Entsorgung: Teil 7

Da wird uns immer weiter entwickeln, nicht nur wir beiden in unserer Persönlichkeit (bilde ich mir das nur ein, oder werden wie immer hübscher), sondern die Gesellschaft im Allgemeinen, ist es ein schwacher Grund, etwas zu behalten, nur weil es alt ist. Da sollte man wirklich fair sein. Wenn Sachen nicht mehr gebraucht werden, sollte man über das Alter hinwegsehen. Gleichberechtigung. Egal, wie lange du deinen Trümmer von Kerzenständer oder deine verdurstete Zimmerpflanze schon kennst, erlöse sie von ihrem Schicksal, du darfst aktive Sterbehilfe leisten.

Eine schwere Hürde ist der Gedanke: Aber das war mal richtig teuer. Wenn man mal den Preis, der vor vergangenen Tagen für ein Teil bezahlt wurde, außer Acht lässt, wird es leichter. Ein brummender Wecker hat vielleicht mal mächtig Euro gekostet, jetzt ist er aber keinen Cent mehr wert. Vom aktuellen Marktwert trennt es sich leichter. Sachen verlieren im Laufe der Zeit Nutzen und Wert. Nach deinen alten Kamellen schreit kein Jeck, also musst du dir nicht einreden, dass du sie behalten musst. Wenn das Ding wie neu aussieht, weil es nie benutzt wurde, hat man halt einen Fehlkauf gemacht.

Hammerhart bei Dingen, die schlechtes Karma versprühen, sein. Wer unangenehme Erinnerungen weckt: weg! Hier kann man den typischen Schuhkarton mit den Sachen von Verflossenen nennen, es sammeln sich aber auch andere Störenfriede, an denen unschöne Erinnerungen kleben wie Kaugummi unter der Schulbank. Dinge, die an Tage erinnern, an denen alles schief ging. Kleidung, in der Peinliches erlebt wurde. Es sind meistens die Dinge, wo man sich denkt: So ein Schrott. Einfach überwinden, in die Hand nehmen, zur Mülltonne rennen und reinstopfen. Ich mache Sachen, die ich einfach nicht weggeworfen bekomme, einfach kaputt oder zerschneide sie. Dann gibt es kein zurück mehr.

Bei der Gelegenheit kann man sich gleich die Mitbringsel aus den verschiedenen Urlauben zur Brust nehmen. In den Jahren sind die Souvenirs zu ausgebleichten Staubfängern aus einer anderen Zeit geworden, retro ist das nicht. Schöne Gedanken an die Tage hat man beim Anblick keine mehr. Fotos sind doch bessere Andenken, die brauchen auch weniger Platz.

Vom Entsorgen hält manchmal die Angst, dass man den Krempel doch noch brauchen könnte, ab. Aber will man hässliche Kleider, in denen man sich unwohl fühlt oder Küchengeräte, die für Idiotenarbeiten gedacht sind, überhaupt nochmal brauchen? Ich will zum Beispiel nie wieder Eier vor dem Abkochen anpieksen, das bringt doch gar nichts. Wenn ich den Eierpiekser wegwerfe, stört er mich nie wieder bei der Suche nach dem Dosenöffner. Ich will auch nie wieder das stinkende Parfüm riechen, das ich im vergangenen Jahrzehnt das letzte mal benutzt habe. Somit brauche ich den Flakon beim nächsten Badputz nicht mehr abwischen, der Quälgeist wandert samt Flasche in den Müll. Schau dich mal zuhause um. Welches Teil nervt? Was kann dich mal?