22. Dezember, 16 Uhr 47

Meine Schichten im Kiosk bin ich ohne Probleme und große Worte losgeworden. Geld ist so kurz vor den Feiertagen bei allen Kollegen willkommen.

Statt Weihnachten mit Anna zu feiern, muss ihre Familie die Beerdigung planen. Ich wünschte, hier alles aufzuschreiben wäre befreiend gewesen. So einfach macht es mir mein Gewissen nicht.

Eigentlich müsste ich etwas essen, aber das spielt eh keine Rolle. Ich liege doch nur auf der faulen Haut. Ich habe mein Bett schon länger nicht verlassen, 1,40 Meter genügen. Es ist meine kleine Welt, in der mich niemand stört. Die Realität hat Einreiseverbot.Alles ist still, nichts bewegt sich. Bis ich den Kopf schüttele, ungläubig vor den Augen haben, wie ich Anna an ihrem Handgelenk zu mir zog. Ich wollte sie nur küssen. Sie war durch die Vorhängekette geschützt. Vor mir – vor dem Suizidkönig – sicher war sie trotzdem nicht.