7. September, 9 Uhr 12

Überraschung am frühen Morgen: Ich bin zuhause, ich wurde von der Arbeit freigestellt. Der Chef hat mich heute im Morgengrauen angerufen. Ich soll mich gar nicht erst auf den Weg machen, heute gäb es „nichts zu schaffe“. Bevor er noch etwas sagen konnte, übernahm bei mir die Panik das Ruder. Ich aufgeregt: Heer Maas, es tut mir leid. Ich habe Stress zuhause, mir ist der Kragen geplatzt. Feuern brauchen sie mich an.“ Er schwieg.

Dann holte er tief Luft, erklärte er mir in knappen Sätzen mit abgehakten Worten den Stand der Dinge. Meine Arbeit würde heute nicht gebraucht werden. Das Kiosk bleibt geschlossen.

Da sind bei mir die Alarmglocken aufgeschrillt. An Weiterschlafen, den freien Tag genießen, war natürlich nicht zu denken. Ich sprang aus dem Bett. Dann gab es eine Kurzfassung meiner Routine: hastig die Zähne geputzt, mit Deo eingenebelt. Raus im Schlafanzug, die Straße vor bis zum Kiosk. Herr Maas hat mich auf halben Weg gesehen und ist auf mich zugegangen.

Erinnerungen wie durch Milchglas: Mein Chef redet aufgelöst, ich kann nur nicken. Die Reizworte schlagen ein wie ein Kinnhaken nach dem anderen: Bombendrohung, Terrorist, Selbstmord, Kiosk. Dann die Rechte, gefolgt von der Linken: Durchsuchung, Sprengstoffexperte.

Ich fand mich nach einer Schrecksekunde, nach einigen Augenblicken mit Schwärze vor den Augen im Leben wieder.

Maas redete im Fluss: „Die Experten kommen heute Vormittag. Das muss die Konkurrenz sein, die wollen mich kaputt machen“ Ich konnte nichts erwidern, verständigte mich nur mit einer Bewegung: Nicken wie ein Trinkvogel.

Dann schwieg Maas eine Weile, ich hatte ein paar Augenblicke Zeit, um nachzudenken. Ich habe nur wenig gehört, aber alles verstanden. Er fragte, ob ich irgendetwas mitbekommen habe, ob ich bedroht wurde. Jetzt nicht nicken, Kopf schütteln. Er fragte, wie das passieren konnte. Was die Leute denn von ihm wollten. Nicken, Kopf schütteln. Er sagte, dass ich blass aussehe. Fragte, ob mir schlecht ist. Kopfschütteln. Seine letzten Worte: „Gehen se heim, Anders. Nicht dass se ma noch umkippen.“ Nicken.