7. September, 19 Uhr 12

 Die ganze Euphorie war verflogen, als ich vor der Haustür stand. Keine Ehrfurcht vor mir, keine Angst. Die Passanten waren wie immer.

Ich war mittags tatsächlich im Kino, allein. Hat Überwindung gekostet. Den Longdrink habe ich mir dann doch nicht gebastelt, das war mir ohne Begleitung zu peinlich. Was wäre wenn sie mich entdeckt hätten? Ich wäre wahrscheinlich im Boden versunken. Nachdem ich mich damit Abgefunden habe, der Einzelgänger in der Vorstellung zu sein, war es ganz cool. Mir wurde nur abermals klar, dass ich mir die negativen Gedanken abgewöhnen muss. Nicht jeder ist immer gegen mich oder denkt das Schlimmste von mir. Vielleicht bewundern mich die Leute, weil ich so selbstbewusst bin und alleine ins Kino bin. Von meinem Suizidkönigrausch war zwar nichts geblieben, aber ohne die ganzen Steine auf dem Herzen war es ein Stückchen Freiheit.

Ich nehme mir hiermit vor, dass es mir egal ist, was die Leute von mir denken. Wenn sie mir blöd kommen, kriegen sie den Todes-Handschlag.

Der Film war gut. Übersetzten Komödien kann ich normalerweise nichts abgewinnen. Es ist einfach seltsam, wenn nicht nur die Stimmen, sondern auch die Witze übersetzt werden. Ansonsten: Kino wird immer teurer. Auf dem Rückweg habe ich mich vorsichtshalber mit Wein und Bier eingedeckt. Die Hoffnung war: Vielleicht hat Anna noch ein bisschen Zeit.

Vergeblich.