Das ist doch mal ein aussichtsreicher Tag. Ich habe den Grundstein für meine Comeback-Lovestory gelegt. Der Einkauf ist erledigt, ich hab mich fett mit Gemüse eingedeckt. Dazu bin auf einer Party eingeladen. Um keinen Rückzieher zu machen, natürlich auch Alkohol zum Vorglühen besorgt. Die Party kann steigen. Der Routenplaner war gnädig. Ich kann sogar zur Location gehen. Das spart Geld und Nerven. Laut Wegbeschreibung sind es nur 1,5 Kilometer.
Ich bin schon aufgeregt wegen heute Abend. Es ist diese angespannte Vorfreude, wenn man nicht ganz weiß, was einen erwartet. Das Internet hat nicht sonderlich viele Informationen zu der Disco ausgespuckt. Sieht absolut in Ordnung aus, nicht zu stylisch, nicht zu ghetto. Generell bin ich nicht so der Partytyp, aber ich brauche mal wieder Frauenkontakt. Was bietet sich besser als laute Musik mit dazugehörigem Alkoholkonsum an? Es muss nichts Handfestes daraus werden, aber wenigstens ein wenig flirten wäre zu wünschen wie bei einer Sternschnuppe.
Bei meinen Gedankenspielen merke ich, dass ich vom Anbaggern nicht so die Ahnung hab. Nach den etlichen Jahren Beziehung habe ich verlernt, was ich wusste – nicht viel. Mit Alex war es auch eher Zufall, sie war beim Kennenlernen die Mutigere von uns beiden. Ich werde mir später noch ein paar Flirtseiten anschauen. Mal sehen, ob es da brauchbare Tipps gibt. Irgendwelche Sprüche runterbeten ist jedoch keine Option für mich. Wenn ich so was aufsage wie den Spruch mit dem Vater, der ein Dieb ist, weil er Sterne vom Himmel holt, wird mein Vater zum Glaser, befürchte ich. Dann bin ich nämlich unsichtbar für die Frauen, weil ich mich in Luft auflöse.
Ich denke mal, dass es auf der Party wichtig sein wird, dass ich so aussehe, als ob ich Spaß habe. Und zudem selbstsicher wirke. Falls es nichts wird, finde ich vielleicht einen Saufkumpanen, das wäre auch nicht verkehrt.
Plan ist: bis 22 Uhr warmtrinken. Damit der Pegel auf der Fete stimmt und ich nicht vor den Augen aller 6, 7 Bier kippen muss, um nicht verkrampft den Boden zu studieren. Vor dem Losgehen nochmal duschen, damit ich nicht versoffen stinke. Ich muss hässlichen Mann im Spiegel aufpolieren. Ich saufe mich quasi selbst schön, bevor ich losziehe. Was für eine Aussicht.
Bin mal gespannt, was der DJ alles spielt. Wenn tatsächlich die Musik von früher kommt, sollte das Publikum auch auf meiner Wellenlänge sein. Zwischendurch gehe ich auch mal ans Pult, das wirkt sicher lässig. Da fällt mir ein, dass ich noch ein Hemd bügeln muss. Zum Glück hab ich in meiner Wut das neue Bügeleisen eingepackt. War schließlich ein Geschenk von meiner Mutter. Ich würde mir gerne weismachen, Alex auf der Arbeit Probleme wegen ihrer knittrigen Wäsche bekommt, aber Bügeleisen sind leider keine Mangelware. Schade.