8. Oktober, 12 Uhr 15

Der Schluck hier ist für dich, Anna! Sie meinte gestern Abend, dass ich aufpassen soll, nicht in die Alkoholfalle zu tappen. Was hat man davon, wenn man ehrlich ist: zu gut gemeinte Ratschläge. War ja klar, dass diese Spießerin nörgelt, wenn ich mal aus dem Nähkästchen plaudere. Nach dem Deal musste ich erstmal was trinken, um runterzukommen. Dann hab ich ein bisschen Detektiv gespielt, erstmal geschaut, ob das Geld irgendwie markiert ist. Nur um festzustellen, dass ich keine Ahnung habe, was das bedeutet. Also war die Sache mit den Drogen und dem Geld auch wieder erledigt und ich war einfach froh, so cool zu sein. Ich finde Gefallen an diesem Leben, in das ich eingetaucht bin wie beim Kopfsprung.

Ich bin dann zu Anna. Irgendwas musste ich ihr ja sagen, als sie fragte, warum ich so happy bin. Dann habe ich halt gesagt, dass ich angefangen hab, mir einen Flachmann auf Arbeit mitzunehmen. Und es lustig ist, dort einen auf Geheimagent zu machen.

Die hat Augen gemacht, als hätte ich einen Mord gebeichtet. Wenn andere funktionierende Alkoholiker sind, was bin ich dann? Ein meisternder Alkoholiker? Ich habe mir trunken sogar neue Einnahmequellen überlegt! Die Moralpredigt dauerte beinahe ne halbe Stunde, dann habe ich ihr versprochen, es zu lassen. Notlüge, ihr Vortrag war sterbenslangweilig. Meinen Flachmann lass ich mir nicht nehmen. Der macht diese Stunden wenigstens erträglich. Anna hat dann im Laufe des Abends mitgetrunken – Flachmann wurde zum Leermann. Die soll sich nicht so anstellen. Glashaus, Steine und so.

Sie hat mir die Laune mächtig vermiest. Zum Glück war ich angetrunken. Bevor ich ins Bett ging, zählte ich die Scheine. Viel besser als Schafe.