22. September, 18 Uhr 02

Der Abschied von Anna war richtig schön. Wir waren Cocktails schlürfen, die Stimmung war locker. Wir waren beide endlich mal wieder tiefenentspannt. Die Gewissheit, dass wir uns einige Tage nicht sehen werden, hat die Zweisamkeit verstärkt. Ich hab ihr eine Kette als Abschiedsgeschenk überreicht, damit sie mich nicht vergisst und was Mann so alles sagt, wenn es romantisch werden soll. Die Kette kam gut an, sie hat sich gefreut und mich abgeknutscht.

Auf dem Rückweg sind wir ein wenig durch den Stadtgarten spaziert und waren eines dieser nervigen Paare, die allen vor den Füßen rumlatschen. Von den geschätzten 87 Fotos, die wir von uns geschossen haben, sollte zumindest eines gut sein. Wahrscheinlich das, wo der Winkel so schief ist, dass ich nicht zu sehen bin.

Ich hätte eigentlich noch einkaufen müssen, aber ich wollte die Stimmung nicht durch unnötigen Stress kaputtmachen. Abend und Abschied sollten auch positiv in Erinnerung bleiben. Also sind wir durch die Stadt zurück, mit einer Kugel Eis bewaffnet am Kronenplatz vorbei. Und wen erblicken meine Augen: meinen qualmenden halbstarken Freund.

Ich habe wohl ziemlich geglotzt. Anna ist meinem Blick – Gaffen – gefolgt. Da stressfrei die Devise war, ging ich einen Schritt schneller, um den Platz schnell hinter uns zu lassen. Anna hat ihn nicht wiedererkannt. Sie meinte nur, dass dort viel gedealt wird: „Das ist derzeit eine Schmuddelecke für die Drogenleute.“ Ich war erstaunt, dass mein kleines Mauerblümchen so etwas wusste. Also fragte ich, woher. Sie: „Manche Sachen weiß ich halt.“

Ich bin zwar hellhörig geworden, aber war zum Glück nicht so neugierig, um kurz vor meiner Abreise noch eine Diskussion, die zum Streit mutieren könnte, vom Zaun zu brechen. So sind wir Arm in Arm nach Hause geschlendert… zu ihr. Wo wir uns nochmal verabschiedet haben. Weil ich dann mit der Bahn tatsächlich nochmal zurück in den Stadtkern musste, um Proviant und Geschenke für meine Damen zu kaufen. Anna wollte noch ein bisschen lernen. Behauptete sie jedenfalls. Betüdelt wie sie war, legte sie sich eher in die Badewanne.

Genug ausgeruht, jetzt muss ich los. Sonst steh ich vor geschlossenen Ladentüren.