Laster: Teil 7

Kippen wir den letzten Schluck Schnaps in den Abfluss.

Alkohol ist die eine Todsünde, die zumindest halbwegs Sinn macht. Von Alkohol wird man besoffen, er verändert das Bewusstsein. Angetrunken ist man ganz stark, sehr lustig und auch total offen. Das ist so, bis man zu viel getrunken hat und plötzlich stolpert, lallt und peinlich wird. Macht man das zu oft, hat man seinen Ruf weg. Dann ist man die Schnapsnase in seinem Freundeskreis. Jedem stockt der Atem, wenn du mit auf Tour gehst. Alle hoffen, dass du heute keinen Ausfall hast. Anders als Rauchen ist Trinken in Maßen gesellschaftsfähig. Einfach mal überlegen, ob du belastet bist. Du weißt selbst, ob du ab und zu trinkst oder ob es ein Laster ist, das du loswerden willst.

Letzteres? Man sagt gerne, dass ein betrunkener Kopf die nüchterne Wahrheit sagt. Wer sich im Suff schon mal in Rage geredet hat, weiß dass das nur bedingt stimmt. Alkohol verändert dein Bewusstsein und bei echter Sucht auch dein Wesen. Daran lässt sich nicht rütteln, da kannst du torkeln wie du willst.

Wenn du ständig verkatert bist, verlierst du nicht nur etliche Stunden vom Tag und Tage vom Jahr, es geht schlicht Lebensqualität flöten. Ausnüchtern ist nicht nur für dich anstrengend. Im Büro müssen die Fenster geöffnet werden, wenn du kommst, weil du ausdünstest. Am Sonntag darf deine Freundin erst nach 13 Uhr die Rollläden hochziehen, weil du zum Vampir wirst: Bloß kein Sonnenlicht. Oh Mann, ist das hell. Deine Kinder müssen sich selbst Frühstück machen, weil dir in der Gegenwart von Essen übel wird. Du musst Termine und Erledigungen aufschieben, weil du dich nicht aus dem Bett quälen kannst. Das ist so schlecht, das sind alles gute Gründe um komplett aufzuhören.

Es geht auch ohne Trinken. Du musst die Nacht nicht zum Tag machen. Der kurze Rausch ist das miese Gefühl an den nächsten beiden Tagen nicht wert. Die blasse Haut, die ganzen Kalorien. Und was hat dir deine Leber eigentlich getan, dass du ihr so zusetzt? Stärker bist du nicht, viel lustiger auch nicht, nur offener. Und das kostet dich nur Überwindung. Die ganzen positiven Eigenschaften, die anfangs durch den Alkohol herausgekitzelt werden, stecken nämlich in dir drin. Du bist nämlich lustig und offen, wenn man dich kennt. Bei Unbekannten fehlt eigentlich nur Übung. Die bekommst du, wenn du ohne Rausch weggehst.

Feierabend. Abends ein Bier zischen wird schnell zum Ritual, dann werden zwei daraus. Dann öffnet man das erste, wenn man nach Hause kommt und schließt den Tag mit dem sechsten ab. Hier dann die Frage: Ändert der tägliche Rausch irgendwas an deiner Abendgestaltung? Wahrscheinlich nicht. Trinkst du heute nicht, ist der Abend genauso entspannt. Der nächste Morgen aber kein böses Erwachen.