8. September, 16 Uhr 47

Ich habe meinen Platz geräumt. Es wurde doch zu peinlich. Die Mädchen haben schon über mich gekichert. Wie früher: Die Anführerin sagt was, die anderen gucken, dann wird gelacht. Ich will gar nicht wissen, was die an mir auszusetzen haben. Ich befürchte, dass die Kinder irgendwelche Schnappschüsse von mir gemacht haben. Ich hätte am liebsten meine Faust geschwungen wie ein meckernder Opa. Habe mich aber für den stummen Rückzug entschieden. Meine Fotos sind mittlerweile bestimmt viral und der Brüller in den sozialen Netzwerken – welche auch immer bei den Jugendlichen derzeit aktuell sind. Ich habe schon überlegt, ob ich der Rädelsführerin die Hand geben soll… aber es sind doch nur Teenies. Gott, ich werde alt und verbittert, wenn ich nicht aufpasse.

Ich lief einige hundert Meter bis vor das Karlsruher Schloss, Burger und Pommes lagen mir schwer im Magen. Das Zeug kann nicht gesund sein. Die Zeit hört irgendwie auf zu verstreichen, wenn man kein Ziel, keinen Termin, keinen Plan hat. So geht es mir gerade. Ich laufe von Parkbank zu Parkbank, so als würde ich eine seltsame Reise nach Jerusalem spielen. Zwischendurch habe ich Angst, ob ich jetzt böse bin, weil ich jedem, der mich schief anguckt mit dem Tod drohe. Ich muss mir aber immer wieder sagen, dass ich so bin, wie ich bin: kein Mensch mehr, ein Monster, wenn ich will.

Zeit für Belustigung und lästern meinerseits. Ich bin wohl doch noch nicht sooo alt. Ich schaue fremde Leute an und suche nach Fehlern bei ihnen. Dann halte ich einen kleinen Comedy-Roast über ihre Eigenschaften ab. Der Opa, der hier nach Pfandflaschen sucht, hat beispielsweise so schlaffe Haut, dass er sich darin verstecken könnte wie ein Schildkröte im Panzer.

Die ganzen Leute hier… mit einer kleiner Berührung. Und niemand kriegt es raus. Je mehr Menschen ich sehe, desto klarer wird mir, dass ich den Großteil nicht mag.