Gönnhardt: Kapitel 48

Tage des Terrors.

Da die Sache mit der Demonstration für ein paar Tage ruhte, hätte sich die Lage zwischen den beiden Tierarten wieder auf ein erträgliches Niveau einpendeln können. Doch da spielten die Wölfe nicht mit. Die Wölfe waren auf Krawall aus. Es folgten Tages des Terrors.

Selbst Bugar war nun überzeugter Fuchsgegner. Nach dem Streit mit den Füchsen war er aufgewühlt, die sonst so uneinfühlsamen Wölfe redeten ihm gut zu. Und trichterten ihm dabei Hass ein. Besonders Zmirka fand Gefallen an diesem Psychospiel: In Eile du bisschen gewütet. Nicht schlimm, kein Grund ausrasten. Du musst Füchse dafür bestrafen.

Auch Hammak und Drohl arbeiteten sich an Bugar ab. Die beiden Brüder brachten ihm Kämpfen bei. Gorra war unterdessen für die Detektivarbeit verantwortlich. Endlich hatte sie eine Aufgabe, die die anderen Wölfe wertschätzten. Gorra studierte jeden Gast der Füchse, nahm jeden Besucher unter die Lupe. Die Ergebnisse ihrer Recherchen waren so hanebüchen, ihr fehlte nur noch ein Aluhut, um das Klischee zu vervollständigen. Obwohl sie keine Beweise fand, ging sie in ihren Verschwörungstheorien vom schlimmsten Szenario aus: Komplott von Mensch und Fuchs, um die Wölfe auszurotten. In ihrer Phantasie wurden Familienväter zu Auftragsmördern und Pizzalieferanten zu Bombenbauern.

Ihre Berichte passten zu den Einschätzungen der Wölfe. Daher brauchte es keine Überredungskunst, um die anderen Füchse für die prophylaktischen Vergeltungsschläge zu begeistern. Man kann sich vorstellen, dass sich die Lebensqualität der Füchse von Tag über Nacht zu Tag verschlechterte. Da die Wölfe in ihren Launen und Angriffen unberechenbar waren, lagen die Nerven blank wie faltige Hintern am FKK-Strand.

Die Füchse waren bemitleidenswert, das saftige Glänzen des Fells bekam schmierige Züge. Es wurde vor lauter Stress von grauen Haaren unterwandert. Dazu gab es auch allen Grund! Wer den Wölfen in die Quere kam, erhielt Abreibung, Denkzettel oder Quittung. Das Ausmaß war von Faktoren wie zahlenmäßiger Überlegenheit, eventueller Rache und wahrscheinlichen Konsequenzen abhängig. Die Opfer waren so zufällig wie der Fall einer Münze. Fuchs, Mensch, Vogel, Maus, es konnte jeden treffen, jeder konnte gebissen/angeknurrt/geschubst/eingeschüchtert werden.

Doch nicht jeder wollte sich von den Wölfen drangsalieren lassen. Während die Lippen der Füchse vor Angst bibberten, bebten die Lippen der Arbeitskräfte vor Zorn. Es brauchte schon eine ganz spezielle Persönlichkeit, sich die Frechheiten der Wölfe für den Hungerlohn bieten zu lassen. Die Mitarbeiter hatten von diesen Unverschämtheiten jedenfalls genug.

Es war kurz nach der Frühstückspause, als einer der Gartenpfleger beim Schneiden der Hecke von hinten gestoßen wurde. Er landete mit der Gartenschere voraus im Gestrüpp. Das hätte ins Auge gehen können! Nach kurzer Unterredung solidarisierten sich seine Kollegen und Kolleginnen mit ihm. Die Männer der Grünanlagen und die Frauen des Hauswesens zogen den Schlussstrich. Sie stürmten das Büro von Schminkfit. Der aufgebrachte Gärtner sprach für alle Anwesenden, Schminkfit ausgenommen: Wir fordern bezahlten Urlaub mit Gefahrenzulage! Fristlos! Und wenn wir etwas besseres gefunden haben, kündigen wir und verlangen eine Entschädigung. So was müssen wir uns für diesen Hungerlohn nicht bieten lassen!

Für Guido hatte Schminkfit kurz darauf eine Hiobsbotschaft: Ich habe gute Nachrichten, Herr Guido. Ich darf ihnen mitteilen, dass sich ihr Tätigkeitsfeld diversifiziert. Sie sind nunmehr Executive Administrator of Draußen und Fachkraft für clean Entsorgungsmanagement.

Guidos Brust war vor Stolz geschwellt, als er das Büro verließ. Er bekam zwar nicht mehr Geld, aber die neue Verantwortung musste ihm über ewig oder lang doch eine Gehaltserhöhung bescheren. Er hüpfte vor Freude den Gang entlang, um Claudette die Nachricht kundzutun.

Es dauerte nur ein paar Minuten, bis Guido wieder auf dem Boden der Tatsachen angekommen war. Am Ende des Flures traf er auf seine ehemaligen Kollegen. Er hatte schweißnasse Hände, als er sich von ihnen verabschiedete. Sie übersetzten ihm seine neue Stellenbeschreibung auf gut Deutsch: Guido musste so ziemlich alles erledigen, was anfiel.

Der arme Guido konnte sich nicht mal sammeln und seine Gedanken ordnen. Guido musste direkt loslegen. Die Arbeit rief wie eine Mutter zum Mittagessen. Als er sich seinen Aufgaben widmete, konnte Guido nicht aufhören zu meckern: So ein Mist, so ein Dreck, so ein Schlamassel. Seine Flüche passten im wahrsten Sinne des Wortes, denn die Wölfe hatten das Schloss binnen Minuten in eine einzige Müllhalde verwandelt. Längst getrennter Abfall war wieder wild in der Gegend verteilt. Guido hätte es einfach liegen lassen sollen, doch die Angst um seinen Job und damit der Lebensunterhalt und damit die Miete und damit die Küche und damit das Essen und damit das Überleben ließ ihn an diesem Tag zu Höchstleistungen auflaufen.

Diese Schicht wurde für Guido zu einem einzigen Dauerlauf. Er wuselte durch die Räume, die Stockwerke, die Beete und über die Wiesen. Trotz der tatkräftigen Unterstützung von Claudette hinkte er mächtig hinter dem Zeitplan her. Kurz vorm Kreislaufkollaps musste er sich zwingen, jetzt eine Pause einzulegen.

In seiner verspäteten Mittagspause hätte er sich am liebsten einen Schnaps gegönnt. Claudette redete ihm gut zu: Trinken ist gesund. Ich saufe mit dir. Die Konsequenzen von Trunkenheit am Arbeitsplatz waren ihr nicht bewusst. Guido war so gestresst, er konnte nicht mal über seine treue Gefährtin lächeln. Seine Tränensäcke drückten die Mundwinkel nach unten.

Claudette sah in das fahle Gesicht von Guido. Sie hatte Mitleid mit ihrem Helden. Und die Idee, wie sie es ausdrückte, bevor sie verschwand. Claudette trommelte ihre Mitbewohner zusammen. Noch in dieser Mittagspause bildeten die Füchse Zweierteams, die Guido jeweils helfen sollten. Guido war gerührt und streichelte Schorschi stellvertretend für alle Füchse.

Er konnte seine neuen Kollegen nicht entlohnen. Doch wenn die Füchse ihn schon unterstützten, wollte Guido sie zumindest belohnen. In der selben Mittagspause befand Guido: Wenn die Wölfe uns alle ungerecht behandeln, müssen wir auch nicht fair zu ihnen sein.

Gönnhardt versuchte philosophisch zu werden, indem er etwas wiederholte, das er bei Anne aufgeschnappt hatte: Fairness ist das Privileg einer zivilisierten Gemeinschaft, aber nicht das Recht von Asozialen.

Claudette war einfach nur glücklich, dass es Guido besser ging. Sie wollte ihm nicht die Stimmung mit ihren Fragen vermiesen. Claudette nickend: Das hätte ich genauso ausgedrückt, Gönnhardt.

Und so heckten die Füchse und der Mensch aus, wie sie den Wölfen eine reindrücken konnten.

Schorschi regte an, dass Hass durch den Magen geht: Ab jetzt bekommen wir alles Essen und die Wölfe den Rest!

Guido war einverstanden. Damit hatte Guidos Alleinherrschaft wenigstens etwas Gutes. Er konnte die Füchse mit Leckereien versorgen und die Wölfe mit Sättigungsbeilagen abspeisen.

Ob das Komplott wie geplant funktionierte?!?

***

Dieses Kapitel ist ein Teil des Buches Gönnhardt: Füchse, Kriege, Flüchtlingskrise. Ich hoffe, dass dir die Kostprobe gefallen hat. Ich denke allerdings, dass es mehr Spaß macht, wenn man das Buch als Komplettpaket liest. Was dich trennt? Die Bestellung. Keine Sorge: Falls du das Buch kaufen möchtest, musst du nicht viel Geld ausgeben.

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