Entsorgung: Teil 1

Ausmisten, wegwerfen, widerrufen, kündigen.

Dieser Einstein war ein schlaues Kerlchen, hab ich gehört. Chaostheorie! Er war kein Fan von aufgeräumten Schreibtischen. Doch: Ordnung muss sein… zumindest manchmal. Da stimme ich spießigen Beamten zu. Das Leben wird erleichtert, wenn Unnötiges aus dem Weg geschafft wurde, wie Zeugen bei einem Mafiaprozess.

Wir haben das Problem, dass wir zu viele Sachen kaufen. Infolgedessen zu viele Sachen besitzen. Ob Schreibtisch, Schreibtischschublade oder Wohnung, alles ist vollgestopft wie die Handtasche einer Dorffrau beim Stadtbummel. Das könnte man brauchen. Vorsichtshalber noch dies einpacken. Und bei der Gelegenheit alles andere ebenfalls rein. Abwerfen ist angesagt wie bei bockigen Pferden!

Es lebt sich leichter mit weniger Ballast. Wie ein Piratenschiff, das getroffen wurde, versuchen wir Last loszuwerden. Weniger Ladung rettet die Seeräuber vor dem Ertrinken, und uns vorm Absaufen in Eigentum. Bei uns geht es nicht um Leben und Tod, sondern um einfach und frei.

Was fehlt in überfüllten Zimmern? Raum zum Entfalten. Wer sich eingeengt fühlt, hat womöglich nicht nur viel Druck von außen und den eigenen Erwartungen. Wer Schrank an Regal an Bett stehen hat, richtet sich beinahe eine Lagerhalle mit Schlafplatz ein. Wenn auch das letzte Plätzchen ausgenutzt wird, Sachen ihren Platz nur bekommen, weil dort ein kahler Fleckchen gefunden wurde, herrscht eher Lagerraum-Atmosphäre, als dass es Lebensraum ist.

Dinge und Räume brauchen Funktionen und Aufgaben, die sinnvoll sind, damit sie ein gutes Gefühl verleihen. Wie soll sich denn das liebevoll einrichtete Arbeitszimmer fühlen, wenn es zur Kleiderkammer umfunktioniert wird? Oder der Sportraum zum Abstellraum? Da blockierst du einen Raum ohne Not, erzeugst trotz guter Absicht ein ungemütliches Raumgefühl.