6. November, 0 Uhr 19

Also das kann es jetzt echt nicht sein. Ich habe mich für Anna in Schale geworfen. Extra das Hemd angezogen, das sie rausgesucht hat. Den Kragen cool hochgestellt, die Haare auch. Hab artig Duftwasser aufgelegt, obwohl ich davon Kopfschmerzen bekomme. In diesem Casanovakostüm, mit vier kalten Bier in den Händen bin ich hoch, um Anna zu überraschen. Geklingelt. Nochmal geklingelt. Sachte geklopft. Stärker geklopft.

Endlich öffnete sie die Tür. Naja, sie öffnete fast die Tür. Die Türkette stoppte den Vorgang abrupt.

Ich war nicht nur davon genervt, dass sie mich hat warten lassen. Wie empfängt sie mich? Im Schlafanzug, mit Zottelhaaren und irgendeiner Maske im Gesicht.

Anna: „Anders? Was willst du denn?“

Ich: „Party! Wie lange brauchst du?

Sie: „Wer sagt denn, das wir weggehen?“

Ich: „Ich.“

Sie: „Sorry Anders, aber das geht heute echt gar nicht. Wie kommst du denn auf die Idee.“

Ich wedelte mit den Flaschen vor ihrer Nase.

Sie: „Ich habe keine Lust auf Alkohol.“

Sie hat mich verdutzt angeschaut, als ich fragte, ob sie wirklich nüchtern weggehen möchte. In nicht ganz so netten Worten sagte sie dann, dass sie zuhause bleiben will.

Annas krönender Abschluss: „Was hast du denn Veronika und Helene erzählt? Die haben gesagt, dass du komisch warst. Ich will heute nicht. Ich muss nachdenken.“

Da ist sogar mir der Kragen geplatzt. Auf meine guten Argumente wollte sie nicht eingehen. Wahrscheinlich hatte sie einfach Angst zuzuhören, weil ich immer recht habe. Mitten in meinen Begründungen knallte sie die Tür zu. Weder Klingeln noch Klopfen konnten sie dazu bewegen, nochmal aufzumachen.

Wer so eine Freundin hat, braucht keine Feinde.

Das ist die Schuld von Veronika. Die hat ihr bestimmt Flausen in den Kopf gesetzt. So schlimm kann ich vor dem Copyshop gar nicht gewesen sein. Ich habe bevor ich losging nicht viel genommen. Höchstens ein paar Brösel Nasenzucker!

Und Anna fällt mir wegen dieser blöden Veronika, die immer über mich lästert und immer übertreibt, in den Rücken. Nicht mit mir. So nicht, meine Liebe! Jetzt spielen wir russisches Roulette. Wir werden sehen, bei wem die Kugel landet: dem Dealer oder bei Veronika. Ich kann mich nicht erinnern, ob ich Veronika die Hand geschüttelt habe oder nicht.

Veronika ist Rot, der Dealer ist Schwarz. Auf eine neue Runde. Suizidkönig.

Die Kugel rollt.