25. August, 1 Uhr 12

Es ist mitten in der Nacht, ich liege in meiner trockenen Badewanne. Nackt bis auf die Unterhose sehe aus ich wie ein Irrer, ein verrückter Parfümmischer. Das ist der große Trost des Abends. Die Klamotten liegen schon in der Waschmaschine, ach, was bin ich so toll und fleißig.

Ich bin einsam in dieser Stadt, allein in dieser Wohnung, verloren in diesem Badezimmer. Mit seinen grauen Fließen und schimmeligen Fugen. Über den Boden sind meine wenigen Halbseligkeiten verteilt. Duschgel, Rasierschaum, Rasierer, Haargel, Zahnbürste, Zahncreme und Bürste. Das soll mein Leben sein? Dieses Sortiment, das mich als ewigen Junggesellen entlarvt?

Die Flasche kann ich auch jetzt leertrinken, irgendwann trinke ich ihn ja eh.

Es gibt kein Licht am Horizont. Hier komm ich nicht auf die Beine, dorthin zurück mit eingezogenem Schwanz kann ich auch nicht. Ich verschwende so viel Zeit, ich hab so viel Zeit verschwendet und jetzt schreib ich mir hier Nachrichten in einem Tagebuch, als wäre ich in der Grundschule. Als ob das irgendwelche Probleme löst?!

Sie haben alle recht. Ich bin ein Verlierer und habe es vermasselt. Ich will zurück nach Bremen. Ach…

Dort wartet doch eh niemand auf mich, dort warten nur Vorwürfe. Vorwürfe und das dumme Gelaber. War doch klar, dass du wieder zurückkommst. Ich werde mich nicht rechtfertigen, wenigstens meinen Stolz, den habe ich noch. Das ist mein Leben und ich darf damit machen, was ich will!

Ich will nicht mehr. Punkt. Entscheidung. Wer das hier findet: Hoffentlich verstehst du mich.

Ich habe hier irgendwo noch Rasierklingen. Wenn ich das Plastik wegbekomme, funktioniert das einwandfrei. Offene Adern und heißes Wasser, fatale Kombo. Horizontal für die Aufmerksamkeit, vertikal ist final. Ich habe den Wasserhahn aufgedreht. Das Wasser tröpfelt ein .E müsste leise genug sein, damit es keiner der Nachbarn hört. Es wird langsam heiß. Meine Haut wird krebsrot, aber das soll mich nicht weiter stören.

Ich will nicht, aber ich muss. Es muss getan werden. Einen letzten Schluck noch?

Es geht nicht so einfach wie gedacht. Meine Hände zittern. Ich heule Krokodilstränen, doch niemand sieht sie, als würde ich im Regen stehen. Ich schluchze so leise wie möglich. Wie Ehefrauen, die von ihrem Mann verprügelt wurden und ihn nicht noch weiter reizen möchten. Es muss Ruhe herrschen. Ich nehme Rücksicht auf meine Nachbarn, damit mich niemand hört, damit mich niemand retten kann. Noch ein aller letzter Schluck, dann werde ich nichts spüren, ich bin mir sicher.

Es fehlt nur noch eine Botschaft. Ein Abschiedsbrief, damit sie wissen, dass es kein Unfall war. Es soll richtig dramatisch werden. Der Block, den hier liegen habe… Ich habe darauf kaum gezeichnet. Da habe ich mir wieder etwas vorgenommen, dass ich nicht durchgezogen hab.

Das hier ziehe ich durch!