22. August, 12 Uhr 44

Meine Stimmung ist immer noch im Keller… quasi zum Bier holen. Der Lichtblick: Ich konnte tatsächlich gut einschlafen, da waren Bewegung und frische Lust wohl doch zu etwas gut. Ansonsten gibt es nicht viel zu berichten. Ich frage mich, warum ich gerade überhaupt schreibe. Ich habe mich wahrscheinlich schon daran gewöhnt. Bin halt eine treue Seele.

Man soll doch die positive Seite sehen: fast Feierabend. Ich habe Feierabend, wenn normale Menschen Mittagspause haben. Gewöhnungsbedürftig wäre übertrieben positiv gesehen, dass ich aussehen müsste wie der Kollege von den Ghostbusters. Schleimer.

Der Chef kommt gleich, ich zähle schon die Minuten. Mir graust es vor jeder Begrüßung und Verabschiedung. Der ist so ein forscher Typ, gibt jedem einen saftigen Händedruck. Wenn er sich wieder durch die fettigen Haare fährt und in seiner Nase rumfummelt, bevor er mir die Hand hinstreckt, sollte ich den Handschlag verweigern. Ich komme mir vor wie ein Lügner, wenn er seine schlechten Zoten reißt und ich pruste. Oder wenn er irgendwas anzügliches über die Frauen sagt, die gerade vorbeikommen und ich grinse und zustimme. Der hat keinen Anstand. Bei ihm spielt das Alter keine Rolle. Alle Frauen, die jünger als er sind, sind Freiwild für seine blöden Kommentare. Ich fühle mich wie ein Mittäter, weil ich ihm dabei helfe, noch mehr Geld zu verdienen. Dieser Penner mit seinen schwammigen Händen und dem Mundgeruch ist so ekelhaft. Ich will gar nicht wissen, was der in seiner Freizeit anstellt.