Gönnhardt: Kapitel 12

Sternzeichen Waage.

Ein Fuchs, der sprechen konnte, war einfach zu interessant. Er konnte das goldene Ticket zum Pulitzer-Preis sein. So kam, was kommen musste: Journalisten machten Anne ausfindig. Das einzig Überraschende war, dass sie verhältnismäßig lange brauchten, bis sie die Telefonnummer von Anne herausgefunden hatten. Der Prozess dauerte ein paar Tage. Es wurden dabei Komplimente ausgesprochen und Scheine zugesteckt. Außerdem benötigte das Rechercheteam ein paar Verstöße gegen verschiedene Datenschutzgesetze.

Annes Mutter war eine eingefleischte Gewinnspielerin. Es gab kaum ein Formular, das sie nicht ausfüllte, kaum eine Postkarte, die sie nicht einwarf. Ein Mitarbeiter der Sektkellerei Lases verriet nach einer nicht unbeträchtlichen Geldtransaktion, dass eine der Frauen, die das Fernsehstudio mit dem Fuchs verlassen hatte, ihr Glück bei der Verlosung, die im Vorraum der Aufzeichnung stattfand, versuchte.

Es dauerte ein wenig, bis die Teilnahmekarte mit dem großen Herz aus Lippenstift gefunden war. Der Bestechungsversuch der Losfee war einfach einprägsam gewesen. Damit waren Name, Anschrift, sogar Sternzeichen und Lieblingsfarbe bekannt. Bald darauf auch die Telefonnummer. Über Frau Alt-Majeski gelangten die beiden Journalisten schließlich an die begehrte Ziffernfolge von Frau Jung-Majeski.

Das Telefon klingelte so früh wie möglich, um nicht mehr als Ruhestörung gewertet zu werden: 6 Uhr 59. Gönnhardt wurde von einem schrecklichen Jingle, das gut zu Jeanswerbung passen würde, geweckt.

Anne müde, verwundert über die unbekannte Nummer: Ja?!

Eine fremde Frau: Hallo, spreche ich mit der Frau mit dem Fuchs?

Anne: Ähm. Ich glaube schon. Und ich?

Pause.

Die fremde Frau: … und sie was?

Anne: Was? Wer ist da, mit wem spreche ich? Wer sind Sie?

Es stellte sich im Laufe des Telefonats heraus, dass Sie die persönliche Assistentin eines baden-württembergischen Politikers war. Denn die Assistentin hatte die Reporter ausfindig gemacht, die wiederum Anne aufgespürt hatten.

Nach ein paar Androhungen von rechtlichen Schritten und drastischen Konsequenzen gewährten Herr und Frau Reporter der Assistentin vorsichtshalber den Vortritt. Gewinnspielmanipulation war schließlich kein Kavaliersdelikt.

Schlaftrunken stimmte Anne dem Vorschlag der penetranten, jungen Dame zu. Nach Ende des Gesprächs war ein abendliches Treffen ausgehandelt. Ein Blick auf die Uhr überzeugte Anne, sich nochmal hinzulegen. Gemeinsam mit Gönnhardt verschlief sie den halben Morgen.

Irgendwann war der Mittag vergangen und der Abend da.

Die Assistentin stand im Flur. Sie stellte sich mit einem breiten Grinsen vor, das so falsch wie der sagenumwobene Fuffziger war. Gönnhardt war enttäuscht, als er die junge Frau im modernen Hosenanzug kennenlernte: Ach, Sie bringen gar keine Pizza?

Sie war erst irritiert, dann irritierend. Die junge Frau war so fixiert auf sich und ihre Aufgabe, sie schenkte diesem sprechenden Fuchs keinerlei Aufmerksamkeit. Der blonde Wirbelwind mit leicht-verrücktem Blick hatte die überdrehte Art, die nur junge Frauen, die möglichst viele Sprossen der Karriereleiter überspringen wollen, an den Tag legen. Sie quasselte viel zu schnell und deswegen schnell zu viel.

Das Plappermaul erklärte seinen Plan so hastig, nicht mal Anne kam mit – geschweige denn zu Wort. Enthusiastisch dirigierte die junge Frau den Kameramann durch die Wohnung, nachdem dieser mittlerweile seine Beruhigungszigarette vor der Haustüre fertig geraucht hatte und nachgekommen war. Die Räuchermännchen-Marionette musste wuseln und die Wohnung fernsehgerecht aufpäppeln. Hier wusch er Glasflächen ab, dort räumte er Möbel um. Ausnahmslos jedes Licht wurde eingeschaltet, dazu zwei Scheinwerfer und eine weiße Wand aufgestellt. Die Einwände von Anne wurden mehrfach und in immer anderen Worten abgewiesen: Das musste sein, damit der Star des Interviews auch im rechten Licht erstrahlen konnte. Ja, es wurde Licht. Jeder Showroom mit teuren Sportwagen war eine Dunkelkammer gegen das Wohnzimmer, als die beiden Gäste mit ihm fertig waren.

Gönnhardt und Anne saßen mittlerweile auf der Couch, schlürften Milch beziehungsweise Kaffee mit Zucker und Milch. Die kleingewachsene Assistentin streckte den Kopf in die Höhe wie eine Giraffe, damit ihr alle Anwesenden volle Aufmerksamkeit schenkten: Ich gehe mal unseren Hauptdarsteller holen. Er wartet in seiner Limousine und ist sicher ganz gespannt, dich kennenzulernen, Günther.

Anne räusperte sich. Gönnhardt schaute den Kameramann an, der wiederum peinlich berührt auf den Boden starrte.

Gönnhardt: Nicht schämen, ich finde Günther ist ein schöner Name.

Der falsche Günther: Die meint damit aber dich. Ich bin der Ulli.

Die drei Hinterbliebenen sahen sich erleichtert an, als das Karriereblondchen endlich aus der Tür verschwunden war. Ulli fragte, ob er auf dem Balkon eine Ziggi rauchen durfte. Diese Frau bereitete ihm nicht nur Kopfzerbrechen, sondern auch Kopfschmerzen. Anne konnte das nachvollziehen. Er durfte ausnahmsweise, aber nur wenn er die Balkontür fest zuzog.

Die zwei Hinterbliebenen sahen sich im Wohnzimmer um und schüttelten im Gleichschwung den Kopf. Anne war aufgrund der Energieverschwendung mäßig begeistert und schimpfte deshalb in ihre Tasse. In eine ähnliche Richtung ging auch Gönnhardts Wortbeitrag. Also nicht in den Kaffeebecher, sondern im Sinne von Meckern. Dessen Probleme mit der Hitze wurden nämlich durch die verschiedenen Lichtquellen, die leider schweißtreibend waren, multipliziert, addiert und dann zusammengezählt.

***

Dieses Kapitel ist ein Teil des Buches Gönnhardt: Füchse, Kriege, Flüchtlingskrise. Ich hoffe, dass dir die Kostprobe gefallen hat. Ich denke allerdings, dass es mehr Spaß macht, wenn man das Buch als Komplettpaket liest. Was dich trennt? Die Bestellung. Keine Sorge: Falls du das Buch kaufen möchtest, musst du nicht viel Geld ausgeben.

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