Druck: Teil 2

Nennt man es nun Verantwortung, Stress oder Leistungsdruck, es wird früh aufgebaut. Wer in der Grundschule ne Vier bekommt, wird in Altersarmut enden, das ist ja wohl der glasklare Lauf der Dinge. Also muss man sich vom ersten Tag an richtig reinhängen, am besten in der Ganztagsschule. Wer sich nicht typisch-deutsch, also demütig, verhält, wird Probleme bekommen. Es ist ein Leben mit mehr Auflagen als ein Wirtschaftslehrbuch.

Uns wird Pflichtbewusstsein eingetrichtert: erst die Arbeit, dann das Vergnügen! Schuldgefühle für Entscheidungen unserer Vorfahren eingeredet. Falsche Hoffnungen geweckt, denn aus dir kann alles werden… außer den Sachen, die Spaß machen. Dir steht die Welt offen… aber nur, wenn dir der Chef Urlaub gibt und du den Urlaub zusammengespart hast. Wir sollen uns unterordnen: alle Regeln achten und immer höflich sein! Nicht aus der Reihe tanzen, sonst ruiniert man sich die Zukunft.

Dieser Stress macht auf Dauer unglücklich. Wir haben es nicht mit einer kurzen Periode zu tun. Es herrscht in unserer Gesellschaft keine kurze Drangphase, nach der man mal die Füße baumeln lassen kann. Nach der Prüfungsphase, geht es im Studium weiter. Oder nach der Schule zu gehässigen Meistern in die Lehre. Es wird ein Druck-Niveau aufrecht gehalten, damit man gar nicht Zeit hat, darüber nachzudenken, dass man eigentlich nach anderem strebt.

Wenn auch bei dir schwarze Stimmung Dauerzustand ist, muss Veränderung her. Es ist dieses Gefühl, dass man hat, wenn es im Winter stockfinster ist. Wenn man aus dem Haus geht, pflichtbewusst malocht, raus aus dem Geschäft kommt und es wieder stockdunkel ist… einen weiteren Tag abgehakt und nichts erlebt. Wer kann da noch strahlen? Man fühlt sich, als ob man das richtige Leben verpasst. So ausgesaugt wie die kleinen Wassereis-Tüten vom Kiosk. Ein kleiner Rest vom Tag ist noch übrig, drauf gespuckt.

Veröffentlicht in: Druck