Gönnhardt: Kapitel 3

Hallo erstmal.

Während Gönnhardt einen letzten Blick auf sein bisheriges Leben warf, geschah in der Karlsruher Weststadt ein glücklicher Zufall, der nicht der letzte seiner Art und Weise bleiben sollte. Ein alter Mann, den man auf 69,75 Jahre schätzen würde, eilte während eines neuerlichen Schneeschauers durch die Straßen. Ihm lief die Nase. Trotzig wischte er den Schnodder mit der Handfläche weg. Ein flüchtiger Blick auf die umliegenden Häuser, er vergewisserte sich seines derzeitigen Standortes. Und hastete weiter. Pah! Noch so weit! Er wollte endlich bei seinem Sohn und der Schwiegertochter ankommen. Er motzte vor sich hin: Hätte ich bloß nicht zugesagt, dann könnte ich heute früh ins Bett!

Der Herr hatte seit seiner letzten Routenplanung ein gutes Stückchen hinter sich gelassen. Wo war er denn eigentlich? So hob er den Kopf, den er vorher wie eine Schildkröte eingezogen hatte. Musste er jetzt links oder rechts gehen? Das war ein Fehler, denn es pustete aus der Gegenrichtung. Es war eine eiskalte Brise. Der Mann zuckte zusammen, fuhr den Hals wieder ein, bog eilig nach links ab. Es dauerte ein paar Sekunden, bis der alte Herr bemerkte, dass der Windstoß seinen Kopf von seinem Hut befreit hat. Möge diese Opfergabe den Schneegott sanft stimmen, dachte sich der Mann und fluchte in den Sturm: Dann behalt das Drecksding doch. Umdrehen und nach dem Geschenk seiner Exfrau zu suchen, war keine Option. Er wollte nicht riskieren, dass sich seine rote Nase zu einem blauen Eiszapfen entwickelte. Es waren noch zu viele Meter bis in die warme Stube.

Zurück zu Gönnhardt, dessen Ohren zum gleichen Zeitpunkt nervös zuckten. Piep, piep, piep. Pieptöne hörte man in diesen Zeiten selten, umso verwunderter war Gönnhardt. Nein, es hatte niemand seinen Funkmeldeempfänger verloren. Solcher Technikschrott gammelte seit Jahren traurig in einem der Weltmeere herum.

Pieeep.

Gönnhardts Ohren hatten sich beruhigt, dafür rasten seine Augen. Sie tasteten den düsteren Weg ab. Da! Gönnhardt entdeckte die Quelle der Piepser: einen Babyvogel, der am Straßenrand kauerte.

Gönnhardt: Du bist ja ein ganz Feiner, du musst ein Geschenk des Himmels sein.

Gönnhardt leckte sich über die Lippen. Keine gute Idee, denn seine Lippen wurden unverzüglich von Raureif überzogen. Gönnhardt nahm den eisigen Film gar nicht wahr, er dachte an etwas anderes. Er blickte sich um. Es war niemand zu sehen. Gönnhardt lächelte breit, machte den Mund auf und näherte sich dem Vogel.

Gönnhardt war schon immer speziell gewesen. Behutsam legte er das Vögelchen zurück in sein Nest und deckte es mit einigen der umliegenden, schneefreien Blättern zu. Als Mamavogel endlich von ihrer Tour zurückkam, fand sie ein hungriges, vollgesabbertes, aber heiles Kind vor. Gönnhardt war bereits über alle Hügel, als die Nase rümpfende Mutter fertig mit Füttern war.

Einige Minuten später schlenderte unser Held durch die selbe Straße, in der sich der Herr mit Hut fluchend das Fegefeuer herbei gewünscht hatte. Gönnhardts Sinne waren aufgrund seiner guten Tat geschärft. Glückshormone ließen die dunkle Gasse in hellem Glanz erstrahlen. In dem Moment, als der alte Mann endlich ankam und von einer erleichterten Familie empfangen wurde, fand Gönnhardt einen Hut. Unter anderen Umständen hätte Gönnhardt den Hut für Müll gehalten. Aber gute Laune ändert bekanntlich die Sichtweise. Der schwarze Hut erinnerte Gönnhardt an den Detektiv aus einer seiner Lieblingsserien. Gönnhardt musste seine Meinung kundtun: Boah! Wie cool! Der Hut passte zu seiner Stimmung, Gönnhardt fühlte sich verwegen. Er sagte zu niemand bestimmtem, weil ja keiner da war: Das ist ein Zeichen, der Hut gibt mir Mut.

Mit rotem Fell, das in der düsteren Landschaft kaum auffiel und einem runden Hut, der schon leicht verbeult war, ging der Fuchs die letzten Meter. Unterwegs hatte Gönnhardt zwar neuerliche Zweifel. Doch da er sie widerrief wie einen in der Eile aufgeschwatzten Vertrag, können wir weiter blicken: Gönnhardt glaubte, an seinem Ziel angekommen zu sein.

Bei den Aufnahmen im Fernsehen und vermischt mit Träumen und Vorstellungen war ihm das Gebäude irgendwie pompöser vorgekommen. Aus näherer Betrachtung war es ein schnöder Steinklotz. Dieser graue Kastenbau sollte der Eingang zu seinem neuen Leben werden? Jetzt, als er so vor dem Zaun stand, wirkte das Fernsehstudio des Karlsruher Lokalsenders wie eine Beamtenburg. Dort hätten die Menschen auch ihre Anträge für den geplanten Garagenbau zum Abstempeln hinbringen können, dachte er. Er vermutete kurz, an der falschen Adresse zu sein. Diese Hoffnung war jedoch schnell begraben, als er sich genauer umschaute. Auf dem Schild links vom Zaun erkannte er das Logo von Waldsee TV. Gönnhardt hatte sich den Baum mit dem Auge genau eingeprägt. Schließlich lief der Sender bei dem einen Fernsehgeschäft, das Gönnhardt gerne besuchte, rauf und runter.

Gönnhardt schluckte seine Enttäuschung in die Tiefen seines Magens. Da musste er nun also durch. Ein zartes Pflänzchen der Zuversicht regte sich in Gönnhardts Hinterkopf: Wahrscheinlich ist das nur die Schutzmauer, unter der Erde muss sich das richtige Fernsehstudio befinden. So drückte sich Gönnhardt durch das Gitter und ging zielstrebig auf das Gebäude zu.

***

Dieses Kapitel ist ein Teil des Buches Gönnhardt: Füchse, Kriege, Flüchtlingskrise. Ich hoffe, dass dir die Kostprobe gefallen hat. Ich denke allerdings, dass es mehr Spaß macht, wenn man das Buch als Komplettpaket liest. Was dich trennt? Die Bestellung. Keine Sorge: Falls du das Buch kaufen möchtest, musst du nicht viel Geld ausgeben.

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