Podest.

Den guten Menschen wird vorgebetet, dass die eigenen Bedürfnisse zurückstellt werden müssten. Das sei sozial, das müsse man so tun. Wegen dem Wohle der Allgemeinheit muss man selbst zurückstecken. Und das aus Prinzip und überhaupt.

Doch: Was bringt dir eine tolle Gemeinschaft, wenn deine Meinung außen vor ist? Was bringt es, wenn du mit dem Rest der Gesellschaft an dem Strang ziehst, der dich immer näher an die Grube bringt? Egoistisch sein heißt nicht, dass du anderen schaden sollst. Es geht eher darum, zu erkennen, dass deine Wünsche nicht nur wichtig sind. Sie sind sogar wichtiger als die der anderen.

Normalerweise kommt jetzt die Moralkeule. Das soll man so nicht sagen, das sei richtig asozial. Aber wir sind ja unter uns.

Wenn du ständig Rücksicht nimmst, kannst du kaum nach vorne blicken. Gefahr laufen, sich selbst zu verlieren, weil man auf andere schielt, bringt gar nichts. Du hast nicht die Pflicht anderen Menschen das Leben möglichst leicht zu machen, wenn es dir selbst dreckig geht. Du nimmst dir ja auch nicht das Recht anderen Menschen zu befehlen, dass sie dir hier und da helfen müssen. Die Idee, dass andere etwas ändern müssen, weil man selbst ein Problem hat, ist doch verwirrt. Das hast du verstanden, es gilt jedoch auch für andere.

Versteh mich nicht falsch. Ich will dir nicht weis machen, dass du alles schwarz malen sollst. Du darfst liebend gerne eine positive Grundeinstellung bewahren. Sie sollte aber stets realistisch und der Situation angemessen bleiben. Du kannst dich nicht zwei-, drei- oder vierteilen. Du kannst nicht jedem helfen, nicht alles regeln. Du darfst eigene Ansprüche haben. Du darfst deine Ansprüche angehen. Was erwartest du vom Leben? Was willst du erreichen? Was ist dir wichtig? Du merkst schon, was bei diesen Fragen heraussticht. Das bist erst mal du. Du da! Mit der Nase im Buch!

Sei Egoist.