3. November, 7 Uhr 23

Anna und ich waren gestern auf Party. Wir haben gelacht, getanzt, geknutscht. Ich war so drauf, es war einfach nur zu krass. Beste Party ever. Ich habe sogar Kontakte geknüpft. Zuhause fiel Anna ins Bett. Für mich war die Karussellfahrt zu wild. Ich musste mich an Tisch und Stuhl setzen, damit mich die Übelkeit nicht überwältigte. Zu viele Shots.

Was sollte ich dort in der Dunkelheit schon tun? Ich war gefangen in meinen Gedanken. So spielte ich in der Nacht alle Todesfälle durch. War ich vorsichtig? Zeugen? Gab es Szenarien, die mir gefährlich werden konnten?

Es dauerte bis in die frühen Morgenstunden, bis ich alles abgearbeitet hatte. Anna schlummerte noch als ich mich nach unten stahl. Es stand ein wichtiges Telefonat an. Nägel, Köpfe.

Eine verschlafene Stimme: „Martens.“

Ich: „Was soll der Brief?“

Alex, verwirrt: „Welcher Brief?“

Ich: „Willst du mich veräppeln? Das ist Rufmord. Ich zeig dich an, Alex.“

Alex: „Anders, bist du das? Was rufst du mich so früh an? Und mit welchem Mist laberst du mich voll?“

Ich erzählte ihr von dem Brief. Sie schwieg.

Ich: „Was soll das?“

Alex stellte sich nicht doof, sie war dumm wie Brot. Sie hatte keinen blassen Schimmer, dass sie mir einen Brief geschrieben hat. Die Schnapsnase hat ihn bestimmt im Suff geschrieben. Damit löste sich die Befürchtung, dass ich etwas von ihr erwarten konnte in Luft auf. Dieser Alptraum ist zerplatzt wie eine Seifenblase. So ein Hirnriss!

Ich wollte herausfinden, was sie wusste. Ich erzählte etwas von schlechten Gewissen wegen Lars, deutete Schuldgefühle an. Da wurde sie hellhörig.

Alex, mittlerweile wach: „Du hast doch was gemacht, oder?!“

Im Laufe der Unterhaltung warf sie mir wieder vor, ihn vergiftet zu haben. Sie sagte, dass sie mich irgendwann anzeigen will. Sie redete sich in Rage. Ich kam nicht mehr zu Wort. Den Brief hatte sie verdrängt, den Inhalt nicht.

Alex, aufregt: „Du wirst schon noch sehen!“

Nach dem Gespräch war ich nur erleichtert. Alex kann viel behaupten. Die leeren Drohungen sind genau das: inhaltslos, ohne Substanz.

Niemand kann mir etwas beweisen! All die Sorgen, all die Grübelei… wozu.