1. November, 15 Uhr 49

Mir fehlt die Arbeit überhaupt nicht. Klar, mein Vorrat an Kohle löst sich auf, verfliegt wie Asche im Wind. Das ist wohl der Preis der Freiheit.

Der Chef hat mich freigestellt. Ich bin mir nicht sicher, ob ich gefeuert bin. Eigentlich wollte ich im Internet schauen, was genau damit gemeint ist, aber ich kam noch nicht dazu. Ich denke mal, dass es unbezahlter Urlaub ist. Ich nehme die Sache einfach wie sie kommt. Mir bleibt ja nichts anderes übrig.

Ohne Verpflichtungen ist es schon geil. Mein Programm: Chillaxen, mir – wenn sie Zeit hat – von Anna an den Ohren knabbern lassen. Ich weiß jetzt alles über ihre Kommilitonen, was es zu wissen gibt.

Heute war ich sogar länger an der frischen Luft. Ich wollte für meine Fitness tun. Man weiß ja nie, wann ich schnell von einem Tatort flüchten muss. Das Gehen war erstmal ernüchternd. Schon nach 20 Minuten war ich etwas aus der Puste. Die Sache mit dem Sport müsste ich dringend wieder angehen. Mangels Gehvermögen war meine Tour nicht so groß, wie ich erhofft habe. Nach ner halben Stunde war ich wieder auf dem Rückweg.

Die Neugier trieb mich zu meiner Wirkungsstätte. Dort waren keine Trauerkränze, alles lief wie immer. Ich wurde aggressiv, als ich mir die Typen dort angeschaut habe. Das war bestimmt mein Unterbewusstsein, das mir Signale geschickt hat: Du musst mehr tun. Diese Macht ungenutzt zu lassen, wäre Verschwendung pur. Das Schicksal hat mir vielleicht deshalb die freie Zeit geschenkt. Ich soll aktiver werden.

Die Standpauke wirkte: Ich wollte Schrecken leeren. Und damit es schön spannend bleibt, bekommen alle die gleiche Botschaft, wenn ich ihre Abreise buche. Falls sie nicht ängstlich werden und aus der Stadt flüchten, versuchen sie vielleicht den Suizidkönig zu jagen. Vielleicht kommen sie darauf, dass der Typ, der kein X hat, sie einen nach dem anderen ausschaltet wie am Sicherungskasten vor dem Flug in den Urlaub.