Ich bin einfach ein Multitalent, seit heute sogar Geldeintreiber. Ich war früh wach, mal wieder schlecht geschlagen. Aufgeregt habe ich bei Johnny angerufen. Gemeint, dass wir uns treffen müssten: „Ist wichtig, wir haben etwas Geschäftliches zu besprechen.“
Er war überrascht, aber ließ sich überreden. Was er von der Verabredung erwartete, kann ich nicht sagen. Aber: Er rechnete bestimmt nicht damit, dass ich bezahlt werden wollte. Wir haben uns seit dem Auftrag wegen Zlatan zwar öfters getroffen, doch mehrere Gründe hielten mich ab, seine Schulden einfordern. Erstens dürften die Handlanger von Zlatan mittlerweile mein Gesicht vergessen haben, zudem dürfte es ein paar Tage gedauert haben bis diese stille Post Tim oder Johnny erreichte.
Ich hatte lange genug abgewartet. Heute musste es raus. Mir lag es gestern schon auf der Zunge wie Schokolade bei Genießern. Nach ein wenig Geplänkel, habe ich die Sache angesprochen. Ich mit Augenzwinkern: „Habt ihr schon was von eurem Freund Zlatan gehört?“
Johnny starrte mich mit seinem leeren Blick an – zum Reinschlagen. Bei Tim, der ebenfalls dabei war, mahlten die Mühlen scheinbar. Tim nach einer viertel Ewigkeit: „Ey, ja Mann. Der Typ ist tot, Mann. Schon geil, aber jetzt sehen wir die Kohle nie wieder.“
Ich, nickend, nachdem sich die beiden wieder eingekriegt hatten: „Apropos Kohle. Ich bekomme jetzt 200.“
Ich hatte es vermutet: Johnny weigerte sich zu zahlen. Er behauptete, dass es Zufall, ein Unfall war, ich mit der Sache gar nichts zu tun hätte. Die folgende Diskussion wurde gefährlich für mich. Ich war in einer kleinen Zwickmühle. Erklären, was ich gemacht habe, war natürlich keine Option. Aber deren Drecksarbeit erledigen und dann nicht mal entlohnt zu werden, schmeckte mir auch nicht wie Essen aus der Kantine. Also musste ich es mit Andeutungen und Drohungen versuchen. Ich, ruhig, Johnny fixierend: „Johnny, wenn du dir sicher bist, dass es ein Zufall war, brauchst du mir nichts zu geben. Wenn du dir unsicher bist, wäre es besser, wenn du dich an unsere Abmachung hältst.“
Es folgten Widerworte und Argumente von den beiden. Ich wiederholte meinen Standpunkt ohne abzurücken. Johnny versuchte sogar zu feilschen. Meine letzten Worten formierten sich zu einer Warnung. Es hat ihnen die Sprache verschlagen. Das betretene Schweigen hielt mindestens 10 Minuten, in denen Johnny – immer wieder nickend – nachdachte. Tim hat ihn schließlich aus seiner Trance geholt, als er sagte: „Der Anders hat schon recht. Ein Deal ist ein Deal.“