Manchmal muss man den Tag wie eine fleißige Biene beginnen, um sich wie beflügelt zu fühlen. Heute habe ich es endlich mal wieder geschafft aufzustehen, bevor die Uhrzeit zweistellig wurde. Dann habe ich einen wichtigen Punkt abhaken können. Ich hab genug Geld auf der Bank eingezahlt, um für die nächsten Monate die Miete abbuchen zu lassen. Auch wenn man an solche Verbindlichkeiten im Augenblick nicht denkt, nisten sie im Hinterkopf. Jetzt sind sie zumindest für ein paar Monate flügge.
Abgehakt ist auch die Schuldentilgung bei Anna. Sie hat eine kleine Karte mit Bargeld bekommen, die ich unter der Tür durchgeschoben habe. Natürlich mit Herzchen und Glitter verziert, so wie es sich für gute Freunde gehört.
Während sich Hausfrauen dann gegen die Mittagszeit mit dem Bügeln oder Kochen beschäftigen können, war ich aufgeschmissen. Da war ich so euphorisch und energiereich gestartet und das sollte es schon gewesen sein? Nein, dachte ich mir. So habe ich, bevor ich mit Dummheiten wie Bier vor vier anfange, beim Arzt meines Vertrauens angerufen. Freier Termin. Wir haben wieder unser Ganoven-Rächer-Spiel aufgeführt. Dabei habe ich ein paar Fakten von Zlatan mit den Dealern vermischt. Ein wenig gerührt, ein bisschen geschüttelt und heraus kam eine Geschichte von einem, der auszog und das Fürchten lehrt. Der Arzt fand meine Theorie vom Dämon mal wieder sehr interessant, stellte einige Fragen. Ich war zwar geschmeichelt, aber er war mir etwas zu neugierig. Ich musste den Spieß umdrehen. Also habe ich Lautzer gefragt, ob er nicht gemerkt hat, dass es in der Gegend ruhiger geworden ist. Hat er: „Doch, klar!“. Seine Tochter und deren Freundinnen fühlen sich in letzter Zeit auch viel sicherer. Ein Handy wurde ihr auch nicht mehr geklaut.
Das war sicher mein Verdienst.
Das hieß, dass der Nachschub an Tabletten auch geritzt war. Ich entschied mich für Schlaftabletten. Die sind bei meiner Arbeit weit nützlicher als die Schmerztabletten. Das dauert sonst so lange. Es ist kein Wunder, dass Rentnerinnen so gerne zum Arzt gehen. Da ist der Tag vorbei, wenn man wieder zuhause ist. Eine Beschäftigungstherapie im Auftrag der Gesundheit quasi. Ich bin auch wieder daheim, um diese Zeit legen die fleißigen Hausfrauen und Hausmänner die angeschwollenen Füße hoch. Sie gönnen sich eine Auszeit von der Plackerei, zappen sich durch die Sender, nur um wieder bei den gleichen Seifenopern zu landen.
Mein Einstieg in die Entspannungsphase war nicht ganz so ruhig. Ich saß verkrampft und mit Hohlkreuz vor meinem Schreibtisch. Die erste Linie ist immer schwer zu formen. Vorfreude, Aufregung und Anspannung lassen meine Hände zittern wie am Morgen nach einem Saufgelage.
Und dann fing ich wieder an zu schreiben…